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Mittwoch, 8.6.: eine wundervolle Fahrt war das ... 74,4 Kilometer und 3:31 Stunden inclusive einer kurzen Pause.
Nach dem Packen meiner umfangreichen Ausrüstung (auch heute wird sich herausstellen, dass das vollbeladene Rad einfach zu schwer ist - mit soviel Gepäck werde ich nicht mehr reisen), einem kurzen Kaffee, dem Versorgen des Wohnwagens ... er ist jetzt nötigenfalls auch winterfest ... aber im Herbst werde ich vermutlich noch mal wiederkommen, mache ich mich um kurz vor 10 Uhr auf den Weg. Ich verabschiede mich von meinen Nachbarn und radele dann die ersten 25 Kilometer ausschließlich bergab nach Bruck an der Mur. Kurz habe ich überlegt, ob ich nicht meine Softshell-Jacke anziehe, es ist doch einigermaßen frisch, aber ich verzichte dann drauf, denn beim Strampeln (auch wenn es bergab geht) wird mir sicher warm werden. In Bruck fahre ich auf den Murradweg, den ich bis auf ein paar ganz kleine Ausnahmen, bis zu meinem Quartier in Knittelfeld auch nicht mehr verlassen werde. Zeitweilig geht der Weg fernab der S6 am Hang entlang. Überwiegend folgt er aber dem Tal flussaufwärts der Schnellstraße.
Nach 35 Kilometern erreiche ich Leoben - da war ich ja vor kurzem, allerdings zu Fuß bzw. mit dem Bus 😉 - biege im Ort in südwestlicher Richtung ab und komme an meinem vorgestrigen und gestrigen Email-Austausch vorbei. Ja, der Ortsteil Göss von Leoben oder besser die gleichnamige Brauerei, macht nach eigener Auskunft (ist wohl auch erfolgreich unabhängig getestet), das beste Bier Österreichs. Ein ganz ganz kleiner Abstecher, das Werksgelände der Gösser Brauerei liegt tatsächlich direkt am Radweg (Zufall oder nicht; dieses isotonische Getränk ist eigentlich immer willkommen - nur nicht, wenn ich auf meinem Zweirad unterwegs bin) ... und ich mach ein paar Bildchen. Das eine kleine, braune Hinweisschild vor dem Haus neben der kurzen Treppe, ist schlecht zu lesen, es ist der Hinweis zum Gösseum - es werden Führungen angeboten "Bierkultur interaktiv erleben". Wenn ich das nächste Mal bei meinem Wohnwagen bin, dann werde ich solch eine Führung buchen.
Gegenüber dem Eingang befindet sich das Gösser Bräu, ein Biergarten, der sicher auch mal einen Besuch wert ist. Um das Gelände herum, dem Murradweg folgend, komme ich an der Anlieferung und den lagernden Bierkisten vorbei - diese dürften wohl aber das Leergut sein, zumindest schaut es so aus.
Die Hälfte der Stecke liegt hinter mir, das Wetter ist perfekt für eine Radreise, nicht zu kalt, nicht zu warm, die Sonne sticht nicht, ich passiere noch eine sehr staubige "Angelegenheit", ein riesiges Schotterwerk und erreiche kurz vor 14 Uhr mein Quartier für die nächsten zwei Nächte. Irgendwie nett; ein vom Haupthaus abgelegenes Häuschen, mitten in einem Garten. Ich beziehe mein Einzelzimmer - leider mit Dusche und WC am Gang, dafür aber seeehr preisgünstig. Das Häuschen darf ich mir mit einer Dame teilen, die auf dem Weg aus dem nördlichen Niederösterreich nach Kärnten hier einen Zwischenstopp für eine Nacht einlegt.
