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2. ... durch die finnischen Wälder nordwärts ...
... der erste Teil Relaxen ist geschafft - rauf auf's Motorrad ...

5.8. Sonntag:  Am Sonntag sollst Du ruhen oder ... in Richtung Nordkapp fahren. Mit der Sonntagsruhe ist es nicht weit her. Die Fähre legt um ca. 9 Uhr an, was in "Wirklichkeit" ja 8 Uhr unserer Zeit entspricht. Alles muss ich mich an die Zeitumstellung noch gewöhnen oder ich verzichte auf's Frühstück. Das habe ich allerdings nicht vor. Ich stelle mir den Wecker auf 7:45, da geht sich das Frühstücksbuffet noch sehr gut aus. Wie sich dann herausstellt, brauche ich den Wecker aber nicht, da dies durch den Kabinenlautsprecher durch eine freundliche Frauenstimme mit der Ansage der Buffeteröffnung in den Sprachen der Reihenfolge nach finnisch (wahrscheinlich ;-)), englisch, deutsch, russisch und französisch geschieht. Also werde ich so auf die netteste Art geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit den weltbekannten Köttbullar - es sind auch schwedische Gäste an Bord - geht es dann nochmals an Deck; wir nähern uns langsam der Küste und dem Hafen von Helsinki. Den kenne ich ja schon von vor zwei Jahren, als ich meine Motorradreise nach St. Petersburg und dann noch kurz ums Eck nach Helsinki machte. 2016 war ich dann die umgekehrte Richtung geschippert, was in meinem Blog von dieser Tour ja nachzulesen ist. 
Die Türen zum Ladedeck werden sehr zeitig geöffnet, sodass ich genügend Zeit habe alles ordnungsgemäß zu verstauen und meinen Roller startklar zu machen. Dazu gehört auch das Anbringen des Navis, das Anstecken des Handys an der "Bordsteckdose" des Zweirads, sowie die Aktivierung einer App, die die gefahrene Strecke genau aufzeichnet. Ich werde die Strecken im Laufe der Tour in die Seiten Bilder speichern und in das beabsichtigte Büchlein als Anhang - so sind die Etappen gut nachzuvollziehen.

Die Fähre hat schon angelegt und wir kommen endlich aus dem überhitzten Laderaum heraus. Es braucht ein paar Minuten bis mein Navi die Position bestimmen kann, was aber kein Problem ist, da es im Schritttempo in Reih und Glied aus dem Hafen geht. 
Der Rest des Tages ist recht schnell erzählt und hat keine weiteren Besonderheiten mehr zu bieten. Mein Navi zeigt 387 Kilometer bis zum Campingplatz "Rauhalahti" in Kuopio an. Die berechnete Zeit sind ca. 4 Stunden. Wenn ich mir das gut einteile, wird es eine gemütliche Fahrt. So ist es auch - es geht zunächst auf Autobahnen dahin, an Lahti vorbei, bis die Autobahn dann auf einer Schnellstraße mündet. Auf der Autobahn sind maximal 120 km/h erlaubt, ich zuckele aber so mit 110 km/h dahin. Mich hetzt und treibt keiner, ich kann das tolle Wetter mit Supertemperatur (24°C) genießen, es sind fast keine Fahrzeuge unterwegs - auffallend sind nur die vielen Motorradfahrer, die aus dem Norden kommen. Sie dürften Ihre Tour wohl schon hinter sich haben. Wir grüßen uns - ein kurzer Gruß verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung auf eine gesunde Weiterfahrt. Es ist eine tolle Geste, die die Verbundenheit der Motorradfahrer ausdrückt. Dann wird noch einmal getankt, die Literpreise sind erschreckend: 1,579€ für einen Liter 95 Benzin. So gegen 15:00 komme ich am Campingplatz an. Dieser ist recht groß und am Wasser gelegen, wie soll es auch anders sein in Finnland. Er ist nahezu leer und ich kann mir einen Platz aussuchen, wo ich möchte. Entgegen der ursprünglichen Annahme und Recherche im Internet, ist der Preis doch um sehr viel moderater als angenommen. Es sind so ungefähr die Preise, die ich auch letztes Jahr in den Pyrenäen gezahlt habe; für Skandinavien also durchaus vertretbar. 
Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, also mein Zelt, meinen Tisch und meinen Sessel aufgebaut habe, schlendere ich ein wenig über den Platz. In einem Bereich wird ein Theaterstück gegeben, es sind geschätzte 300 Zuschauer - nachdem es zwar recht interessant zu sein scheint, es git manchmal Applaus oder Gelächter, ich aber nichts verstehe, gehe ich weiter zum "Strand" - ein echter Sandstrand mit im Wasser spielenden Kindern. Allerdings ist das Wasser sehr braun, was ich mir nur durch einen erhöhten Eisengehalt erklären kann - alle anderen Erklärungen scheiden mal aus ;-). Ums Eck gibt es noch eine Anlegestelle für eine lokale Schifffahrtsgesellschaft die Rundfahrten durchführt, einen Beach-Volleyball-Platz und eine größere Anzahl an Holzhütten, die gemietet werden können. Weiters gibt es noch ein Restaurant, einen kleinen Shop und diverse Anlagen zum Kochen, Geschirrwaschen, WCs etc.
Das WLAN ist perfekt hier - sehr schnell, sodass das Schreiben dieser Zeilen doch recht zügig vonstatten geht und auch das Hochladen der Bilder in passabler Zeit geschieht. Während ich hier schreibe, verzehre ich einen teil meines von zu Hause mitgebrachten Essens. Gleich setze ich mich vor das Zelt und werde die länger andauernde Tageshelligkeit genießen. Bin mal gespannt, wie es mir damit geht - vor allem dann, wenn ich mich dann weiter in Richtung Nordkapp bewege.

6.8. Montag:t ja ... die Wettervorhersage hat doch Recht gehabt. Es hat fast die ganze Nacht wie aus Kübeln geschüttet, aber mein Zelt hat mal wieder dicht gehalten. Dazu hat es ordentlich abgekühlt, es hat jetzt um 8 Uhr 14°C - zum Schlafen eine sehr angenehme Temperatur. Die Wolken haben sich verzogen und es kommt die Sonne hervor. Neben mir - d.h. eigentlich die nächsten Nachbarn, so 20 Meter von mir entfernt, ist ein Paar aus Melk. Sie haben mit ihrem Wohnmobil genau die umgekehrte Tour gemacht und sind jetzt wieder auf dem Weg nach Hause. Beide sind etwas jünger als ich und sind schon vier Wochen unterwegs. Da fällt mir eigentlich nur eine Berufsgruppe ein die so lange unterwegs sein kann und sich überlegen kann, ob sie nicht doch noch ein paar Tage hier verbringen möchte, da der See am Campingplatz 25° Wassertemperatur hat. Ich werde sie mal fragen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege ;-). Übrigens ist das mit der braunen Farbe des Sees auch geklärt. Es dürfte sich wohl um Torf handeln - also ein durchaus gesundes Schwimmen in dieser Moorumgebung.
Ich mache mir einen Kaffee, verspeise zum Frühstück einen Müsli-Riegel und werde dann mein Buch weiterlesen. Mittlerweile gewittert und schüttet es schon wieder und ich habe mich in den Speise- und Kochraum des Campingplatzes zurückgezogen. Die Schauer sind zwar heftig, aber dauern immerhin nicht lange an. Für morgen ist dann gutes Wetter für die Weiterreise vorausgesagt - jetzt werde ich aber erstmal weiterlesen - irgend so ein banaler Krimi, den ich mir auf meinen Kindle mit weiteren ca. 10 Büchern heruntergeladen habe.  ...
Nach einem ausgiebigen Lesetag gibt es noch ein paar Impressionen unten zu sehen. Von den herumstehenden "Häusern" hatte ich ja schon erzählt. Das ist echt nett gemacht. Ein Haus hat eben kleine Kochnischen mit Abwasch und entsprechende Essbereiche. Derzeit tummelt sich lautstark eine französische Jugendgruppe im "Nachbargang". Zumindest laden diese Häuser zum Verweilen ein, wenn es draußen stürmt, schüttet oder eventuell auch sintflutartig hagelt. Die kleinen Hagelkörner, die wenigstens mein Zelt nicht zertrümmert haben, werden im Laufe des abends dann von alleine verschwinden.
In der Zwischenzeit hat der Himmel wieder aufgerissen und es ist traumhaftes, wolkenloser Wetter. Morgen wird es schön werden und ich werde nach Rovaniemi an den Polarkreis fahren. Es werden knapp über 500 Kilometer sein. Bin gespannt, was mich unterwegs und in Rovaniemi erwartet.

