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3. Mauthausen ...
... ein Versuch der Vergangenheitsbewältigung ...

Donnerstag, 18.6.: Für heute ist ziemlich mieses Wetter angesagt. WheatherPro sagt bis ca. 13 Uhr Regen voraus. Die letzte Nacht hat es tatsächlich ordentlich geschüttet und jetzt, um 8 Uhr in der Früh, regnet es immer noch. Zwar nicht mehr stark, aber nass muss ich auch nicht unbedingt werden, daher habe ich mich gestern Abend entschlossen, erst nach 13 Uhr die ca. 80 Kilometer bis nach Mauthausen in Angriff zu nehmen. Es kommt dann überraschenderweise doch etwas anders. Jetzt genieße ich ein Frühstück - seit sehr langer Zeit mal wieder ein Frühstück - das ist normalerweise nicht meine Mahlzeit und ich lasse diese üblicherweise aus. Aber heute passt es, mir fehlen noch ein paar Kalorien von gestern und für die Strecke heute, darf ich ruhig ein wenig vorbauen. Es lockert um 10:30 auf, der Regen oder besser, das Nieseln hat mittlerweile aufgehört und ich beende meine Tätigkeit des Email-Beantworten der eingegangenen Mails der letzten Tage. Es sind ja doch ein paar liegen geblieben. 
Somit verteile ich mein Hab und Gut wieder auf meine Seitentaschen und meinen Rucksack, aber nicht bevor ich noch eine Runde mit der Drohne über den Gasthof zum Heiligen Nikolaus und den Campingplatz gedreht habe. Es zahlt sich allerdings nicht aus, dieses Video hier hineinzustellen - ein wenig öde und bei verhangenem Himmel kein Herzeigen wert.

Um 11 Uhr geht es los, ich verabschiede mich noch bei der Wirtin - heute sind 6 Gäste angesagt, es geht aufwärts - und wünsche ihr für die kommende Saison viel Erfolg ... aber da war ja die Geschichte mit den Eiern und den unterschiedlichen Nestern. Diese Familie wird finanziell überleben. 

Es ist frisch, trotzdem fahre ich nur mit dem Funktions-T-Shirt und meiner langen Sporthose. Beim pausenlosen Strampeln ist mir warm und ich überhitze nicht gerne von innen ;-). Wieder einmal bin ich alleine unterwegs, bis vor mir eine Familie auftaucht, die mir gestern schon begegnet ist. Mutter, Vater und zwei kleine Kinder auf winzigen Fahrrädern, dick verpackt in ihre Regenkleidung. Die Kinder mögen so 4-7 Jahre alt sein und als der Bub mich erkennt, ruft er "Schon wieder" - ich habe sie nämlich immer nett gegrüßt, er dürfte sich erinnert haben. Die Zwerge haben meinen Respekt, es sieht so aus, als würden sie den Donauradweg bis nach Wien fahren - eine tolle Leistung, wenn dem so ist. 