Mittlerweile knurrt mein Magen, ich habe heute noch nichts gegessen und was mir in den letzten Woche echt gefehlt hat war Salat. Also fahre ich zum zwei Kilometer entfernten Hofer, versorge mich mit einer fertigen Salatschüssel und einem fertig marinierten Erdäpfelsalat in Essig und Öl sowie diversen anderen Kleinigkeiten wie Nussmix, Müsliriegel, ein paar Getränken - und, ach ja, beim schräg gegenüberliegenden DM mit einer neuen Packung Compeed Blasenpflaster. Ich werde spätestens ab Millstatt dann noch ein paar Pflaster brauchen. Meine jetzige Packung ist leider, bis auf ein Paar, aufgebraucht.
Mittlerweile ist es 18:15, die Abendsonne tut echt gut und das Schreiben des Blogs macht ebensolchen Spaß. Jetzt nehme ich mir ein Bierchen, in Gedenken an Gösser, genieße den Garten und lasse mal wieder die Seele baumeln ...
Donnerstag, 9.6.: ... bis um drei viertel neun, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und es langsam kühl wurde, sind Helga und ich noch vor dem kleinen Häuschen gesessen und haben recht intensiv miteinander geplaudert. Im Laufe unseres Austausches haben wir festgestellt, dass wir auch eine gewisse Zeit im selben Haus, im AKH gearbeitet haben müssen. Helga ist pensionierte Krankenschwester, auch gelernte Intensivschwester und hat im Alten AKH auf der Chirurgischen Intensivstation gearbeitet, somit hat uns gedanklich doch einiges mteinander verbunden. Es war ein sehr netter Abend und wenn ich mal in der Ötscherregion sein sollte, dann bin ich herzlich auf einen Besuch eingeladen. Vielen Dank dafür, die Einladung werde ich sehr gerne annehmen.
Wie erwartet, ist der Himmel heute morgen ziemlich verhangen, es ist auch Regen angekündigt, aber was soll's. Nach einem gemeinsamen Kaffee und einem kurzen Plauscherl, mache ich mich mit meiner Regenjacke bewaffnet, auf den Weg nach Spielberg zum Red Bull Ring. Witzigerweise liegt das Quartier Haus Irmi in Apfelberg, einem Ortsteil von Knittelfeld. Den aufziehenden Regen lassen die tiefhängenden Wolken erahnen und tatsächlich regnet es die nächsten fünf Kilometer bis zum Eingang des Welcome Centers des Red Bull Rings
Standesgemäß - also in Red Bull Rennatmosphärenmanier - wird man dort schon bei den Zufahrten begrüßt. Auch die 30iger Beschränkung ist hier ein wenig anders ausgeführt - nicht nur eine blöde runde Tafel 😉.
Jetzt aber ein paar Worte und Ausführungen zum Red Bull Ring (unter dem Link versteckt sich die Red Bull Ring Homepage). Die nachfolgenden Zitate habe ich Wikipedia entnommen: "Der Red Bull Ring ist eine Motorsport-Rennstrecke in der Stadtgemeinde Spielberg in der Steiermark, Österreich. Er wurde 1969 als Österreichring eröffnet und war in den Siebzigern unter dem GP Österreich in Zeltweg bekannt. Erst ab 1997 bis 2003 wurde der Kurs zum A1-Ring. Nach längeren Umbauten wurde er am 15. Mai 2011 wiedereröffnet." ... "Die Rennstrecke wurde im Jahr 1969 mit einer Länge von knapp sechs Kilometern gebaut und bis 1987 unter anderem für die Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Österreich genutzt. Die Anlage wurde am 26. Juli 1969 mit Trainingswettbewerben und einem Tourenwagenrennen eingeweiht." ... "2003 verabschiedete sich die Formel 1 ein zweites Mal aus der Steiermark, diesmal wohl hauptsächlich aus finanziellen Gründen – offiziell wegen des kommenden Tabakwerbeverbotes in der EU. Anschließend erwarb Dietrich Mateschitz mit seiner Red Bull GmbH das Gelände und wollte es zu einer Motorsport- und Flugakademie ausbauen. Es waren angeblich Investitionen von bis zu 750 Millionen Euro geplant. Aufgrund von Einsprüchen aus der Bevölkerung und eines negativen Bescheides des österreichischen Umweltsenats ließ Mateschitz wieder von den Plänen ab. Inzwischen war aber bereits mit Abbrucharbeiten begonnen worden, sodass die Rennstrecke in der Folge nicht benutzbar und durch den Teilabbruch auch die vorhandene Betriebsgenehmigung erloschen war.