7.8. Dienstag:   ... die Sonne weckt mich um 5:30 - sie schaut ein wenig über den Baumwipfeln des Campingplatzes daher und wärmt das Zelt. In der Nacht dürfte es doch recht frisch gewesen sein - wohl so ca. 10 °, mit dem guten Schlafsack aber kein Problem. Trotzdem wärmen die ersten Sonnenstrahlen sehr angenehm. Ich öffne das Vorzelt und gönne mir bei frisch einströmender Luft noch ein kleines Schläfchen. Um 7:30 Uhr stehe ich dann endgültig auf, braue mir einen Kaffee - tja, brauen ist nicht so, es gibt Cappucino aus dem Packerl ;-) - aber besser als nichts. Dan noch ein Schlückchen Wasser und es kann losgehen. Erst einmal werden alle Dinge im Zelt verpackt. Der Super-Isomatte wird die Luft rausgequetscht, das in mehreren Anläufen, damit sie ordentlich klein wird.  Die Matte habe ich übrigens neu, eine Empfehlung aus einer Motorradzeitschrift - der Autor meinte, man schläft auf dieser wie im richtigen Bett - das kann ich zwar nicht ganz so bestätigen, aber es ist nicht weit davon entfernt. Ich habe eine etwas größere Variante bestellt, somit hängen die Füße nicht hinaus oder das Kopfkissen fällt nicht immer herunter. Sie ist echt bequem und hat sich die ersten zwei Nächte schon bezahlt gemacht. Der Schlafsack wird verstaut und sehr sehr klein komprimiert, der Sessel auseinandergelegt und verpackt, ebenso der Tisch. Am Ende wird noch der Kleinkram zusammengesammelt und verstaut, somit ist das Zelt leer. Ein kurzer Schwenk des Zeltes von der sonnenabgewandten auf die Sonnenseite und es kann auch der restliche Morgentau von der kräftiger werdenden Morgensonne getrocknet werden. Das ganze Prozedere braucht so eine halbe Stunde und dann noch das Verstauen auf dem Motorrad. 
Ich schwinge mich auf meinen Roller, fahre an der Rezeption vorbei, gebe meine Campingplatzmarke ab und es kann losgehen. Regen ist für heute, für die 516 Kilometer bis zum Campingplatz in Rovaniemi keiner angesagt. Die Sonne lacht vom Himmel und außer meiner Motorradkleidung und einem T-Shirt habe ich nichts Wärmendes am Körper. Das stellt sich bald als Fehler heraus, denn nach den ersten 20 Kilometern Autobahnfahrt um Kuopio herum, als die Autobahn wieder zur Schnellstraße wird, fange ich doch ein wenig an zu frösteln. Das Thermometer zeigt 14° und das dürfte für eine längere Motorradfahrt - angegeben sind 5:46 Stunden - doch zu leicht bekleidet sein. Ich mache einen kurzen Halt und ziehe mir meine Fließjacke unter die Motorradjacke - deutlich besser. Die leichten Sommerhandschuhe tausche ich dann noch gegen die gefütterten, wind- und wasserdichten Handschuhe - nochmals besser. So geht es mehr oder weniger sehr sehr geradeaus durch hunderte Kilometer Wälder. Es sind auf der Straße, die mir mein Navi vorgeschlagen hat, sehr wenige Menschen unterwegs. Ich zähle einmal für 10 Minuten die Anzahl der entgegenkommenden Autos - ganze 14 Stück. Das ist gefühlt wirklich sehr wenig! 
In regelmäßigen Abständen kommen so kleine Bushaltestellen - diese gibt es auf dem Land in ganz Finnland in dieser Art. Echt nett anzuschauen. Was mich jedoch beunruhigt sind de immer wieder angekündigten Rentier-Elch-Wechsel. Ich habe in einer Motorradzeitschrift vor Wochen gelesen, dass man ab - ich weiß nicht mehr an wo - jederzeit mit Rentieren auf der Fahrbahn rechnen muss. Bisher habe ich noch kein einziges gesehen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Davor habe ich einen Höllen Respekt. Ich weiß bisher nicht wie schnell sie auftauchen, ob sie über die Fahrbahn sprinten oder gemächlich auf dieser herumstolzieren, keine Ahnung, was mich da erwarten wird. 
Tatsächlich steht nach ungefähr 300 Kilometern Fahrt das erste Rentier mitten auf der Fahrbahn. Es verspert einem Autofahrer die Weiterfahrt, da es nur sehr langsam davontrottet - damit ist die Sache mit der Geschwindigkeit der Tierchen geklärt. Ich stoppe ebenfalls und halte diesen Moment im Bild unten fest.
