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3. Etappe - Pyrenäen
... der Weg ist das Ziel ...

8.7. Samstag: die Sonne weckt mich nicht so wie ich es erwartet hatte – es ist 6:45 und noch immer nicht so „richtig“ hell. Laut Wetterbericht sollte es strahlenden Sonnenschein geben; das Zelt geöffnet und es schauen mir Wolken entgegen. Nicht besonders dicht, aber ziemlich verhangen. Das wird sich im Laufe des Tages noch geben – WeatherPro hat bisher immer gut funktioniert. Okay, dann stehe ich auf, mache mir einen Kaffee (Cappuccino aus dem Beutel), packe mein Zelt und das ganze Drumherum zusammen. Um 8:30 komme ich weg …
… und jetzt beginnt das Motorradfahren. Die Autobahnheizerei bis hierher war ja nur als Streckenbewältigung dienlich. Ich gebe also in mein Navi „La Seu d’Urgell“ über Andorra und kurvenreiche Strecke ein – unter anderem natürlich auch "Mautstraßen vermeiden" – und schon kann es losgehen. Für die ca. 240 Kilometer werden mehr als 5 Stunden berechnet. Ist schon okay, ich habe ja den ganzen Tag Zeit und es hetzt mich nichts und niemand. Freue mich auf eine entspannte Fahrt mit vielen Kurven und tollen Eindrücken – es wird sich dann ein wenig anders entwickeln als ursprünglich angenommen, aber erst mal fahre ich die ersten Kilometer durch Südfrankreich an vielen kleinen Burgen vorbei – die Straße dürfte etwas bekannter sein, denn es taucht von Zeit zu Zeit das Schild (s. Bild) auf, dass diese Straße als Burgen und Weinstraße bezeichnet. Echt nett!!!
Die Straße ist toll, sie deckt sich mit einer Reisebeschreibung, die ich in einer Motorradzeitschrift entdeckt hatte und dieser Tour folge ich jetzt mehr oder weniger. Eine Kurve schlängelt sich an die nächste, eine Schräglage an die andere – 200 Kilometer Autobahn sind lächerlich dagegen, stundenlang die Konzentration aufrechthalten und keine Fahrfehler begehen ;-) ist auch nicht ohne. Im Grunde echte Knochenarbeit. Ich spüre auch noch, den bisher nicht erwähnten Muskelkater in der Schulterpartie – Motorradfahren ist wirkliche Kraftanstrengung, macht aber höllischen Spaß. Eine kurze Rast neben einer öffentlichen Telefonzelle in einem kleinen netten Ort, einen Müsliriegel gegessen und schon geht es gestärkt weiter. 
Es geht eine Straße hinauf und kurze Zeit später erreiche ich den ersten „Col“, den Col du Chioula auf 1.431m Höhe. In der Ferne zeigen sich, entgegen der Wettervorhersage dunkle Wolken, die eigentlich nichts Gutes versprechen. Aber in diese Richtung muss ich, dort liegt Andorra. Wieder unten im Tal, oder zumindest doch einige Höhenmeter tiefer, verdunkelt sich der Himmel zusehends. Andorra ist angeschrieben und es beginnt leicht zu tröpfeln, Motorradfahrer ziehen ohne Regengewand vorbei – entgegenkommende Kollegen haben doch Regenkleidung an. Also mache ich einen kurzen Halt, packe meine Goretex Innenhaut für die Motorradjacke aus, verbinde beides miteinander, ziehe noch meine Regenhandschuhe an … und schon bin ich wasserdicht ;-). Bei den letzten Handgriffen fängt es an zu schütten, wie aus Eimern – tja, wir haben Hochsommer und Sommergewitter sind ja nie so richtig ausgeschlossen. Die Blitze fegen herum, es donnert und grummelt und es regnet – aber ich bin ja wasserdicht und mein Motorrad fährt auch brav dahin. 
Weiter geht es nach Andorra la Vella, in die Hauptstadt von Andorra und zum Hardrock Cafe. Tja, leider Fehlanzeige – ich hätte doch besser nachschauen sollen, das Hardrock Cafe wird erst nächstes Jahr eröffnet, zumindest ist das die Auskunft von Einheimischen. Eine Suche im Internet ist auch nicht möglich, da Andorra entweder kein Datennetz hat oder sich mein Anbieter weigert, mir das Datennetz zur Verfügung zu stellen. Die Sache wird mir dann schlagartig klar, als ich mir die, von meinen Anbieter zugestellte SMS lese: „Lieber Kunde, willkommen in Andorra! Gespräche nach Österreich und in Andorra kosten max. EUR3/Min., für angenommene Anrufe max. 1,5EUR/Min. …“ und jetzt der Hammer „Datendienste mit max. EUR15/MB… Ihr Service Team.“ Vielen Dank liebes Service Team, dass diese Datenverbindung trotz aktivierten Roamings nicht möglich ist. Irgendwie gehört Andorra doch nicht dazu – vorher informieren :-(.
​Von Andorra la Vella sind es nur noch 25 Kilometer zum Campingplatz. Es hört langsam auf zu regnen, die Straßen sind aber noch pitschnass und es stehen jede Menge kleiner Seen herum – mal sehen, wie es am Campingplatz wird. Der befindet sich, wie richtig vermutet, auf der spanischen Seite der Pyrenäen. Auch hier ist es noch nass. Ich suche mir eine Parzelle aus und überraschenderweise ist der Boden fast trocken. Dieser Boden dürfte echt viel Wasser vertragen. Ich baue mein Zelt auf, verstaue alles nicht Wasserfeste darin und warte auf den nächsten Schauer, der pünktlich eintrifft. Dann noch ein kurzes Warten im Zelt, ein Einkauf in einem nicht weit entfernten Supermarkt und ich werde mich wieder meinem Buch widmen. 
Mittlerweile hat es fast aufgeklart, ich sitze vor dem Zelt, genieße eine echt angenehme Temperatur, bin bei 80% des Buches angelangt – das lese ich heute noch zu Ende und freue mich auf den morgigen Tag ...