Ansonsten geht es ohne besonderen Vorkommnisse dahin. Es tauchen am Hang diverse Burgen auf, eine seht ihr unten und sehr viele Campingplätze mit überwiegend Dauercampern sind am Ufer zu finden. Bei Aschach wird von der südlichen auf die nördliche Seite der Donau gewechselt. Um über die Donaubrücke zu kommen, führt der Weg direkt hinter der Kirche hinauf in den Ort und von dort auf die Brücke. Von der Donaubrücke zeigt sich ein sehr schöner Blick auf den kleinen Ort.
Es geht weiter in Richtung Linz, an Wiesen und Feldern vorbei, das Wetter ist deutlich besser geworden und ich hoffe, es geht sich ohne Regengewand aus. Leider ist dem nicht so, kurz vor Linz beginnt es zu regnen und es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Regenjacke hervorzuholen. Es regnet nicht viel, aber eine Stadttour durch Linz, die ich ursprünglich mit eingeplant hatte, macht bei diesem Wetter nicht wirklich Sinn. Also erhasche ich einen kurzen Blick von der Nordseite der Donau auf das Linzer Stadtzentrum, passiere die Voest und dann sind es nur noch wenige Kilometer bis Mauthausen.
In Mauthausen herrscht das beste Wetter: Sonnenschein, warm, weit weg von Regen - hätte eine Stunde früher in Linz so sein sollen. Dann komme ich bei meiner Unterkunft eben früher an, zu früh, wie sich herausstellt. Bei meinem Quartier, dem Peterseil's Radl Zimmer ist derzeit noch keiner vor Ort, ich habe mich auch für deutlich später angekündigt, also werde ich mich in der Sonne trocknen lassen und warten. Nach wenigen Minuten kommt ein Herr, es stellt sich heraus es ist der Hausherr Stephan Peterseil und heißt mich herzlich willkommen. Stephan zeigt mir mein Zimmer, ein wunderschönes, neu renoviertes Zimmer ... ich fühle mich gleich wohl hier. Einige Zeit später kommt die Hausherrin, Anita und begrüßt mich ebenfalls. Im Garten vor dem Vierkanthof  stehen verschiedene Kirschbäume, hier dürfen sich ihre Gäste bedienen - ein sehr nettes Angebot ... die Umsetzung erfolgt auf dem Weg zum Einkaufen zum Hofer. Die Radl-Pension ist perfekt ausgestattet. Für uns Radler - aber wahrscheinlich wohl für alle Gäste ;-) - steht ein Aufenthaltsraum zur Verfügung, der neben einer Küchenzeile auch einen Kühlschrank mit diversen alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken beherbergt. Daneben befinden sich verschiedene Schnäpse, die ebenfalls in Selbstbedienung zu verkosten sind. Sollte ein Bier, oder etwas Anderes aus dem Kühlschrank genommen werden oder man sich mit einem Schnaps verwöhnt, dann kann es gleich bezahlt werden - auf dem Kühlschrank steht ein großes Sparschwein; die Möglichkeit sich es zu merken und anzuschreiben besteht auch. Das Vertrauen in die Gäste ist toll - warum findet man so etwas nicht öfters. Das ist Service ... apropos Service ... gerade als ich diese Zeilen schreibe, kommt ein weiterer Radler der heute hier Unterkunft gefunden hat, er bekommt seine obligatorische Einführung und dann werden wir auf ein Willkommensschnapserl eingeladen - Birne - sehr nett und vielen Dank! 

Zu beachten auf den unteren Bildern ist die liebevolle Gestaltung des Willkommens-Welcome-Sockel neben dem Eingang - auf diesem befindet sich ein kleines Rad. Auch sonst sind die Räumlichkeiten und die Gästezimmer sehr liebevoll gestaltet. Wie gesagt - zum Wohlfühlen.
Für heute schließe ich diesen Bericht und werde mich gedanklich und emotional auf den morgigen Tag - dem Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen vorbereiten. Aber dazu dann morgen mehr. 

Freitag, 19.6.: nach einer wundervoll durchgeschlafenen Nacht, ohne nennenswerte Lärmbelästigungen, die ersten machen sich erst kurz vor 6 Uhr durch die nicht weit entfernte Schnellstraße bemerkbar, stehe ich um 8 Uhr auf und gehe zum Frühstück. Es wartet schon ein gedeckter Platz auf mich und Anita fragt mich, ob ich ein weiches Ei möchte, was ich aber dankend ablehne. Es ist noch ein weiterer Radler hier, der mir schräg gegenüber sitzt (Social distancing - Corona). Anita, unsere Wirtin, setzt sich zu uns und wir plaudern miteinander. Der andere Radfahrer, ein ziemlich drahtiger Kerl, vermutlich so ungefähr mein Alter, kommt aus Ingolstadt. Er möchte seinen Sohn in Wien besuchen und es ist heute seine zweite Etappe ... seine erste Etappe war von Ingolstadt nach Passau - und das sind 180 Kilometer - WOW ... die Etappe gestern, von Passau bis hierhin sind nur so ca. 120 Kilometer - alle Achtung!!!!

Anita und der ganzen Familie Peterseil, muss ich an dieser Stelle nochmals ein Lob aussprechen; sie haben ihre Unterkunft unglaublich liebevoll gestaltet haben. Es sind die Details die sie zu einer echten Besonderheit machen. Ein paar ganz ganz wenige Details möchte ich euch nicht vorenthalten, daher stelle ich hier, mit Erlaubnis von Anita, ein paar Bildchen hinein. 