Insgesamt habe ich heute 8 Rentiere entweder auf der Fahrbahn oder direkt am Fahrbahnrand gezählt. Auch hier weiß ich nicht, ob das wenig, viel oder der Durchschnitt ist. Jedenfalls möchte ich weder mit einem großen noch mit einem kleinen Exemplar zusammenstoßen. Eine besondere Begebenheit gab es noch mit einem kleineren Tier dieser Gattung. Es lief ganz langsam auf meiner Gegenfahrbahn aber in meine Fahrtrichtung. Ich sah es schon von weitem und habe dementsprechend auch abgebremst. Auf der Gegenseite - also der derzeitigen Rentier Seite - kam ebenfalls ein Auto entgegen. Das Auto wurde langsamer, das Rentier ist aber nicht, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre, seitlich die Fahrbahn hinunter gegangen, sondern wechselte auf meine Spur. Somit war die neue Reihenfolge auf meiner Fahrbahn: Rentier und dann ich. Nachdem es auch keine Anstalten machte, die Fahrbahn zu verlassen, habe ich mich ganz vorsichtig an seiner rechten Seite vorbeigeschlichen. Es schaute mich noch etwas verdattert an, ich gab Gas und fuhr dann ungehindert in Richtung Rovaniemi weiter. 
Nach ca. 6,5 Stunden Fahrt mit Tank- und Essenspausen komme ich am Campingplatz an. Es ist ein sehr sehr schön gelegener Platz an einem Fluss. Zur Begrüßung bekomme ich noch diverse Prospekte in die Hand gedrückt. Einige erzählen von Rovaniemi, andere von dem Weihnachtsmann Dorf. Dies werde ich ja morgen besuchen.
Was Rovaniemi über sich und seine Geschichte schreibt, möchte ich Euch jetzt hier zitieren: "Rovaniemi has a population of more than 60 000, but with a surface area of 8016 km2, Rovaniemi is the largest City in Europe — though much of it is covered in forest! Rovaniemi lies in a prime location at the place where two great rivers Kemijoki and Ounasjoki meet, so it is no surprise that it has a long history. Rovaniemi has always been the stopping place for those traveling north or coming south. Since early times it has been the gathering place for lumberjacks, traders, and handicraftsmen and it has been settled since the 1100s. The charter for the Municipality of Rovaniemi was drawn up in 1785 and it received City rights on 1.1.1960. The 1920s saw the birth of tourism here with the building of the legendary Hotel Pohjanhovi, souvenir shops, viewing points, and finaly, the start of the development at the Arctic Circle." 
... und genau diesen Arctic Circle - jetzt nur wenige Kilometer entfernt - werde ich dann morgen besuchen. ... aber dazu dann morgen mehr ...
Jetzt werde ich mir mein Abendessen kochen, mich vor das Zelt setzen, die Abendsonne genießen und mein Büchlein weiterlesen - es fängt langsam an, echt spannend zu werden.
8.8. Mittwoch  Eigentlich sollte das Wecken heute später sein, die Sonne steht im Rücken des Zelts und dazwischen befinden sich ein paar Bäume. Trotzdem bin ich schon um 5:30 wach - wie erwähnt, in Ö ist das 4:30. Es macht sich schon bemerkbar, dass ich recht weit im Norden bin. Die gesamte Nacht ist es nicht richtig finster geworden und morgen bzw. die nächsten paar Tage wird es nicht anders werden. Bis zum Nordkapp sind es noch ca. 700 Kilometer nahezu in nördlicher Richtung. Trotzdem drehe ich mich nochmal auf meiner Matte um, und schlummere noch ein Stündchen, stehe dann auf und gehe zum "Koch- und Esshäuschen", um mir einen Kaffee zu machen. Das Wasser kommt so heiß aus der Leitung, dass ich nicht einmal meinen Gaskocher aktivieren muss, oder die vorhandene Kochstelle bemühen muss. An einem Nachbartisch sitzt ein weiterer Camper. Von ihm weiß ich, dass er mit seinem Fahrrad unterwegs ist. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, dass er von südlich von München stammt und die gesamte Strecke, südlich von München bis zum Nordkapp, mit dem Fahrrad (einem Montainbike) gefahren ist. Für diese Strecke hat er 28 Tage gebraucht - und das sind immerhin ca. 3.800 Kilometer. Unfassbar, mein höchster Respekt - wow. Jetzt befindet er sich wieder auf dem Rückweg, ob er die gesamte Strecke zurückfährt oder auch andere Verkehrsmittel verwendet, steht noch nicht fest; er überlegt es sich noch. Fertig schaut er nicht aus, eher sehr ausgeglichen und frisch. was er sich allerdings zum Frühstück hineinschaufelt ist schon grandios. Trotzdem er - nach seinen Aussagen - sehr sehr viel isst am Tag, und auch jede Gelegenheit zum Essen nutzt, hat er doch ein paar Kilo verloren. Kann ich mir vorstellen - oder besser gesagt, kann ich mir nicht vorstellen. Diese Tour übersteigt eindeutig meine Vorstellungskraft. Wir fangen dann auch noch an, über Gott und die Welt zu plaudern. Was ihm hier unterwegs abgeht ist seine Musik, er hätte sehr gerne seine Klappgitarre (ja, so etwas gibt es) mitgenommen, aber aus Gepäckgründen, dann doch auf sie verzichtet. Übrigens hat er alles, was er nach den ersten 2.000 Kilometern nicht verwendet hat, nach Hause geschickt, ebenso nach 3.000 Kilometern. Wie heißt es doch so schön, um musikalisch zu bleiben: "... es reist sich besser mit leichtem Gepäck ...". Irgendwann hat auch diese Plauderei ein Ende, aber nicht noch zuvor die Wahl im Herbst in Bayern und die allgemeine politische Lage in Deutschland, und dem angrenzenden Ausland zu diskutieren. Wir gehen unserer Wege, er wird sich bald in Richtung Süden begeben und ich befreie mein Motorrad von unnützem Gepäck, um zum Santa Claus Village zu fahren.