9.7. Sonntag: ... es hat die ganze Nacht geregnet, zumindest kam es mir so vor. Das Zelt hat sich schon öfters bewährt – es ist einfach wasserdicht. Jetzt aber, um 7:30 ist kein Wölkchen mehr am Himmel, es sollte ein schöner Tag werden. Nichtstun ist angesagt; ich bin jetzt drei Tage nacheinander auf dem Motorrad gesessen und heute werde ich den ganzen Tag die Seele baumeln lassen und mein neues Buch lesen.
 
… aber Stop- da war doch noch was … ich war ja schon mal in der Nähe, in Andorra, 2014 auf meiner Motorradtour. Damals war ich auf einem Pass und die Straße nach Süden, nach Spanien, endete plötzlich. Soll heißen, sie war auf der spanischen Seite nicht mehr asphaltiert, sie ging in eine ziemlich üble Schotterstraße über. Der nächste Ort auf spanischer Seite, der diese Straße mit Andorra verbindet, ist „Tor“ – so der Name des Ortes. Ich hatte mich damals etwas schlau gemacht, warum gerade dort die Straße im mehr oder weniger Nichts endet. Gestoßen bin ich dann auf einen Tatsachenkriminalroman, den ich mir nach meiner Tour 2014 bestellt hatte – „Tor – das verfluchte Dorf“. Eine sehr sehr faszinierende Geschichte, wie gesagt Tatsachenroman. Die Einführung in das Buch, von Amazon bereitgestellt, möchte ich hier zitieren, ebenso das Buchcover hier hineinstellen. Das Buch ist recht schwer zu bekommen, wenn es sich jemand ausleihen möchte, dann liegt die gebundene Version auf meinem Schreibtisch zu Hause ;-).

Die zwei Aufnahmen von 2014 mit dem Port de Cabus auf der französischen Seite und der dahinter plötzlich endenden Straße auf der spanischen Seite, füge ich dieser Reisebeschreibung hinzu, da sie irgendwie dazugehören.