Schon die Rezeption ist im Grunde einzigartig, aber auch die kunstvoll gestalteten "Informationssteine" mit Info von WLAN Verbindung und Passwort auf dem Tisch im Zimmer sind erwähnenswert. Natürlich sieht man in vielem die Radverbundenheit und die Ausrichtung der Unterkunft für Radler. Besonders angetan haben es mir zwei Miniräder - soweit ich mich erinnern kann ein Mitbringsel aus Bolivien - sie sind voll funktionstüchtig. Die Kette lässt sich drehen, das Hinterrad bewegt sich dabei, sie haben Gummireifen und einen Ledersattel! Auch das originale Waffenrad aus dem Jahr 1929, was über dem Eingang zu meinem Zimmer steht ist sehenswert, genauso wie die Uhr im Frühstücksraum, ein Mitbringsel aus der tschechischen Partnerstadt. An vielen Stellen des Hauses und außerhalb des Hauses gibt es kleine Aufmerksamkeiten, die den Aufenthalt sehr angenehm machen. Die zwei kleinen Kätzchen auf der Bank beim Steinapfel, scheinen sich ebenso wohl zu fühlen. 
Ich habe mein Frühstück beendet und werde mich jetzt auf den Weg zu meinem Tagesziel machen. Doch bevor es soweit ist, fragt mich Anita, ob sie nicht noch ein Bild von mir und meinem Rad machen soll - warum eigentlich nicht. Ich habe mein Rad in der "Scheune" abgestellt, ich gebe ihr mein Handy und sie macht zwei Fotos. Dann ändert sie ihre Position, geht etwas in die Knie und meint, die nächsten Bilder sind besonders, die werden mir gefallen - ich schaue zunächst etwas verdutzt, doch das Ergebnis könnt ihr unten sehen, eine sehr nette Illusion ;-)))).
Nach dieser netten Überraschung geht es jetzt aber wirklich los. Bis zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen sind es nicht ganz fünf Kilometer. Meine Beine sind ein wenig schwer heute, keine Ahnung warum und ich bin dankbar, dass ich heute vermehrt meinen elektronischen Antrieb nutzen kann, die letzten Meter zur Gedenkstätte gehen nämlich ziemlich den Berg hinauf; natürlich wäre es auch ohne Hilfe gegangen - aber wenn ich diese schon einmal habe ...

Oben angekommen, finde ich die Fahrradabstellplätze nicht gleich, ich muss mich erkundigen - wenn man weiß, wo sie sind, kein Problem. Das Foto zeigt mal wieder deutlich, in welchen Zeiten wir derzeit leben (es ist immerhin schon 9:30, die Gedenkstätte öffnet um 9:00) - das Foto mit der spärlichen Ausnutzung der Radständer zu diesem Zeitpunkt und dem, als ich um 13:30 den Ort verlasse, stelle ich gleich einmal hier gegenüber - auch hier muss sich das "normale Leben" erst wieder normalisieren - es ist deutlich nicht ausgelastet. Üblicherweise sollten sich hier Schulgruppen tummeln, die ihren Jahresschlussausflug zu diesem Ort durchführen, doch sind natürlich auch die Parkplätze nahezu nicht besetzt. Nur wenige Autos sind zu sehen und auch während der gesamten Besichtigung sind nur wenige Besucher anzutreffen - das ist für die Jahreszeit vollkommen untypisch. Die nachfolgenden Bilder werden dies dokumentieren.
Der Eingang der Gedenkstätte bzw. die Information befinden sich ein wenig außerhalb des ehemaligen Konzentrationslagers. Es ist ein schlichtes Betongebäude wie es es an vielen Orten gibt, die diese Erinnerung aufgreifen. Ich habe dazu folgenden Link gefunden, den ich als sehr sehenswert erachte: Besucherforum KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Bedauerlicherweise wird die 45 minütige ORF III, Dokumentation über das KZ Mauthausen aus den besagten (Corona) Gründen derzeit nicht gezeigt. Daher gibt es hier den Link dazu: HISTORY: Mauthausen vor der Tür {Doku HD 2019} Ich habe diesen Film bisher selber noch nicht gesehen - hatte gehofft, diese Doku vor Ort zu sehen - werde sie aber sehr wahrscheinlich heute noch anschauen.