Es sind nur 9 Kilometer, also nur mal kurz ums Eck. Das Weihnachtsmanndorf liegt genau auf dem Polarkreis, und obwohl es Publikumsmagnet ist, ist extrem wenig los - die Parkplätze sind für deutlich mehr Besucher ausgelegt.. Nur wenige wollen anscheinend den Weihnachtsmann heute persönlich kennenlernen.
Ich gehe also zum Eingang, dort wo der echte Weihnachtsmann seine Audienz gibt und warte kurz vor verschlossener Tür, da er mit anderen Besuchern gerade ein ernstes Wörtchen zu wechseln hat. So sind die Weihnachtsmänner eben - gutmütig, aber doch bestimmt ;-). Die Tür öffnet sich und der Weihnachtsmann begrüßt mich mit einem freundlichen "Hallo". Erst möchte er auf englisch wissen, wo ich herkomme und in welcher Sprache er mich anreden soll. Ich denke, für mich als Österreicher wäre deutsch ganz okay, er entgegnet aber, in deutsch würde er mit mir nur zu Weihnachten reden. So entwickelt sich eine nette Plauderei, er erfährt von mir, was ich so treibe, ich frage ihn, ob er der einzige Weihnachtsmann ist und dies jeden Tg macht. Er entgegnet, dass er schon den einen oder anderen Stellvertreter hat, aber meistens er als richtiger Weihnachtsmann schon seinen Job zu erfüllen hat - er ist eben sehr pflichtbewusst. Was er unumwunden zugibt ist, dass ihm eine Heerschar an Elfen bei sehr vielen Dingen hilft. So bekommt er das ganze Jahr über täglich ca. 200 Briefe/Postkarten, die natürlich beantwortet werden wollen. Das schafft er nicht alleine - ganz und gar unmöglich. Irgendwie finden  wir Gefallen aneinander - aber wahrscheinlich geht es wohl jedem Besucher so - und wir plaudern munter dahin. Es wird dann noch ein Foto geschossen, was ich natürlich kaufen darf - mache ich auch, denn ein zweites Mal werde ich dem Original wahrscheinlich nicht mehr begegnen. Ist doch nett, wie der echte Weihnachtsmann mit dem anderen Weihnachtsmann dort gemeinsam auf einer Bank sitzt.
Ach ja, was jetzt noch fehlt, sind die Postkarten direkt vom Weihnachtsdorf Postoffice. Die Karten sind schnell geschrieben, mit einer netten Marke versehen und auf dem Weg zu den Lieben zu Hause. Das war es dann auch schon, ich bewundere beim Ausgang noch die fleißig helfenden Elfen - auch Elfen waren übrigens ein Gesprächsthema mit dem Weihnachtsmann - gibt es sie oder nicht? Seine Antwort könnt ihr Euch denken, ich habe da ein paar Zweifel, obwohl im täglichen Leben, doch eine Menge für Elfen spricht- oder wie man geheime Wesen/Helferleins auch nennen mag. 
Im Bild unten ist die linke Elfe mit den Aus- und Einsortieren der täglichen Post beschäftigt, die andere Elfe rechts - die sogenannte helfende Kassen-Elfe - mit dem Einsammeln der kostenpflichtigen Almosen für die besorgten Souvenire. 