Hier aber das Zitat zum Buch: „An einem heißen Tag im Juli 1995 wird Josep Montané, genannt Sansa, einer der alten Lokalpatrioten von Tor, ermordet in seinem Haus aufgefunden. Seine Leiche ist bereits halb verwest. Zwei Jahre nach dem blutigen Verbrechen reist der Journalist Carles Porta nach Tor, um für eine TV-Reportage zu recherchieren. Er trifft auf wortkarge Dorfbewohner, die mehr wissen, als sie preisgeben: eine eingeschworene, unzugängliche Gemeinschaft. Vier Monate arbeitet Porta an der Geschichte - ohne dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Aber was er erfährt, ist unglaublich. Im Jahr 1896 schließen die Einwohner von Tor einen Pakt. Sie erklären ihr Dorf und das umliegende Land zum autonomen Territorium, über dessen Geschicke nur bestimmen darf, wer das ganze Jahr über dort lebt. Sie wollen verhindern, dass die spanische Regierung sie enteignet. Im Lauf der Zeit gerät die alte Regel in Vergessenheit, und der Pakt verliert an Bedeutung. Bis 1976, als zwei der Dorfältesten - Sansa und Cerdà - dem andorranischen Immobilienmakler El Ruben ohne Absprache mit den anderen Dörflern erlauben, in der Nähe von Tor eine Skistation zu bauen. Jetzt beruft sich der alte Palanca auf den Pakt von 1896. Er bildet eine Opposition gegen Sansa und Cerdà. Clankämpfe brechen aus. Die Männer versammeln undurchsichtige Gestalten um sich, Tagelöhner und Gesetzesflüchtige. 1980 lässt El Ruben zwei von Palancas Beschützern ermorden. Im Februar 1995 ernennt das Gericht Sansa zum alleinigen Dorfvorsteher. Fünf Monate später ist er tot. Carles Portas Schilderung der wahren Schauergeschichte in den Pyrenäen ist so eindringlich dramatisch wie Truman Capotes großer Tatsachenroman Kaltblütig.“
Naja, weit weg von besagtem Ort Tor kann ich ja nicht sein, ich bin auf der spanischen Seite, nicht weit von Andorra entfernt, also mache ich mich mal in meinem Navi auf die Suche nach dem Ort Tor. Das Navi bietet mir 4 Orte mit diesem Namen an, wie immer ist es dann die letzte Möglichkeit, allerdings findet das Navi zu dem Ort keine Route. Ich schaue es mir mit Google Maps im Handy an. Als nächsten Ort mit einer passablen Straße finde ich Alins – ins Navi eingegeben – 76 Kilometer – erstaunliche 1 Stunde 25 Minuten. Irgendwie sollte ich dorthin, Seele baumeln lassen hin oder her, egal, ich packe meine Sachen, setze mich aufs Motorrad und düse los. Die ersten 4 Kilometer geht es im Tal entlang, bis rechts ein Abzweig kommt: Die Straße geht steil bergauf, eine schöne Straße, super Asphalt, wunderschön zu fahren. So geht es die ersten 15 Minuten dahin. Im Rücksiegel sehe ich dann zwei Motorradfahrer die es anscheinend etwas eiliger haben. Nachdem ich ja zwar recht zügig – sagen wir mal so, nicht besonders langsam fahre, ich aber durchaus schnellere Biker akzeptiere ;-), kommt der Blinker rechts und die zwei düsen an mir vorbei. Ca. 500 Meter weiter oder besser gesagt 2 Spitzkehren weiter, liegt der eine Biker im Straßenrand und sein Motorrad auf ihm drauf. Sein Kollege hat es auch gerade erst gesehen, ich halte an, setze meinen Helm ab und wir heben mal seine Kiste soweit an, dass er darunter vorkriechen kann. Anscheinend hat er sich nicht wirklich etwas getan, er steht auf und scheint auch nicht sonderlich unter Schock zu stehen (vielleicht passiert ihm das öfters). Es hält dann noch ein dritter Motorradfahrer an und gemeinsam mit dem Gestürzten, heben wir seine Maschine aus dem Straßengraben heraus. Es stellt sich dann heraus, dass die doch etwas abbekommen hat und er so nicht weiterfahren kann. Nachdem ich mich nochmals versichert habe, dass es ihm gut geht, setze ich meine Fahrt fort. Wie gesagt, die Straße ist ein Traum, sie führt mal wieder über einen Pass mit 1.700m (siehe Bilder). Besonders beeindruckend sind auch die roten Felsen und der rote Sand, den es hier zu Hauf gibt. 
Einige Zeit später komme ich dann in Alins an, der Himmel hat sich langsam verfinstert, hoffentlich gibt es keinen Regen – die Straße bei Regen ist sicher nicht so lustig. In Alins gibt es mitten im Ort einen kleinen Wegweiser: Tor. Ich nehme diese Abzweigung und die Straße geht sehr steil hinauf. Zwar asphaltiert, aber vielleicht gerade mal 2,5 Meter breit. Zwei entgegenkommende Autos passen nur nebeneinander vorbei, wenn der eine Autofahrer sein Gefährt etwas in den Hang stellt. Mit dem Motorrad sollte es aber gehen. Die Straße führt durch Wald, Schluchten, total verwinkelt um irgendwelche Bergblöcke – ob einem etwas von der anderen Seite entgegenkommt, sieht man an vielen Stellen nur im allerletzten Moment; d.h. auf einer Sicht von ca. 10 Metern. Ich hoffe schwer, dass sich jeder an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30km/h hält – sonst sieht es böse aus. Nach ca. 5 Kilometern geht die Asphaltstraße in eine gerippte Betonstraße über. Die hat allerdings deutlich weniger Schlaglöcher, ich fahre nur wie auf einem Waschbrett dahin. Nach weiteren 5 Kilometern ist auch diese Straße zu Ende und es steht ein Schild am Wegesrand, das irgend etwas über Tor beschreibt. Ab hier gibt es einen Schotterweg und den werde ich definitiv nicht fahren. Schotterwege und Motorrad haben mir schon einmal einen gebrochen kleinen und großen Zehen eingebracht, als ich mit meiner Kiste mal vor längerer Zeit umgekippt bin. Das brauche ich nun wirklich nicht. 
Bis hierhin sind mir immerhin zwei Autos entgegengekommen – eigentlich hatte ich noch nicht mal mit diesen gerechnet – echt abenteuerlich. Dort wo die betonierte Straße zu Ende ist, steht ein Mann vor seinem Auto, er fragt mich, wo ich hin möchte und ich antworte nach Tor. Er zeigt den Berg hinauf, das war mir schon klar ;-), ich frage ihn dann, wie viele Kilometer es noch sind und er meint 1-2 Kilometer. Das geht weder richtig auf Englisch noch in sonst einer Sprache, er kann kein Englisch, ich kein Spanisch – aber Hände und Füße, guter Willen eben, und dann ist auch diese Verständigung möglich. Dann kommt aus dem Wald noch ein Mann mit einem Korb dazu. Sie wollten Schwammerln suchen; das, was sie gefunden haben, sind Walderdbeeren, die sie mir zum Kosten anbieten. Ich stelle also mein Motorrad ab und mache mich in meiner Motorradkluft zu Fuß auf den Weg nach Tor. Nach ein paar Metern kommen die Zwei mit ihrem Auto hinterher und laden mich ein, mitzufahren – mir ist nicht ganz klar, ob sie ohnehin nach Tor wollten oder ob ich in meinem Motorradgewand so eine armselige Figur abgegeben habe. Na jedenfalls steige ich ein und wir fahren den Berg weiter hinauf. Jetzt weiß ich, warum ich es mit meinem Motorrad noch nicht mal versucht habe. Der Weg wird schlechter, riesige, vom Regen ausgewaschene Rinnen tun sich auf, recht große Steine liegen herum - nur gut, dass die zwei Herren einen SUV haben. Es schaukelt uns ordentlich durch die Gegend, dabei kommt aus dem Autoradio irgendeine spanische Musik – nicht übel, aber ziemlich laut. Nach 1,8 Kilometern kommt das erste Haus – das gesamte Dorf besteht ja nur aus 13 Häusern – und jetzt kommt die Überraschung, es gibt ein Restaurant, einen Souvenirshop und es sitzen Leute herum. Es sind zwar nicht viele die in diesem Mini-Dorf unterwegs sind, vielleicht so 15, aber die machen das Dorf gefühltermaßen echt übervoll. Ich frage die Zwei ob sie etwas trinken möchten, bestelle zwei Bier für sie und für mich ein Wasser. Ein wenig gehen wir herum, schauen uns das Dorf an und wenn man diese Geschichte dazu kennt, spürt man regelrecht, was sich hier abgespielt haben muss (auch im Gastraum des Dorfrestaurants) – irgendwie auch gruselig. 
Übrigens, die zwei an der vorderen Bank sind, der, der am nächsten sitzt und dann noch der Stehende mit dem roten T-Shirt, die freundlichen Spanier - nein, nicht Spanier - Gott bewahre - Katalanen!!!

... und dann möchte ich noch einen wundervollen Talblick von unterwegs präsentieren. Dort geht es wohl so geschätzte 800 Meter nach unten - eine ganz ganz tolle Aussicht.