Bevor ich meine Rundgang beginne, erkundige ich mich noch, ob der Eintritt tatsächlich frei ist. Ein netter Herr kommt auf mich zu und bestätigt mir dies. Ich erzähle ihm, dass ich mir die InformationsApp schon aufs Handy geladen habe und meine Ohrstöpsel ebenfalls dabei habe. Er meint, das wäre nicht notwendig, denn es ginge auch über den Lautsprecher des Handys. Er bietet mir noch seine Hilfe bei der Bedienung der App an, die ich, auch wenn ich technichsch kein "Nackerpatzerl" bin, annehme. Wir kommen im Laufe der Erklärung ein wenig ins Gespräch - und, wenn ich dies am Abend schreibe, weiß ich nicht mehr genau wie wir dazu gekommen sind - er erzählt von seinem Saxophon und Jazzmusik, Auftritten mit Bands und so weiter. Wir tauschen uns aus und ich erzähle ihm, dass ich als Schüler die Jazz Bigband meines Gymnasiums für eineinhalb Jahre übernehmen habe dürfen. Ich habe damals als Bandleader Bariton Saxophon gespielt und das war für mich - damals vollkommen normal und nichts besonders Aufregendes. Im Nachhinein betrachtet (es hat einen Auftritt vor ca. 1500 Personen beim Schulkonzert in der Wuppertaler Stadthalle gegeben) eine unglaubliche Erfahrung - okay - soviel zur Selbstdarstellung ;-). Er spielt heute immer noch und er kennt die Jazzszene in Österreich sehr gut. Sein Hobby ist Jazz und sein Hauptberuf ist Gymnasiallehrer, leider weiß ich nicht mehr welches Fach/welche Fächer er unterrichtet. Dann kommen wir noch auf die Marke des Saxophons zu sprechen und ich bekomme einen Einblick, warum die Marken so einen hohen Stellenwert haben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welches Leihinstrument ich von 1978 - 1980 habe spielen dürfen, doch als der Name Selma fällt, weiß ich, dass es diese Marke war. Seinen Aussagen zur Folge reicht keine nachkommende Generation an dieses Fabrikat heran, da die Instrumente dieser Firma einen sehr schwingenden Klang haben. Nach meinen mehr als 30 Jahren zurückblickenden Eindrücken (das klingt schon seltsam ;-)), ist dies wirklich der Fall. Na jedenfalls kommen wir so jetzt endgültig ins Schwärmen und ich muss ihn fragen, ob er das "Vienna Bigband Project“ kennt. Na klar meint er und da haben wir einen gemeinsamen Bekannten/Freund - Anton Stift - ein Kollege auf der Chirurgie, der diese Bigband gegründet hat - Österreich ist klein und jeder kennt jeden. Toni und ich (beide Klarinette) haben übrigens gemeinsam mit unserem Kollegen Thomas Bachleitner (Piano) zeitweilig die Weihnachtsfeiern der Chirurgie Klinik musikalisch begleitet - mit der Beteiligung von Ferdinand Mühlbacher (Chello), dem damaligen Leiter der Universitätsklinik der Medizinischen Universität Wien - ein unvergessliches Erlebnis! Ich bedanke mich für den sehr inspirierenden Gedankenaustausch, gebe meine Ohrstöpsel ins Ohr und werde meine Tour beginnen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: die Eindrücke emotional und intellektuell zu verarbeiten und an dieser aStelle wiederzugeben, ist an einem Tag/Abend wahrscheinlich nicht gänzlich möglich. Daher bekommt die vorliegende Beschreibung von Mauthausen in den nächsten Tagen noch eine Überarbeitung ... und wird die nächsten Tage fortgesetzt ...

Was aber zumindest gilt und das ist meine tiefste Überzeugung ...

Niemals vergessen - Aktiv erinnern - Wehret den Anfängen

... die nächsten Stunden werden heftig werden - ich habe vor einiger Zeit Auschwitz und das Lager Birkenau besucht - es hat mich damals ganz einfach fertig gemacht. Dies wird heute in dieser Form nicht passieren, da die Eindrücke damals wesentlich persönlicher und emotionaler Natur waren - doch trotzdem ist es mir nicht egal, was mich erwartet.  

Wenn jemand von den Leserinnen und Lesern die heutige Tour mitverfolgen möchte, dann seid ihr herzlichst eingeladen. Es gibt unten die QR Codes für den Download der Apple oder Google App für die Führung durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Sie sollten funktionieren und es lohnt sich ... Aktiv erinnern!!!