Das war es dann auch schon. Ich schwinge mich, benebelt vom allgegenwärtigen Glühweinduft und der berauschenden Weihnachtsmusik, welche das ganze Dorf durchströmen, wieder auf mein Zweirad und fahre in Richtung Rovaniemi Innenstadt. Von dieser gibt es nicht sehr viel zu berichten. Ich finde sie nicht sehr übersichtlich. Es gibt eine Fußgängerzone, einige Wohnbauten und dann die Stadtkirche von Rovaniemi. Dort wird gerade ein kleines Konzert von einer Pianistin gegeben. Es sind nur ca. 10 Zuhörer, verteilt auf unterschiedliche Bänke zu finden. Ich setze mich dazu und lausche ein paar Minuten den Klängen des Klaviers. Auffällig sind die biblischen Wandmalereien, diese sind der Region entsprechend gezeichnet, so ist die Verkündigung durch den Engel Gabriel an Josef, dass die Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist ein Kind, den Sohn Gottes empfangen wird, nicht mit Josef in Begleitung eines Esels dargestellt, sondern in Begleitung eines Rentiers. Das ist doch schon bemerkenswert. Auch der Stadtbesuch neigt sich einem frühen Ende und ich fahre zum Campingplatz zurück, um in meinem Buch weiterzuschmökern. 
Es kommt die nächsten zwei Stunden dann doch wieder etwas anders, aber das war ja auch wohl zu erwarten. Auf dem Campingplatz befindet sich noch ein Motorrad fahrendes Pärchen aus der Schweiz. Sie packen gerade ihre Sachen zusammen, um ihre Heimfahrt anzutreten. Natürlich fangen wir auch wieder an zu plaudern. Sie sind mittlerweile auch schon längere Zeit unterwegs, die wirklich spannende Reisegeschichte ist aber ihre 15monatige Fahrt durch Südamerika mit einem Rover/Jeep. Diese berichteten Erlebnisse sind sehr sehr beeindruckend und machen Lust auf mehr. Sie haben ebenfalls einen Blog erstellt und ich denke, die Beiden haben Nichts dagegen, wenn ich den Link dieses Blogs hier hineinstelle: http://expedition-knut.blogspot.com/2013/12/adieu-schweiz.html. Bei Gelegenheit werde ich diesen Reisebericht einmal lesen.
So neigt sich der Tag dem Ende und ich schaue auf mein Motorrad, der Zündschlüssel steckt noch, nur leider in aktivierter Postion. Ich drehe den Zündschlüssel zurück und wieder zurück - nichts passiert - tja, Plauderei, nicht aufgepasst, das Licht hat gebrannt, das Handy wurde geladen, das war der Batterie dann wohl zu viel. Sie ist leer :-(! Eine andere freundliche, holländische Nachbarscampingfamilie ist soeben mit ihrem Jeep zurückgekehrt. Ich frage sie, ob sie mir nicht Starthilfe geben können - gesagt, getan - die Kiste läuft wieder. Ich fahre 30 Minuten durch die Gegend, danach wird die Batterie wohl wieder aufgeladen sein, besuche dabei den Rovaniemi Airport - echt, den gibt es - drehe um, und hoffe, dass mein Zweirad morgen dann wieder anspringt - ansonsten hat es leider etwas Gröberes - glaube ich aber nicht, da die eben gegebene Erklärung für das Schlappmachen der Batterie recht plausibel ist
Jetzt, nach dem Schreiben der heutigen Zeilen, suche ich mir ein schattiges Plätzchen, die Sonne hat mich doch heute ziemlich erwischt und werde mein Büchlein weiterlese, bevor es dann morgen in Richtung Inari geht.

9.8. Donnerstag: Es ist Donnerstagabend, nach einer recht angenehmen Fahrt sitze ich jetzt vor meinem ersten Rentier-Burger. Er ist mir von Einigen, denen ich bisher begegnet bin, empfohlen worden und so habe ich mich entscheiden, mein heutiges Abendessen dieser Spezialität zu widmen. Ehrlich gesagt, schmeckt er ganz gut, habe ich mir so nicht vorgestellt. Die Vorstellung Rentier zu essen war schon komisch - allerdings fahre ich zu Hause ja auch an Rindern vorbei - und ein gutes Rindersteak verachte ich ja auch nicht. Dazu gibt es Pommes mit einer Knoblauch Dip und ein wenig Salat. Alles zusammen kostet dann 16€, was ja noch okay ist - für einen Burger im Hardrock Cafe zahlt man dasselbe. Nur das Bier ist günstiger. Die Halbe kostet hier dann gleich mal 6,50€. 