Nach intensiven Bemühungen der steirischen Politik war es jedoch anfangs gelungen, ein Nachfolgeprojekt in die Wege zu leiten mit dem Ziel, die Rennstrecke wieder zu reaktivieren und daneben als Teststrecke für die Industrie interessant zu machen. Als Partner waren wiederum Red Bull beteiligt, zudem die Konzerne KTM, VWund Magna. Geplanter Baubeginn für die neue Rennstrecke war 2007. Nach dem Ausstieg des Volkswagen-Konzerns aus dem Projekt wurde der Wiederaufbau zunächst nicht durchgeführt.
Im April 2008 wurde bekannt, dass Red Bull die bereits abgerissene Rennstrecke wieder aufbauen wollte. Zusätzlich sollte auch die alte Westschleife renoviert und an die „neue“ Rennstrecke angebunden werden.[6][7] Die Rennstrecke erhielt den Namen Red Bull Ring." https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Bull_Ring Wikipedia, 9.6.2022
Im Eingangsbereich werde ich gleich linker Hand von einem Souvenir-/Bekleidungsshop und rechter Hand von einem Café empfangen. Geradeaus befinden sich die Kassen, leider gibt es auch nach Nachfrage keine private Führung, da heute nur Führungen für Firmen geplant sind. Es wird mir aber versichert, dass die Ausstellungsbereiche auch so frei zugänglich sind. Also mache ich mich auf Entdeckungstour - von draußen sind doch intensive Motorengeräusche zu hören. Trotz Regens scheint sich etwas auf der Strecke zu tun. Die netten Autos im Eingangsbereich, mit im Hintergrund laufenden Werbevideos für die umgebenden Hotels, gehören bestaunt 😉 ...
Noch ein wenig durch den Shop geschlendert und dann geht es zur "Galerie der Legenden". Diese befindet sich in einem ein Stockwerk tiefer gelegenen Gang, der unter der Rennstrecke durchführt und an der linken Wand einige Ankündigungen in Posterformat der ehemaligen Motorsportereignisse zeigt sowie an der rechten Wand die Formel 1 Legenden. Von diesen möchte ich die zwei österreichischen Motorsport Legenden hervorheben: Jochen Rindt und Niki Lauda.
Den Tunnel durchquert und dann ein paar Stockwerke höher, habe ich einen tollen Blick von der Außenterasse auf die Rennstrecke (mit dem bekannten stählernen Red Bull Stier auf der Wiese) und freie Sicht auf die Zielgerade des Red Bull Rings. Zwei rote Ferraris drehen bei miesem Wetter ihre Runden. Der Sound der Motoren ist schon beeindruckend, allerdings wird meines Erachtens die Formel 1, ein umweltbedingtes Ablaufdatum haben und im nächsten Jahrzehnt (oder vielleicht in zwei Jahrzehnten) von der Formula E abgelöst werden.
Ein kurzes Video kann nur andeutungsweise die Geschwindigkeit zeigen, in welcher das Gefährt an mir vorbeirast. Mir fällt beim Schreiben dieser Zeilen ein, dass ich nach einem Kongress in Miami und ein paar anschließenden angehängten Urlaubstagen bei einem Rennen der Indycar Series Zuschauer beim Stadtkurs war. Ich hatte einen recht guten Platz an einem Zaun ergattert, doch die Rennautos, die vorbeikamen, waren im Grunde fast nicht zu sehen - sie waren einfach viiiiiel zu schnell.