10.7. Montag: … die Nacht war angenehm kühl, zum Schlafen herrlich, doch am Morgen Grollen in der Ferne. Mal eben ins Handy auf die WeatherPro App geschaut – es sollte schön sein und erst gegen Nachmittag zuziehen. Bisher hat die Reiseplanung mit dieser App immer ausgezeichnet funktioniert, doch diesmal scheint sie mich im Stich zu lassen. Grollen am Morgen verheißt nichts Gutes, das sind keine abziehenden nächtlichen Gewitter, es fängt gerade erst an. Blitze, Donner und dann fängt es an wie aus Kübel zu Schütten ...
Das Zelt muss ja doch eine Menge Trommelwirbel aushalten. Es schüttet und schüttet, Blitze, Donner und Wasser von allen Seiten – nicht ganz – im Zelt ist es trocken.
Doch wenn ich von meiner Thermomatte mit der Hand auf den Zeltboden schlage, dann plätschert es ;-))) – es rinnt also Wasser unter dem Zelt her – hoffentlich schwappe ich nicht davon. Die Zeltheringe sollten das Zelt und mich aber am Platz halten ;-).
Nein, so schlimm ist es nicht, es ist irgendwie lustig – von allen Seiten Wasser und doch trocken. Die ganze Sache dauert so 1 Stunde, also bis ca. 7:30 und dann kommen die ersten Sonnenstrahlen hervor. Nochmals auf die App geschaut, es hat sich nichts verändert – krabbele aus meinem Zelt – wow ist das nass hier - schaue mal in alle Himmelsrichtungen und stelle fest, so böse sieht es ja gar nicht aus. Wenn ich mich auf meine Wetter App nicht verlassen kann, dann muss eben mein Wetterinstinkt her.
Es klart auf, ich packe meine Sachen soweit es geht, das Zelt muss noch etwas abtrocknen und kommt daher zum Schluss dran. Um ca. 9 Uhr mache ich mich dann auf den Weg nach Jaca, meiner nächsten Station in den Pyrenäen. Diesmal ist tatsächlich nicht der Zielort das Ziel, sondern der Weg dorthin.
Diesen zu beschreiben wäre zu mühsam; nur so viel: tolle Straßen, teilweise sehr sehr enge Straßen, doch alle wunderbar zu fahren. Es gibt einen super Wechsel zwischen sehr engen Gebirgsstraßen mit vielen Tunnel und mal wieder keine Ahnung, was einem in der nächsten Kurve entgegenkommt. Dann wieder langgezogene Landstraßen mit schönen Kurven, die die Randbereiche des Reifenprofils ankratzen. Echt wunderschön!!!
Sollte von den geneigten Lesern mal einer Lust auf die Pyrenäen bekommen, dann kann ich mit gutem Gewissen die N260 empfehlen. Diese Straße bietet abwechslungsreiche Landschaften und tolle Eindrücke. Ein paar dieser Eindrücke sind unten unkommentiert als Bilderserie zu finden. Die Bilder sprechen aber, so glaube ich, für sich und brauchen keinen weiteren Kommentar, um die tollen Eindrücke zu beschreiben.
Mein Navi führt mich dann zu dem Campingplatz in der Nähe von Jaca. Diesen Platz habe ich mir, wie alle anderen auch, von zu Hause im Internet herausgesucht. Am Campingplatz angekommen, steige ich von meinem Gefährt und frage nach der Rezeption des Campingplatzes. Eine Dame antwortet mir, dass dieser für immer geschlossen hat – sie hätten dann auch die Webseite vom Netz nehmen können. Kurz mein schlaues Navi gefragt, wo es noch Campingplätze gibt und ich fahre zu einem, auch etwas außerhalb von Jaca, der auf meiner morgendlichen Tour zum Atlantik liegt.
Dort angekommen, kann ich mir einen Stellplatz aussuchen, es ist derzeit noch so ziemlich alles frei. Die Feriensaison beginnt erst noch. Die Dame, die mir die Plätze und die Einrichtungen zeigt, meint, dass es sehr heiß im Moment ist. Ich entgegne, dass 26° wohl doch ganz okay sind. Sie meint, für August schon, aber nicht für Anfang Juli – tja, auch da habe ich mich wohl getäuscht – ich bin in den Pyrenäen und hier dürfte es sonst wohl kühler sein.
 
Gleich geht’s zum Abendessen – heute gönne ich mir mal was vom Campingplatzrestaurant und koche nicht selber ;-) …


11.7. Dienstag: … es ist schon Abend und ich sitze vor meinem Zelt und genieße die Abendsonne. Das Wetter ist ja echt perfekt – es hatte tagsüber so 25°, also angenehme Temperaturen, zumindest für mich.
Trotzdem wird es heute einen sehr kurzen Reisebericht geben, da es mir erstens nicht besonders gut geht und ich zweitens nicht so viel erlebt habe.
Aber zu „erstens“ – die Nacht bin ich mit einer total verstopften Nase aufgewacht, ich habe einen Husten aufgezogen und rotze in meinem Zelt herum. Einige Zeit ist nicht an Schlafen zu denken. Ist nicht lustig, mal sehen was da noch nachkommt. Werfe ein paar Mittelchen meiner Reiseapotheke ein und hoffe, dass es nicht ärger wird. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe mich den Tag gut gehalten, nur jetzt, am Abend fange ich an abzubauen.
Zu „zweitens“ – somit wird, nachdem ich mich echt nicht gut fühle und befürchte die Konzentration wird auf dem Motorrad irgendwann gewaltig nachlassen, aus dem „Weg ist das Ziel“ – „das Ziel ist der Weg“. Ich fordere mein Navi also auf, die schnellste Route unter Vermeidung von Autobahnen zu suchen – Zielort ist Hendaye, wahrscheinlich der südwestlichste Ort in Frankreich.
Ich baue mal wieder mein Zelt ab, habe mittlerweile gute Übung darin, mit Verstauen aller Dinge und Satteln des Pferdes, brauche ich so 15 Minuten. Das ist okay, nachdem ja alles zusammengeräumt, verstaut und verzurrt werden muss. Ich fahre nach zwei selbstgebrauten Cappuccinos los und nachdem ich ja keine Eile habe, lasse ich es gemächlich angehen. Wie sich herausstellt müssen es nicht immer die Pyrenäen sein, um Tolles zu erleben. Auch diese Straßen haben Einiges an Aussichten und Überraschungen zu bieten. 
​Ich komme an einem witzigen Ort vorbei, dieser ist mit all seinen Häusern an und auf einem Hügel gebaut. Unten in der Ebene findet man nur vereinzelte Stallungen – anscheinend auch eine Art die Ebene Fläche für den Ackerbau zu nutzen und den Hügel zum Bewohnen. Dann gibt es mal wieder Burgruinen, und einen wunderschönen türkisfarbenen See (die Farbe kommt nicht ganz so rüber). Ich erreiche „meinen“ Campingplatz zu spätem Mittag, baue mein Zelt auf und mache ein kleines Schläfchen. Der Campingplatz hat ein paar Annehmlichkeiten zu bieten, vielleicht morgen - was sich noch ausgeht ist ein kleiner Spaziergang zum "Wasser" ...
... ich habe den westlichsten Punkt meiner diesjährigen Tour erreicht – den Atlantik mit seinem Städtchen Hendaye. Und morgen, ja morgen, werde ich wirklich die Seele baumeln lassen ...