... aber der Reihe nach. Nach einer super durchgeschlafenen Nacht schaue ich so um 7 Uhr auf meine WetterApp. Für heute Morgen ist Regen angesagt und das stimmt auch - am Nachmittag soll das Wetter dann besser werden. Trotzdem stehe ich zunächst mal auf und mache mir im "Kochhaus" einen Kaffee. Dazu stößt eine Familie, mit der ich die Tage auch schon auf dem Campingplatz geplaudert habe. Besonders das "W" als Autokennzeichen hat es mir angetan - falsch - nicht Wien, sondern Wuppertal, also meine Heimatstadt. Es hatte sich im Laufe der Tage herausgestellt, dass sie Elberfelder sind und ich als Barmer doch ein wenig weiter weg wohnte. Sie wohnen in der Nähe des Wuppertaler Zoos, bei dem sich auch das Stadion des Wuppertaler SV befindet und wenn der WSV spielt, haben sie in ihrer Wohnung die Geräuschkulisse der Zuschauer. Tja, die Welt ist halt klein .... Nach dem Kaffee und nachdem ich bis zu Mittag nichts Weiteres mehr vorhabe, gehe ich wieder in mein Zelt und schlummere nochmals ein. Um 9:30 wache ich dann auf,, es regnet nicht mehr, ich schaue auf meine App ... und die Wettervorhersage hat sich komplett geändert. Jetzt wird es laut Vorhersage am Nachmittag schon ziemlich mies und es gibt ein  "Schönwetterfenster" von 10-11 Uhr. Ich springe auf, packe Alles in so 30 Minuten zusammen und die Reise kann losgehen. Zweifel waren noch angebracht, ob das Motorrad auch starten würde, es war ja nicht ganz ausgeschlossen, dass es nicht an der Batterie lag, sondern sich eventuell auch ein unbekannter Stromfresser im Fahrzeug eingenistet hatte. Doch das Motorrad springt sofort an. 
Der Himmel ist bewölkt, es ist im weiteren Verlauf des Tages mit Regen zu rechnen, daher habe ich auch die Regenkleidung angezogen. Es ist zwar zunächst etwas warm, es hat ja schließlich auch 21°, aber wenn es anfängt zu regnen, dann muss ich mich nicht unterwegs mit Regenkleidung quälen. Es ist ein traumhaftes Wetter zum Fahren, die Sonne knallt nicht, es ist bewölkt und es geht durch die endlosen finnischen Wälder über unfassbar gute Straßen dahin. Irgendwann, so nach 150 Kliometer verbreitert sich die Straße mitten im Nirgendwo zu einer vierspurigen Straße mit riesenbreiten Seitenstreifen. Dies ist schon das zweite Mal, dass mir das in Finnland passiert. Die Strecke hat eine Länge von ungefähr 2 Kilometern bevor sie sich wieder zu einer zweispurigen Straße verjüngt. Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich hierbei um Start- und Landebahnen für "schlechtere" Zeiten handelt. So eine Strecke, die auch extra für diesen Zweck so gewidmet ist, kenne ich nur aus meinem Heimatland. Irgendwo auf der Strecke zwischen Bochum und Münster gibt es ebenfalls solch eine verbreiterte Autobahn.
Ungefähr 100 Kilometer vor meinem Zielort beginnt es dann tatsächlich an zu regnen. Es ist nicht viel, aber trotzdem wäre ich ohne Regenkleidung wohl ziemlich nass geworden. Übrigens ist mein Zielort nicht der Campingplatz von Inari, sondern ein paar Kilometer weiter eine Mini-Siedlung mit einem Anbieter, der auch kleine Häuschen vermietet. Dort habe ich mich für eine Nacht eingemietet, da der Regen heute nicht mehr nachlassen soll, ich keine Lust habe das Zelt im Regen auf- und morgen Früh wieder abzubauen. Das Wetter soll auch am Samstag nicht berauschend werden - zumindest sagt das die WeatherApp, daher entscheide ich mich gleich morgen Freitag zum Nordkapp zu fahren. An meinem Ziel angekommen, steht ein einsamer Biker da und macht sich gerade fertig zur Ab- bzw. Weiterfahrt. Wir plaudern kurz miteinander, er hat ebenfalls soeben den Rentier-Burger gegessen und er gibt mir einen Tip zur Übernachung am Nordkapp. Diese Empfehlung buche ich dann auch, da das Wetter am Nordkapp am Samstag dann wieder wesentlich schlechter werden soll und ich mal wieder keine Lust habe, das Zelt für eine Nacht auf- und abzubauen.
.... So, und jetzt nach verzehrtem Rentier-Burger - echt okay das Tierchen - sitze ich hier in der Küche des netten Hauses und schreibe mal wieder an diesen Zeilen. Auch diese Mini-Siedlung liegt im Nirgendwo. Ringsherum ist gar nichts, eben nur Straße, ein paar Häuschen und ein Restaurant, welches echt heimelig ist. Die Bilder unten sollen dies verdeutlichen ...
Zwei freundliche Herren aus Triest haben mich soeben, zur in der Küche selbst zubereiteten Pasta eingeladen, ich bringe aber tatsächlich nichts mehr runter, daher muss ich ihre nette Einladung leider ablehnen. Hätte ich die Einladung früher bekommen, wäre ich wohl diese gefolgt und hätte Rentier später probiert ;-).