Der Erzähler hat eine sehr angenehme Stimme; sie gehört dem österreichischen Theater-, Film-, und Fernsehschauspieler Cornelius Obonya.
Und hier die Bergfex App Aufzeichnung und der Link dazu: KZ-Gedenkstätte Mauthausen Dieser Link beinhaltet sehr viele Bilder, leider sind nicht alle Bilder unter den Pins vorhanden - möglicherweise waren Bergfex ca. 120 Bilder zu viel. Wenige Bilder befinden sich nicht auf dem Gelände, sondern irgendwo - dies dürfte wohl daran liegen, dass in den Gebäuden GPS nicht korrekt zugeordnet wurde. Ich folge hauptsächlich den Nummern des Audioguides, sodass in Kombination mit der installierten App, die KZ-Gedänkstättentour virtuell (aus meinem Blickwinkel) nachgegangen werden kann.
Was jetzt folgt, kann natürlich nur bruchstückhaft und lückenhaft wiedergeben werden; es ist eine sehr persönliche und eingeschränkte Sicht der Geschichte. Zunächst ein Auszug der offiziellen Information der Webpage: "Zwischen 1938 und 1945 waren etwa 190.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen in den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen oder in einem der Außenlager inhaftiert. Mindestens 90.000 Personen wurden getötet. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist heute ein internationaler Ort der Erinnerung und der historisch-politischen Bildung. Auf dieser Website finden Sie Informationen zum Gedenkstättenbesuch, zum Vermittlungsangebot sowie zur Geschichte des Konzentrationslagers." 

Es ist wie immer unfassbar, was hier geschehen ist, welches Leid die Menschen erfahren mussten ... es sind nicht die richtigen Worte zu finden ... es ist schwierig ...

Die App Mauthausen hat als einleitenden Text: "Das KZ Mauthausen gehörte zwischen 1938 und 1945 zu einem Netz von Konzentrationslagern, das sich über das gesamte Deutsche Reich und später auch über Teile der besetzten Gebiete erstreckte. Diese Lager dienten zunächst der Inhaftierung von politischen Gegnern und Angehörigen anderer, den Nationalsozialisten unliebsamer gesellschaftlicher Gruppen innerhalb des Deutschen Reichs. Nach Kriegsbeginn aber kam die Mehrheit der Gefangenen aus den besetzten Gebieten. Sie wurden neben politischen auch aus rassistischen Motiven in die Konzentrationslager verschleppt. 
Die meisten Gefangenen des KZ Mauthausen kamen aus Polen und der Sowjetunion, viele auch aus den Ländern Süd- und Westeuropas. Insgesamt fanden sich unter den Häftlingen Angehörige von mehr als 40 verschiedeneren Nationen.
Die Gefangenen waren in den Anfangsjahren im Hauptlager Mauthausen und im Zweiglager Gusen interniert. Ein Großteil leistete Zwangsarbeit in den Steinbrüchen. Ab 1942 entstand - ausgehend vom Stammlager hier in Mauthausen - ein Netz von über 40 KZ-Außenlagern, in denen die meisten Häftling als Arbeitssklaven in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden."

Mein Rundgang wird am Ende drei Stunden dauern, Ich werde hier ein paar  Bilder und Texte hineinstellen, sowie ein Audio Dokument (am Ende der Beschreibung des Tages, bitte bis zum Ende hören - es ist unfassbar).
Die folgenden zwei Bilder zeigen ein Denkmal (das Denkmal der DDR mit den Worten von Bertolt Brecht: „O Deutschland bleiche Mutter / wie haben deine Söhne dich zugerichtet / dass du unter den Völkern sitzest / ein Gespött oder eine Furcht!“ und die Todesstiege sowie die "Fallschirmspringerwand" (Wikipedia 20.6.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen)

"Zu den besonders schweren Grausamkeiten gehörte die sogenannte Todesstiege, eine Steintreppe, die den Steinbruch „Wiener Graben“ mit dem eigentlichen Konzentrationslager Mauthausen verband. Die Beteiligten des Steinträgerkommandos schleppten mehrmals täglich Granitblöcke über die insgesamt 186 Stufen der Treppe 31 Meter nach oben. Die „Todesstiege“ war der Ort zahlreicher Unfälle und Morde an Häftlingen, verübt durch Kapos und die SS-Wachmannschaft.