12.7. Mittwoch: ... kurz, ganz kurz ... bin heute mehr oder weniger im Zelt geblieben, um meine Verkühlung auszukurieren. Habe bei der Rezeption nachgefragt, ob ich nicht um zwei Nächte verlängern könnte. Geht aber nicht, da die Plätze ab morgen gebucht sind. Dann werde ich also von hier abziehen und mich in Richtung Viella begeben. Ich werde eine Station in den Pyrenäen auslassen, sodass ich auf dem neuen Campingplatz dann 4 Nächte bleiben werde. Danach sollte ich wieder fit sein. Irgendwie nicht gerade okay im Urlaub so eine blöde Erkältung aufzuziehen.

Also dann ... bis morgen ;-) ...

13.7. Donnerstag: nach einer recht guten Nacht – ich bekomme wieder Luft und japse nicht herum – packe ich meine Sachen und ziehe ab. Naja, so richtig wiederhergestellt bin ich noch nicht – jede kleinste Bewegung lässt mir die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wenn ich erst mal auf meinem Motorrad sitze, wird es besser werden, zumindest ist das die Hoffnung.
Übrigens habe ich mich entschlossen, bis ich wieder vollkommen genesen bin, meine Nächte in einem Zimmer zu verbringen, daher suche ich mir über Booking.com in der Nähe des ursprünglich geplanten Campingplatzes, ein preiswertes Zimmer.
Ich mache mich auf den Weg – auch heute zählt: „das Ziel ist der Weg“. Somit kommen für ein zügiges Fortkommen auch wieder Autobahnen in Betracht. Insgesamt sind es ca. 230 Kilometer, was ja echt nicht viel ist. Als ich dann auf dem Motorrad sitze, wird mein körperlicher Zustand auch zusehends besser. Eventuell, kommt mir in den Sinn, war ich auf irgendetwas auf dem Campingplatz allergisch, was mich dann in der Folge so niedergebügelt hat – es waren sehr sehr viele Birken auf dem Platz (?!?!). Wenn dem so ist, dann braucht es trotzdem noch eine Zeit, bis der Körper sich erholt hat. 
Nach zwei kurzen Aufenthalten auf Parkplätzen (der eine hat eine künstlerische Gestaltung, die ich Euch nicht vorenthalten möchte ;-)), komme ich an einem Abzweig Lourdes vorbei. Wenn ich schon mal hier bin, dann werde ich mir die katholische Pilgerstätte No.1 (ich denke es ist so - natürlich neben Rom) auch mal anschauen, zumal sie direkt auf dem Weg liegt.
Also abgebogen, in die Stadt Lourdes gefahren und den Hinweisschildern zur Grotte bzw. zur Kirche gefolgt. Dort angekommen, parke ich direkt vor einem Eingang. Dieser ist ein Nebeneingang, etwas höher gelegen und man hat einen sehr schönen Blick über das Areal der Glaubensstätte. Sehr viel Wiese die einen zentralen Bereich umgibt, auf dem eine überdachte Bühne steht. Insgesamt ist dieses Areal sehr beeindruckend.
Als kleine Erklärung warum Lourdes diesen Bekanntheitsgrad erreicht hat, ist auch hier wieder Wikipedia zitiert: „Die meisten Besucher werden durch die katholischen Wallfahrtsstätten, insbesondere die Site des sanctuaires („Heiliger Bezirk“) um die Erscheinungsgrotte, die Quelle mit dem als wundertätig geltenden Wasser und die Bäder (Piscines) für die Kranken, sowie den drei großen Kirchenbauten (die Basilika Notre-Dame-de-l'Immaculée-Conception, die Rosenkranz-Basilika und die unterirdische Basilika Saint-Pie X) angezogen. Diese fasst bis zu 25.000 Besucher.
1858 soll Bernadette Soubirous nahe der Grotte Massabielle (massevieille - ‚alter Fels‘) mehrfach Erscheinungen einer weiß gekleideten Frau gehabt haben. Später offenbarte sich nach ihren Worten die Erscheinung als ‚die unbefleckte Empfängnis’, was der Pfarrer und die kirchliche Untersuchungskommission als Bestätigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Marias, der Mutter Jesu, deuteten. Bei einer dieser Erscheinungen wurde die Quelle in der Grotte freigelegt. Die Mutter Gottes bat Bernadette Soubirous nach ihren Worten darum, den Priestern auszurichten, dass an der Grotte eine Kirche errichtet werde und um Prozessionen dorthin.
Heute ist die Kirche ein bedeutender Wallfahrtsort. Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben und es wurde von vielen Wunderheilungen berichtet. Bernadette Soubirous wurde am 8. Dezember 1933 heiliggesprochen.“
Ich schlendere so durch die Gegend, setze mich mal auf eine Bank und beobachte Menschen, bevor ich dann zur Grotte gehe. An dieser steht eine Menschenschlange an, die darauf wartet, an dem Felsen vorbeizugehen, an dem die Quelle aus dem Berg tritt. Ich setzte mich auf eine Bank und beobachte das Treiben. Man mag zu dem Ritual stehen wie man will, aber der Ort drückt sehr viel Frieden aus. Es ist nachvollziehbar, warum dies ein Ort von Pilgern ist. Die Eindrücke sind doch beeindruckend.
 