Ich schaue eine zeitlang den im Kreis fahrenden Autos (mit Fahrern 😜) zu, ist schon irgendwie faszinierend. Es gesellen sich dann noch ein paar silberne Porsche hinzu - eventuell ist das ein teambildendes Event einer der angesprochenen Firmenführungen - und plötzlich ist zusätzlich noch ein offensichtliches Privatauto auf der Strecke (Video in Zeitlupe aufgenommen), es hat ein "ganz normales" Straßenkennzeichen. Auch für den Test mit dem eigenen Auto kann man die Strecke anscheinend mieten.
Noch eine Bemerkung zur Zeitlupenaufnahme: diese habe ich mit meinem iPhone 13 pro aufgenommen. Wenn das "Privatauto" ein halbwegs flüssiges Video wiedergibt, dann ist das Zeitlupenvideo mit dem Ferrari (hier nicht gezeigt) nahezu nicht zum Anschauen. Es ist total "abgehackt", die Zeitlupenfunktion kam mit der Geschwindigkeit anscheinend nicht klar - das Auto war einfach zu schnell.
Zum Abschluss meiner "privaten" Führung stelle ich hier das Plakat der ersten großen Veranstaltung des Österreichring hinein - diesmal ganzseitig, weil es ja doch ein historisches Ereignis für den österreichischen Motorsport war. Ob es dann wirklich die erste Veranstaltung war oder die ersten Großveranstaltung, konnte ich leider nicht eruieren. Allerdings wird es zumindest eine der ersten, wenn nicht die erste gewesen sein, da der Österreichring genau in diesem Jahr, 1969, fertiggestellt wurde. Der Artikel auf Wikipedia Großer Preis von Österreich (Wikipedia, 9.6.2022) bietet historische Informationen.
Die Zeit vergeht wie im Flug, ich habe ca. eineinhalb Stunden hier verbracht - so oft werde hier nicht mehr vorbeikommen, es hat sich ausgezahlt, auch ohne Führung. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und ich gehe die fünfeinhalb Kilometer zurück zu meinem Quartier, mit ein paar kleineren Umwegen zum Interspar, zum XXXLutz um Möbel zu schauen, in einem weiteren Geschäft einen Schraubendreher zu kaufen - meine Halterung von meiner Lenkradsatteltasche lockert sich ständig und das nervt - und dann fahre ich zurück zum Quartier.
Meine Vermieterin empfängt mich und wir kommen ins Gespräch. Ein sehr sehr nettes Gespräch mit der alten Dame. Im Verlauf unserer Plauderei beklagt sie sich bitterlich über eine Bewertung ihrer Unterkunft in Booking.com durch zwei Herren, die vor einigen Tagen hier waren. Sie waren schwer enttäuscht, dass es kein Frühstück gegeben hat, es wurde das Frühstück in früheren Bewertungen so sehr gelobt. Voraussetzung für Buchungen und Bewertungen ist, dass man lesen kann und Frühstück wird mittlerweile nicht mehr angeboten. Weiters hatten die Herren bemängelt, dass diese Unterkunft wohl nicht touristisch ist, sondern puristisch sei ... und dieses Wortspiel ist nun wirklich böse. Was wird bei einer Unterkunft für 30€ pro Nacht erwartet? Doch wohl kein 5* Hotel. Es gibt hier alles was man braucht, es ist sehr sauber, hat eine sehr gute Dusche - ich habe schon andere erlebt - es gibt eine Küchennutzung mit gut funktionierendem Kühlschrank und die Gartenbenutzung inmitten der Obstbäume ist wirklich spektakulär. Bis zum Sonnenuntergang scheint die Sonne (wenn es dann Sonne gibt 😉) ... und das Verweilen vor dem Haus ist eine echte Wohltat. Mir tat die Dame wirklich sehr leid, da sie es sich echt zu Herzen genommen hat (sie war den Tränen nahe) und deswegen auch um ihren wohlverdienten Mittagsschlaf gebracht wurde, es beschäftigte sie einfach zu sehr. Ich jedenfalls fühle mich sehr wohl hier und komme gerne wieder!