Inschrift am Fuß der Todesstiege:
„Ihre heute gleichmäßigen und normal hohen Stufen waren zur Zeit des Konzentrationslagers willkürlich aneinandergereihte, ungleich große Felsbrocken der verschiedensten Formen. Die oft einen halben Meter hohen Felsbrocken erforderten beim Steigen größte Kraftanstrengung. Die SS vergnügte sich unter anderem damit, die letzten Reihen einer abwärts gehenden Kolonne durch Fußtritte und Kolbenhiebe zum Ausgleiten zu bringen, sodass sie im Sturze, ihre Vordermänner mitreißend, in einem wüsten Haufen die Stufen hinunterkollerten. Am Ende eines Arbeitstages, wenn der Aufmarsch ins Lager mit einem Stein auf der Schulter begann, trieben die den Abschluss bildenden SS-Leute Nachzügler mit Schlägen und Tritten an. Wer nicht mitkonnte, endete auf dieser Todesstiege.“

„Fallschirmspringerwand“
Der Weg vom Kopf der Todesstiege hinauf ins Lager führt teilweise knapp am Abbruchhang des Steinbruchs vorbei. Eine 50 Meter hohe, fast senkrechte Felswand wurde von der SS dazu missbraucht, Häftlinge hinabzustoßen, wo ihre Körper entweder durch den Aufprall auf dem Stein zerschmettert wurden oder sie im Regenwasserteich ertranken.

Inschrift am Fuß der „Fallschirmspringerwand“:
„Diese steile Wand im Steinbruch wurden viele hunderte Häftlinge hinuntergeworfen. Sie zerschellten am Fuße der Wand oder ertranken in den tiefen Wassertümpeln. Oft stürzten sich auch Häftlinge, die die Qualen nicht mehr aushalten konnten diese Wand hinunter. Die SS nannte diese Todgeweihten mit grausigem Scherz ‚Fallschirmspringer‘. Die erste Gruppe niederländische Juden, die im Sommer 1942 nach Mauthausen kam, wurde von der SS diese Wand hinuntergeschleudert.“

Simon Wiesenthal berichtet:
„Juden in Mauthausen wurden selten erschossen. Für sie war der ‚Wiener Graben‘ bestimmt. An einem einzigen Tag, am 31 März 1943, wurden vor den Augen Heinrich Himmlers 1.000 niederländische Juden aus einer Höhe von über 50 Metern hinuntergeworfen. Die SS nannte sie ‚Fallschirmspringer‘. Das braune Volk amüsierte sich!“
Gefolgt ist dieses Areal von einem Bereich vieler Denkmäler, die von Staaten errichtet wurden, die hier ihre Opfer zu beklagen haben/hatten - eine kleine Auswahl ist auf den folgenden Bildern zu finden.
Danach betrete ich das innere Areal des ehemaligen Konzentrationslagers. Ich werde hier nicht auf die Barackenstruktur eingehen - bei näherem Interesse möchte ich nochmals auf die Audio App verweisen, die hervorragende Informationen gibt. Die Innenräume der letzten Baracke sind das Dokumentationzentrum. Sie beinhaltet die Dauerausstellungen („Das Konzentrationslager Mauthausen 1938 - 1945“ & „Tatort Mauthausen: eine Spurensuche“) und den "Raum der Namen".  Die Themenbereiche sind auf zwei Ebenen verteilt, ich beginne hier mit der Dauerausstellung "Das Konzentrationslager Mauthausen 1938 - 1945" und stelle ein paar Texte hinein, die zum Nachlesen anregen sollen. 
Das Untergeschoss zeigt die Dauerausstellung „Tatort Mauthausen: eine Spurensuche" und den "Raum der Namen" - auch hier findet ihr leider nur eine sehr unvollständige Darstellung - eine komplette Darstellung und das Hineinstellen aller Bilder würde diesen Blog vollkommen sprengen. Schaut euch die unten abgebildeten Zeichnungen der Häftlinge an, die Verarbeitung der Erfahrungen ist unfassbar ...
Der "Raum der Namen" listet die ermordeten Insassen des KZ Mauthausen auf Blöcken mit leuchtenden Namen auf, hier gibt es keine alphabetische Ordnung. In den Ecken sind traurig dicke Ordner zu finden, die die Namen alphabetisch auflisten - es ist zum Heulen wie dick diese Ordner sind (ich schätze die Stärke der Ordner auf ca. 30 cm) - ich versuche meinen eigenen Namen zu finden, beim Umblättern muss ich mehrere Stapel Seiten nacheinander nehmen, um diese im Ordner zu bewegen und bis "S" zu gelangen - mein Nachname ist unter den Opfern nicht zu finden.
Kurz vor dem Verlassen des Untergeschosses folgt noch die Gaskammer und das Krematorium (ich kann nicht anders als es so nüchtern zu schreiben, auch wenn es vollkommen schwer fällt, es fehlen nur die richtigen Worte). Die Wände sind mit Gedenktafeln, Bildern und Inschriften belegt. die ewiges Gedenken dokumentieren.
Nach dem Verlassen des Gebäudes gibt es noch einige Tafeln, die an berühmte Persönlichkeiten und spätere Politiker erinnern. Eine Persönlichkeit und Überlebenden des KZ Mauthausen möchte hier erwähnen.
Bevor ich diesen Teil des Blogs schließe, werde ich noch zwei Abbildungen gegenüberstellen, die die Überschrift am Beginn des Eintrages nochmals aufgreifen.. Die Rolle von Bundeskanzler Dr. Dollfuß wird in der Geschichtsschreibung sehr konträr diskutiert, dieses Plakat ist deswegen auch im Dokumentationszentrum zu finden. Das Bild mit der Mütze ist mit dem Audiofile unterlegt ... bitte bis zum Ende anhören. 