Zurück auf meinem Motorrad sind es von hier nur noch 25 Kilometer bis zu meinem Zielort Luz-Saint-Sauveur. Kurze Zeit später tun sich vor mir wieder die „echten“ Pyrenäen auf – heute bin ich bisher nur durch das Department der Pyrenäen gefahren. 
Mein Navi führt mich zu meiner Unterkunft zu „Le Village Vacances de Luz-Saint-Sauveur“. Dieses habe ich mit Halbpension gebucht, es hat einen direkt am Haus angegliederten Wellness Bereich und ist für einen Spottpreis erhältlich – auch wenn ich nicht unbedingt über Preise reden möchte, aber hier „zahlt“ es sich aus: 47€ pro Nacht mit Halbpension und Wellness Bereich Nutzung. Das ist auch eine Art von Urlaub. Ich warte noch zwei Stunden bis mein Zimmer bezugsfertig ist, genieße die angenehme Bergluft auf einer Wiese bei sehr moderaten 22°. Dann beziehe ich mein Zimmer mit Balkon und einem wunderschönen Blick auf die Berge – nur leider derzeit verhangen ;-) – und warte auf das Abendessen, nicht ohne vorher ein Schläfchen gemacht zu haben. 
Ab 19:15 ist das „Restaurant“ geöffnet (ich werde morgen mal ein paar Bilder von der Anlage hineinstellen) – jetzt relativiert sich der Preis. Es hat etwas von Jugendherberge, ist ja auch okay so. Ich suche mir einen Tisch aus, setze mich und ein Kellner in einem blauen T-Shirt mit irgendeinem Aufdruck bringt mir einen Salat. Nach der Vorspeise gibt es die Hauptspeise – für alle gleich ;-) – heute gibt es Rindsgulasch nach Art des Hauses auf Teigwaren. Doch - es ist ganz gut. Der freundliche Kellner fragt mich, ob ich Wein haben möchte, ich verneine, da ich mich nicht ganz okay fühle und bleibe beim Wasser. Sowohl Wein als auch Wasser kann man sich unbegrenzt nachholen, für Wasser ja wohl keine Seltenheit – den Wein zapft man sich aus einer Zapfanlage selbst ;-). Es gäbe dann noch eine Nachspeise, aber auf diese verzichte ich heute; ich nehme mir ein Eis aus einer Box und begebe mich auf mein Zimmer. Dort „verzehre“ ich noch meine Nachspeise, bevor ich mich meiner weiteren Rekonvaleszenz hingebe …

14.7. Freitag: … eigentlich habe ich mir nach der letzten Nacht mit Schüttelfrost, durchschwitzter Bettdecke und Laken versprochen, den ganzen Tag im Bett zu bleiben. … jetzt ist es 15 Uhr, die Liegerei geht mir ordentlich auf den Hammer und ich muss bei diesem Wetter einfach ein wenig vor die Tür – strahlender Sonnenschein, die üblichen angenehmen Temperaturen – also raus. Ich nehme meinen mit Kamera beladenen Rucksack und werde ein wenig um die Anlage streunen. Sie ist ja echt nett gelegen, hat einen schönen Innenbereich und eine Schwimmhalle mit Außenzugang. Um Ruhe zu finden ein toller Ort.
Die Wärme tut gut und es fühlt sich super an, wenn wieder alle Lungenteile durchlüftet werden – das war die letzten Tage nicht immer so. Dann kann ich nach dem Rundgang ums Haus ja gleich einen gemächlichen Spaziergang in den Ort machen, ist so 1 Kilometer entfernt. Ein sehr schöner kleiner Ort; es ist eine ganze Menge los. Menschen sitzen vor Straßencafés, schlendern auf der Straße oder kaufen irgendetwas an den zahllosen Ständen. Die großen Geschäfte haben geschlossen – wie Lebensmittelgeschäfte, finde ich für einen Freitag recht ungewöhnlich – Freitag, der 14. Juli – da war doch was … der Nationalfeiertag der Franzosen. Für alle Nicht-Franzosen unter uns mal wieder ein Zitat aus Wikipedia: „Der 14. Juli ist der französische Nationalfeiertag (französisch fête nationale bzw. 14 juillet) und erinnert an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 und an das Föderationsfest (Fête de la Fédération) 1790, welches sich auf den Volksaufstand im Vorjahr bezog.
Am 14. Juli 1790 wurde das so genannte Föderationsfest gefeiert, bei dem der König vor Vertretern aller Provinzen und Stände einen feierlichen Eid auf die Nation ablegte. Es wird berichtet, dass bei den Arbeiten, die nötig waren, die Marsfelder (champs de mars) für das Fest vorzubereiten, Menschen aller Stände und Schichten beteiligt waren. Deshalb gilt das Föderationsfest als Zeichen der Solidarität des französischen Volkes.
Am 6. Juli 1880 wurde der Jahrestag des Föderationsfestes zum Nationalfeiertag erklärt. …“