Ach ja, übrigens, es war heute ja wieder Gehen angesagt und Gehen bedeutet (wenn ich mag und dazu aufgelegt bin) auch Buch hören. "Die Knochennadel" hatte ich ja in Tragöß abgeschlossen; ich habe einen neuen Krimi von Andreas Gruber heruntergeladen, "Herzgrab". Auch hier waren die Rezensionen super und es fängt mal wieder sehr vielversprechend an. Diesmal ist es nicht nur von Achim Buch gelesen, es gesellt sich Katja Hirsch hinzu - bin gespannt, wie sich das Duo entwickeln wird.
Das war's dann wohl für heute, morgen geht es dann weiter nach Murau, wo ich vor einigen Tagen schon eine Brauerei Besichtigung gebucht habe, diese beginnt dann um 16 Uhr und ich freue mich schon echt darauf ... natürlich auch auf's Radfahren 😜 ... also dann bis morgen ...
Freitag, 10.6.: ... kurz vor 13 Uhr, ich bin in Murau angekommen. Es war eine nette Fahrt, ohne sonderliche Vorkommnisse. Von Knittelfeld über Spielberg und Zeltweg nach Judenburg. Zunächst einen Molkereibetrieb passiert - die Bemalung der Wand der Fabrikshalle ist nett, dann in Zeltweg ein Miniabstecher zum größten Flughafen (Fliegerhorst) des österreichischen Bundesheeres Hinterstoisser. Um 9:30 waren noch keine Draken am Himmel, die hat es gestern und vorgestern gegeben - Top Gun live - ehrlich! Die Flugkünste, Schrauben in den Himmel gedreht und höllisches Tempo in nicht allzu großer Höhe, waren schon beeindruckend. Der Lärm war unglaublich - am Mittwoch, als ich nach meiner Ankunft beim Hofer einkaufen war, hatte ich mich kurz mit einem Herrn vor dem Geschäft unterhalten - wir mussten unser Gespräch unterbrechen, da wir uns sonst bei dem Fluglärm nicht verstanden hätten.
Insgesamt hat die Fliegerei eher ein sehr ungutes Gefühl hinterlassen, wegen der kriegerischen Situation in dem Land, dessen Grenzen sich gerade einmal ca. 700 Kilometer Luftlinie von hier befinden. Es ist einfach zum Verzweifeln. Wenn ich auf Google Maps gehe und die Entfernung von hier nach Donbas eingebe, dann sind es ca. 2.200 Kilometer. Alleine dieser drastische Unterschied zeigt, wie groß das GRÖSSTE europäische Land, die Ukraine ist.
Das Wetter wäre heute zum Fahren eigentlich perfekt, wenn sich einer der Wettergötter seit dem Anfang meiner Tour (und ich meine wirklich von Anfang an und nicht nur heute) gegen mich verschworen hätte. Der Regengott hat es bisher sehr sehr gnädig gemeint, auch der Sonnengott war während meiner Fahrten (und ich erinnere mich an das ganze Gegenteil vom letzten Jahr) auf meiner Seite. Allerdings spielt mir der Windgott übel mit - seit dem ich fahre, habe ich, bis auf wenige Ausnahmen Gegenwind - und das ist nicht nur Fahrtwind, so schnell bin ich nun auch wieder nicht 😉. Die Wege wären super, wenn es zum Beispiel heute nicht konstant aus Südost entgegen stürmen würde - vermutlich vertraut der Gott des Windes auf mein eBike und meinen Akku - soll sein ...