Wehret den Anfängen
Es ist nicht einfach nach dem Gesehenen zu der "Normalität" zurückzukehren und der Rest des Nachmittags ist schnell erzählt ...

Vor meinem Aufbruch zu der Gedenkstätte habe ich das örtliche Freibad ausfindig gemacht, es ist das Erlebnisbad und sie haben ein 33 Meter Becken. Ich möchte noch gerne 1,5 Kilometer schwimmen, bevor ich meine Unterkunft wieder aufsuche. Als ich am Bad ankomme, sind keine Badegäste zu sehen - fein denke ich mir, hast halt das Becken für dich alleine. Leider ist es etwas anders - in Wien haben die Bäder vor 3 Wochen geöffnet - hier öffnet das Bad morgen, Samstag und da bin ich schon wieder unterwegs. Eine kurze Nachfrage ob ich eventuell meine 45 Längen schwimmen dürfte, wird vom Bademeister natürlich verneint - verstehe ich auch - Eröffnung ist halt morgen. 

So fahre ich ins Quartier zurück und mache ein verspätetes Mittagsschläfchen, ist ja auch nicht so übel ;-). Später begebe ich mich in den Hof des Vierkanthofs, es sitzen dort schon drei sportliche Herren, Freunde, die eine Radtour unternehmen und auch auf dem Rückweg nach Wien sind. Ich esse meinen Salat (Hofer - der Salat ist mir echt abgegegangen die letzten Tage) und wir tauschen uns etwas aus. Zu uns gesellen sich dann noch die Wirtsleute, Anna und Stephan und der Seniorchef, sowie drei Vorarlberger, die ebenfalls bis nach Wien fahren, allerdings mit Startpunkt Salzburg. Es entwickelt sich eine nette Plauderei, bis ich dann beschließe, diesen Block weiter zu schreiben.

Irgendwann habe ich dann genug und möchte mir aus dem Kühlschrank des Aufenthaltsraums noch ein Bier holen und mir einen Schnaps aus der hervorragenden selbstgebrauten Kollektion der Familie Peterseil genehmigen. Die drei Vorarlberger sitzen dort und ich frage, ob ich mich dazusetzen darf. Wir kommen dann recht schnell ins Erzählen - die Drei sind, nach ihrer eigenen Beschreibung, die drei "S" - ihr Drei mögt mir bitte verzeihen, aber ich bin nicht so gut im Namen merken - wenn ich mich recht erinnere (und es ist um 24 Stunden zeitversetzt, wie ich diese Zeilen schreibe) sind meine sprachlichen AustauschpartnerInnen Stefan, Silvia und Sophie.  Wenn Ihr diese Zeilen lest und es stimmt nicht, bitte korrigiert mich ...

Um kurz nach 23 Uhr gehen wir dann auseinander, wir haben sehr sehr nett miteinander geplaudert und ich, für meinen Teil, habe es sehr genossen. 

Irgendwie ist es genug für heute, ein paar Bier, ein Schnapserl, viele Erzählungen in netter Gesellschaft .... es ist Zeit für's Bett ... wir hören/lesen uns morgen wieder ...
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