Übrigens hat Frankreich derzeit den US amerikanischen Präsidenten zu Gast – dessen Nachname mir jetzt fast entfallen ist – eine kleine Episode zu seinem Nachnamen, seiner Herkunft, etwas über Hillary ..., ist ja im letztjährigen Blog nachzulesen – wenn es jemandem Spaß macht es zu suchen (einfach anklicken): spittler.weebly.com.
Hoch über dem Dorf thront eine Burg, Château Ste Marie; ist nicht sonderlich weit entfernt und mein Ehrgeiz treibt mich dorthin. Wenn ich schon auf Urlaub bin, dann will ich auch was sehen. Also langsam den Weg hinauf – geht erstaunlich gut – oben angekommen stellt sich heraus, dass nur noch die vorderste Front der Burg steht. Die restlichen Mauern und das Gebäude fehlen, sieht man von unten aber nicht, dafür sind die Türme wirklich gut erhalten.
Der Ausblick von hier oben über das Dorf ist nett – und wenn man ganz ans Ende des Dorfes schaut, dann sieht man auch die Wellness Anlage ;-).
… und daneben noch, wie gestern versprochen, ein Bild welches das „Restaurant“ zeigt ;-)))).
Morgen werde ich mich nochmal mit 3.000er umgeben und mich aufs Motorrad schwingen. Ich bin hier mitten in den Haute Pyrenees und da sollten noch ein paar echte tolle Landschaftsaufnahmen her ...

15.7. Samstag: Straßen – Kurven – Straßen – Kurven – Kurven – Straßen – enge Straßen – langgezogene Kurven – weite Straßen – steile Straßen – Kurven – Schotterstraßen – 5 Stunden durch die Pyrenäen – einfach ein Traum!

Das Wetter ist mal wieder hervorragend, der Morgendunst verzieht sich langsam und es ist nahezu strahlend blauer Himmel. Die paar Wölkchen machen nichts aus und der Wetterbericht sagt auch kein schlechtes Wetter voraus. Also kann es losgehen. Mit dem Frühstück noch ein Jausensackerl gemacht – in der Jugendherberge ;-) ist das überhaupt kein Problem – schnell in meine Motorradkleidung gehüpft und es kann losgehen. Ich habe mir heute ein paar Straßen herausgesucht – also ist mal wieder der Weg das Ziel – die mich zu verschiedenen Pässen bringen. Es sind nicht alle Straßen gleich gut befahrbar, manche bestehen aus Rollsplit. Vor Steinen und wenn sie noch so klein sind habe ich einen ordentlichen Respekt. Zwei Räder sind halt nur zwei Räder und sollte mal eins nicht so richtig wollen, dann kann es recht leicht zu Problemen kommen. Also da besonders langsam. Es gibt nicht allzu viel zu sagen und zu berichten, es geht nur ums „Dahingleiten“, mal schneller, mal langsamer, mal langgezogene Kurven, dann wieder Spitzkehren bei Serpentinenfahrten.​
In diesem Teil der Pyrenäen ist ein recht großes Skigebiet anzutreffen, also geht es zeitweilig auch unter Skiliften hindurch und/oder vorbei an weidenden Schafherden, wobei auf der Fahrbahn herumliegende Schafe wohl die größte Gefahr darstellen ;-). 
Die Ausblicke sind einfach traumhaft, ich kann mir vorstellen, dass ich nicht das letzte Mal in den Pyrenäen bin. Es gibt hier so unglaublich viel zu entdecken, verträumte kleine Orte neben größeren in denen irgendwelche Festivals stattfinden – einfach nett. (das Foto links unten ist übrigens mit einer App gemacht. Diese zeigt per GPS die Höhe an auf der ich mich befinde, man macht aus dieser App ein Foto und die Höhenangabe wird mit der Werbeeinschaltung ;-) aufs Foto gegeben)
Einer der Pässe führt mich zum Col du Tourmalet (2.115 HM mit einer Höhendifferenz von 1275 Metern). Es ist Samstag und es quälen sich – wahrscheinlich nicht, für mich wäre es nur so – hunderte Radfahrer diesen Berg hinauf. Nachdem ich nicht wirklich ein Radfahrer bin und mir dieser Sport nun leider überhaupt nichts sagt – gehört der Col du Tourmalet wohl zu den bekannteren Bergankünften der Tour de France. Die Radfahrer – oder sagt man besser Radrennfahrer (??) – werden oben am Berg alle mit Gejohle und Applaus empfangen. Oben angekommen stellen sie sich unterhalb der Radfahrerstatue auf und lassen sich fotografieren. Dass es sich hierbei um eine öffentliche, nicht abgesperrte Passstraße handelt, stört die Radfahrer nicht. Sie latschen mitten auf der Straße herum, beglückwünschen sich, plaudern und machen dem stetigen Autoverkehr von Zeit zu Zeit mal Platz. Es regt sich aber keiner auf, es ist allgemein akzeptiert und ein sehr friedliches Miteinander. Motorradfahrer gibt es hier oben natürlich auch jede Menge und ich komme mit einem Kollegen ins Gespräch, der mein Kennzeichen sieht und mich in recht fließendem Deutsch anspricht. Es stellt sich heraus, dass er Engländer ist und mit seiner Gruppe acht Tage in den Pyrenäen unterwegs ist – echt komisch – er wollte gar nicht auf Englisch umschwenken. Etwas später geht es dann wieder bergab, der Straßenverlauf und die Aussicht von hier oben sind beeindruckend.
Irgendwann später packe ich dann am Wegesrand meine Jause aus – ein halbes Baguette mit salziger Butter beschmiert, sonst nichts. Übrigens, wie die Franzosen die Baguettes hinbekommen ist sensationell. Es dürfte sich dabei wohl um ein Geheimrezept handeln, dass die Staatsgrenzen nicht verlassen darf. Solche Baguettes habe ich bei uns noch nicht gegessen, oder ich habe immer in den falschen Läden eingekauft – das ist allerdings auch nicht ausgeschlossen. Um 15 Uhr bin ich dann wieder zurück und setze mich in meiner Anlage unter einen Baum und lese noch ein paar Seiten – wow, kann Urlaub schön sein …
Da stand doch jemand im Eck und hat heute Fotos gemacht ;-)