Ich fahre auf wundervollen Feldwegen, passiere Brücken oberhalb von Eisenbahnlinien, dann sehr phantasievolle Brücken über die Mur (eine davon seht ihr unten), komme an großen Solarfeldern vorbei und erreiche nach etwas über drei Stunden Fahrt Murau. Es waren immerhin 66,1 gefahrene Kilometer (ein paar Umwegmeter waren auch dabei - entweder verfahren oder Umleitungen, weil es Straßenbauarbeiten gab) und 670 HM im Anstieg. Mit Wind waren die diesmal echt lästig, obwohl die Strecke nun echt nicht die längste, jedoch eine sehr schöne war.
Ich habe ja heute noch einen "Termin" - um 16 Uhr wird es eine Führung durch die Murauer Brauerei geben. Zunächst aber wird wieder einmal der Hofer (nur 800 Meter entfernt) für einen Salat bemüht; ich hatte es schon erwähnt, am Zenzsee ist mir der Salat echt abgegangen und ich habe jetzt einen ordentlichen Nachholbedarf. Wieder gibt es einen fertigen Salat mit Mais und Croutons und dann noch einen marinierten Erdäpfelsalat - von diesem werde ich morgen auch noch zehren - ich mag ihn einfach seeehr im Moment 😉 ...
Eine kurze Mittagsruhe und dann geht es zur Brauerei, ich hole mein gebuchtes Ticket ab und warte auf die Führung, die pünktlich um 16 Uhr beginnt. Es gesellt ich noch eine sechsköpfige "Salzburger" Gruppe hinzu; in Anführungszeichen deshalb, weil sich später herausstellen wird, dass die einzelnen Teilnehmer, zwar gut miteinander bekannt/befreundet, aber doch aus den unterschiedlichsten Regionen um Salzburg kommen.
Die Führung beginnt in der Brauerei der Sinne, sie ist echt nett präsentiert; unsere Dame hat sich sehr viel Mühe gegeben und einige interessante Details und Anekdoten berichtet. Zunächst bekommen wir einen Kurzfilm präsentiert, der auf die Historie der Brauerei eingeht, immerhin wurde sie bereits im Jahr 1495 zum ersten Mal erwähnt. Dann folgen verschiedene Räume, die zum einen historische Brauinstrumente zeigen, wie das "Gerät" zum Filtern des Festtagsbieres - zwischen den Lamellen waren Tücher angebracht, die die Rückstände herausfilterten und so ein sehr klares Bier erzeugten.
Um auch alle Sinne anzusprechen, gab es zusätzlich verschiedene Duftproben, die ebenfalls dem Bier zugemischt werden. Es wurden Teststreifen viermal nacheinander aus vier Duftspendern besprüht und wir durften riechen/raten, um welchen Duft es sich handelt. Begleitet wurde die Tour auch durch Erklärungen von Wolfgang Böck (nein, er war nicht persönlich anwesend, sondern wurde in Lebensgröße auf eine "Leinwand" produziert - trotzdem sehr nett und sehr lebensnah).
Die Kupferkessel, die während der Lockdowns der Pandemie auf Hochglanz gebracht wurden, sind wirklich beeindruckend und immer ein Foto wert. Auch die vielen Preise, die die Murauer Brauerei in den letzten Jahren international erhalten hat, sind erwähnenswert. Dazu gehört unter anderem der Weißbier Preis 2019; die Murauer Brauerei hat sich immerhin gegen ca. 35 bayerische Mitbewerber durchgesetzt. Es sind noch weitere Prämierungen zu sehen, die unter dem den Prämierungen nachzulesen sind; wirklich sehr beeindruckend!
Am Ende der Führung gab es natürlich auch noch eine Bierverkostung von fünf unterschiedlichen Bieren - nein, keine 0,33 oder 0,5 Liter Gläser, es war eine Verkostung aus Gläsern, die wir dann zum Abschluss auch als Geschenk erhalten haben. Mal sehen, ob das Glas meine Tour überlebt - ich werde sorgsam auf das kleine, gebrechliche Gebilde acht geben. Auf dem Bild unten seht ihr das Verkostungsglas und die zufriedene Salzburger Runde.
Die Gruppe war eine nette Truppe und die leichte Plauderei am Ende der Führung hat Spaß gemacht. Das Gruppenbild der "Salzburger" darf ich mit ihrer Genehmigung hier in den Blog stellen. Habt weiterhin eine gute Zeit!
Jetzt aber folgt ein ganzseitiges Foto ... meine Tochter Miriam hat heute ihren 25. Geburtstag und ich bin leider nicht zu Hause, um ihren Tag mit ihr zu feiern. Daher auch auf diesem Weg, natürlich hatten wir heute miteinander telefoniert, nochmals die allerliebsten Glückwünsche mein Töchterlein!
Das ist ein eher witziges Foto, da es in einer halbwegs "normalen" Portion aufgenommen wurde (90° aufrechte Position) und dann einfach um 90° gedreht wurde - der Effekt ist echt verblüffend und wirkt eigentlich echt! ... na ja ….. so gelenkig wäre ich nun wirklich nicht ... (das Bierglas rechts am Tisch wirkt unnatürlich, alles andere wäre okay)
Die Führung ist um 18 Uhr beendet, ich verabschiede mich von der Salzburger Gruppe, schlendere in Richtung meines Quartiers, dem Alpin Hotel Murau (eine ehemalige Post- und Telegraphenstation) und beginne diesen Blog zu schreiben. Vorher komme ich noch an der Bierapotheke vorbei, die eventuell morgen einen Besuch wert ist. Murau ist ein nettes kleines Städtchen und vielleicht habe ich noch die Gelegenheit, die Burg zu besichtigen. Der eigentliche Plan ist, dass ich morgen auf die Frauenalpe gehe.
Vorher kommt heute Abend allerdings der österreichische Fußballschlager in der Nations League, das Länderspiel gegen den Weltmeister Frankreich ... mal sehen, wie das ausgehen wird.
Also dann ...
Samstag, 11.6.: ... nach 1.170 HM, 19,4 Kilometern und 4:53 Stunden unterwegs, bin ich wieder zurück. Es war echt der Hammer. Ein irrsinnig schöner Weg hinauf zur Frauenalpe, direkt beim Alpin Hotel beginnend. Zunächst durch Wald bis zur Murauer Hütte auf 1.586m (laut Bergfex - laut Hüttenschild 1.660m - aber egal). Dann, entlang an verschiedenen Almhütten über einen leichten Weg bis zum Gipfel. Die Bilder unten sprechen für sich. Das Wetter war zwar nicht so prickelnd wie erwartet und angekündigt, doch es war perfekt zum Gehen (und 500 HM in einer Stunde sind ja nicht übel 😜 ... es wird und ich denke, dass ich konditionell ganz gut drauf sein werde in zwei Wochen). Das letzte Bild der Serie unten zeigt die aufgelassene Lifttrasse des Skigebiets Frauenalpe. Der Betrieb wurde irgendwann eingestellt.
Die Ausblicke in die Umgebung haben sich ausgezahlt; der Hausberg der Murauer ist nicht umsonst einer DER Aussichtsberge in der Umgebung. Oben am Gipfel habe ich eine steirische Familie kennengelernt, die unter anderem auch eine Drohen-Familie ist 😉, ihre Drohen allerdings nicht dabei hat ... ich habe meine dabei und mache ein zweieinhalb minütiges Video, was ich nach meiner Rückkehr am Handy (mit allem drum und dran, inclusive Musik) bearbeitet habe. Ist schon echt irre, was mittlerweile technisch ausschließlich mit dem Handy möglich ist. Also dann viel Spaß beim Video und einem weiteren Ausblick in die Region ...