16.7. Sonntag: Sonntag ist – am Sonntag sollst Du ruhen – also wird geruht. Ich nehme für einen sehr kurzen Ausflug mein Motorrad und fahre nur so 15 Kilometer weit. Die letzten 7 Kilometer geht es dann ca. 800 Höhenmeter hinauf – eigentlich keine „richtige“ Straße – ist zwar asphaltiert, aber maximal 2,2 Meter breit – und steiiiiiiiil. Das ist das bisher steilste, was ich an Straße gefahren bin, besonders die echten 180° Kehren haben es in sich. Sie werden bei starker Steigung einen Durchmesser von vielleicht 10 Metern haben. Da ist vorsichtiges Fahren angesagt. Schlaglöcher und unebene Fahrbahn und ein paar herumliegende Steinchen sollten da nicht irritieren. Raufkommen ist die eine Sache – aber wieder runterkommen, das ist eine ganz andere Geschichte.
Trotzdem nehme ich diese Straße, weil ich den Verdacht habe, dass von dem Punkt oben „Bellevue“ ein grandioser Ausblick zu genießen ist und einige der Bilder, die die Wände in der Unterkunft schmücken, eben von diesem Punkt aus fotografiert wurden. Je höher ich komme, umso offener wird das Gelände und die Straße wird flacher mit weniger Kurven.
... Und dann erscheint urplötzlich das angesprochene Bergpanorama und es zeichnet sich ab, was von weiter hinten am Berg, noch zu sehen sein wird. Ich folge der Straße noch eine kurze Zeit und dann geht die, zumindest geflickte Asphaltstraße, mal wieder in eine Schotterstraße über - warum die Franzosen die Straßen nicht einfach zu Ende bringen – wer denkt mal an uns arme Motorradfahrer ;-). Hier oben auf 1.680 Meter stehen schon sechs Autos, deren Insassen wohl dieselbe Idee hatten. Ich parke mein Motorrad an dem Schotterrand, nehme meinen Rucksack und gehe noch so 1,5 Kilometer weiter, bis sich vor mir der Blick auf das Tal öffnet. Von hier habe ich einen faszinierenden Ausblick auf den Cirque de Gavarnie und einem Wasserfall – mittlerweile der dritte bedeutsame Wasserfall in den letzten neun Monaten (erst Wasserfälle auf Island, dann die Niagara Fälle und jetzt dieser hier). Was diesen Wasserfall und den Cirque so besonders machen, ist wieder einmal in zusammengestückelter Form Wikipedia zu entnehmen: „… Der Cirque de Gavarnie ist ein Felsenkessel im Nationalpark Pyrenäen. Er gilt als imposantes Naturerlebnis. Er liegt direkt an der Grenze zu Spanien und auf dem Gebiet der Gemeinde Gavarnie. Der Kessel hat einen Durchmesser von ungefähr zwei Kilometern und liegt etwa 1700 Meter über dem Meer. Die ihn umgebenden Berge ragen mehr als 1500 Meter über dem Grund des Kessels auf. …
… Die Gavarnie-Fälle (Grande Cascade) befinden sich im Cirque de Gavarnie, im französischen Teil der Pyrenäen. Sie liegen im Nationalpark Pyrenäen. Die Grande Cascade fällt mit einer Gesamthöhe von 422 Metern in zwei bis drei Stufen in den Talgrund und ist der höchste Wasserfall Frankreichs. Der größte einzelne Fallabschnitt besitzt dabei eine Höhe von 281 Metern. Ihr Zulauf wird von einem Karstsee des Monte Perdido auf der spanischen Seite gespeist. Die Grande Cascade liefert den ersten großen Zufluss des Gave de Pau, eines Quellflusses des Adour. …
… 1997 wurde der Cirque de Gavarnie mit der gesamten Berggruppe Pyrénées-Mont Perdu von der Unesco in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. …“
Ich suche mir einen großen Baum der genügend Schatten spendet, die sind nicht gerade dicht gesät hier, setze mich darunter, genieße die Landschaft und lese mal wieder. Nachdem ich ja im letzten Jahr von Pentax auf Olympus umgestiegen bin, ist die Kameraausrüstung (besonders was die Objektive betrifft) deutlich handlicher geworden. Ich habe ein kleines aber feines Macro dabei was ich in dieser wunderbaren blumigen Landschaft jetzt wieder aufschrauben werde. Es gibt wunderschöne Blumen, farbenprächtig, stachelig, umworben von allen möglichen Insekten. 
Tja, und dann geht es wieder zurück. Wie gesagt, hinauf war die eine Sache, hinunter wird etwas spannender. Die Straße ist tatsächlich so steil, dass ich mir auf meinem Motorrad sitzend denke, jetzt falle ich gleich kopfüber über den Lenker – ist natürlich Blödsinn, aber das Gefühl habe ich ein wenig. Es lässt sich am Ehesten mit einer steilen Skipiste vergleichen bei der man oben steht und weiß, dass gleich der erste Schwung sitzen muss, sonst kann es haarig werden – besonders die Kehren haben es in sich. Gott sei Dank kommt mir auf den 2,2 Meter Breite nur ein einziges Auto entgegen und wir schwindeln uns aneinander vorbei. Ein leichter Stupser vom Autofahrer und es wäre ein paar hundert Meter den Abhang hinuntergegangen.
Unten angekommen – Summa summarum – es hat sich gelohnt. Die Aussicht der Hammer und das Motorradbeherrschen eine willkommene Übung mehr ;-).
 
… und morgen werde ich die Pyrenäen verlassen und zum 400 Kilometer weit entfernten Barcelona fahren … aber das ist eine andere Geschichte, von der ich dann morgen von der Fähre nach Sardinien berichten werde …
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