So ... und jetzt muss ich mich entschuldigen, weil ich zwei Motorradkollegen kennengelernt habe (vielleicht mache ich nächstes Jahr wieder eine Motorradtour 😉). Wir plaudern miteinander und planen dann, gemeinsam zur Murauer Brauerei auf ein nettes Abendessen und ein gepflegtes Bier zu gehen ... später dann vielleicht mehr 😉 ...
WOW, wer hätte das gedacht - ein Abend, wie er so nicht geplant war ... nach dem Schreiben meines Blogs treffen wir uns, Thomas & Christian, in der Lobby und gehen dann gemeinsam zur Murauer Brauerei zum Gastgarten im Freien. Der Weg dorthin geht entlang der Mur, zeigt mir neue Einblicke in das Städtchen, unter anderem kommen wir am Zeughaus vorbei.
Es sind ja nur wenige Meter zur Brauerei ... wir suchen uns einen freien Tisch, bestellen zunächst ein Bier und beginnen, intensiv miteinander zu plaudern. Unsere Dreier-Konstellation ist perfekt, da sie sich aus einem Heizungstechiker, einem Physiker mit medizinischer Erfahrung und mir zusammensetzt. Die Gespräche, die sich im Laufe des Abends ergeben, streifen grundlegende physikalische und chemische Wissensbereiche, sowie auch tiefergreifende medizinische Bereiche. Es macht einen unfassbaren Spaß mit euch Beiden zu diskutieren. Dieser Abend hat mein Leben sehr bereichert - vielen Dank euch Beiden dafür! Natürlich wurde auch gut gegessen und nebenbei auch ein paar gepflegte Bierchen getrunken.
Am rückwärtigen Eingang des Biergartens befinden sich einige Hochbeete mit Kräutern, von denen der Koch seine Kräuter/Gewürze zeitweilig zur Zubereitung seiner Speisen frisch erntet.
Nach dieser "Eingewöhnungsphase" sind wir dann, in die (schon gestern erwähnte) Bier-Apotheke übersiedelt. Auch das war nett und unsere Diskussionen wurden vertieft 😉. Was soll ich sagen, unsere Dreier-Konstellation macht einfach Spaß, es geht uns nie der Gesprächsstoff aus; wir haben uns heute erst kennengelernt, uns aber auf Anhieb verstanden. Wie immer ... zur richtigen Zeit am richten Platz.
Wir verbringen in der "Apotheke" eine kurze Zeit und dann möchte uns Thomas noch seine entdeckte "Panorama-/Aussichtsbrücke" zeigen. Wir spazieren ungefähr 15 Minuten bis zur besagten Brücke ... und ehrlich ... es zahlt sich echt aus. Die Rantenbachbrücke ist faszinierend, die Aussichtsplattform gibt einen tollen Einblick, flussauf- und flussabwärts.
Danach geht es zurück ins Dörfchen (wir haben gelernt, dass Murau ca. 3.000 Einwohner hat - wir hätten mehr vermutet) und zurück zum Hauptplatz. Kurz davor begegnet uns noch ein "Lebensmittel-Automat". Aus diesem "ziehen" wir uns noch jeder ein Bier - natürlich ein Murauer - und ... auch das gibt es dort, einen Steirer Kren im Glas (im grünen Kreis unten 😉) ... den wir als Snack auf der Bank vor der Pestsäule des Hauptplatzes verzehren (der ist echt nicht ohne … ordentlich scharf). Wir genießen aber die milde Abendluft und die tolle Aussicht auf das angeleuchtete Schloss oberhalb von Murau.
Vielen Dank Thomas und Christian für den tollen Abend - ich hatte echt nicht mit euch und diesem Abend gerechnet. Morgen geht es für uns Drei dann in unterschiedliche Richtungen .... mich wird mein Weg nach Millstatt führen ... aber das ist ein anderes Kapitel ...