10.8. Freitag: Es war eine sehr unruhige Nacht - die Wirtin hatte mir noch gesagt, dass Rentier Burger sehr gesund sind - ich habe allerdings das Gefühl, das Tierchen hat sich in meinem Magen noch eine zeitlang gewehrt. Vielleicht waren es aber auch die Pommes, die Knoblauch Sauce oder aber die 6,50€ für das eine Bier waten etwas schwer verdaulich. Na jedenfalls habe ich nicht so toll geschlafen. 
Trotzdem, heute geht es auf zum Nordkapp. Die WetterApp studiert und den Verlauf der Wolken im Regenradar angeschaut - ich komme nicht herum, ich werde durch Regen fahren. Jetzt aber scheint die Sonne und nach einem Kaffee mache ich mich auf den Weg. Hinter meiner Schutzscheibe am Roller sehe ich ein Zettelchen von den freundlichen Italienern; sie wünschen mir auf Deutsch eine gute und sichere Weiterfahrt. Echt nett!!! 
Aufgesetzt und losgefahren. Die ersten 50 Kilometer sind echt der Hammer. Eine wunderschöne Straße, häufig schnurgeradeaus, dann über kleine Hügel führend - es geht also mal rauf und dann wieder runter. Ich scheine diese Straße für mich gepachtet zu haben, denn ich bin lange Zeit der Einzige auf diesem Asphaltstück. Nach den besagten 50 Kilometern kommt dann die norwegische Grenze, nicht ohne vorher wieder an Rentieren vorbeigefahren zu sein. Wäre da am Straßenrand nicht das wirklich sehr sehr kleine Schild gestanden, und das muss man erst mal sehen, wäre ich über die Grenze gefahren, ohne es zu merken. Immerhin geht es so halb in Finnland weiter; dieser Teil Norwegens ist die Finnmark.
Die nächsten, wahrscheinlich 16 Tage werde ich also in Norwegen sein - Norwegen von Nord nach Süd. Die weite dieses Landes bzw. von Skandinavien wird mir erst jetzt so richtig bewusst. Bisher ging es ja mehr oder weniger ausgesprochen eben dahin und ich hatte von keinem Punkt eine echte Einschätzung oder Aussicht, wie weit diese Ebenen sind. Links und rechts der Straße waren bisher ja meistens nur Bäume zu sehen. Das erinnert mich an den Kommentar des Südlich-von-München-Radfahrers: "Ich bin jetzt 12 Tage nur durch Wald gefahren, links Bäume, rechts Bäume, ich kann keine Bäume mehr sehen. Die erste Ampel in Rovaniemi war eine echte Abwechslung.". 
Jetzt aber bin ich in Norwegen und es wird deutlich gebirgiger. Die ersten Fjorde tauche auf, ich fahre über größere Hügel und plötzlich bekomme ich einen optischen Eindruck (der Kopf wusste es ja schon) wie riesig groß dieses Skandinavien ist. Wie menschenleer, wie weit, einfach unfassbar. In einer Zeitschrift hatte ich einmal gelesen, dass es im Winter nur erlaubt ist im Konvoi mit 2 Autos zu fahren. Einzelfahrten über lange Strecken sind nicht erlaubt. Kann ich mir jetzt gut vorstellen, sollte irgendetwas passieren, ist man der Natur ausgeliefert. Die Weite können die Bilder unten nur sehr sehr begrenzt wiedergeben.
Gebaut wird auch, zumindest Straßen werden erneuert. Ich werde an einer Baustelle angehalten und die Weiterfahrt ist erst in 5-10 Minuten gestattet. Nach den verstrichenen Minuten tauchen am Horizont die ersten Autos auf. Angeführt werden die 3 Autos von einem Fahrzeug einer Straßenbaumitarbeiterin. Sie macht bei mir halt, mittlerweile ist noch ein Motorradfahrer und ein Auto stehen geblieben, das Straßenbaufahrzeug kehrt um und geleitet und unter "Follow Me" durch die Baustelle. Echt nettes Service!
Noch einmal Tanken und die letzte Tagesetappe zunächst zu meinem Quartier, 13 Kilometer vor dem Nordkapp. DIe letzten 90 Kilometer sind ausgesprochen eindrucksvoll. Die ersten Tunnel kommen bis der Nordkapptunnel auftaucht. Vor diesem wurde ich von einigen Motorradfahrern ausdrücklich gewarnt, da er, wenn man eine Tunnel-Phobie haben sollte, doch die Nerven recht strapazieren würde. Ich habe keine solche Phobie, bin aber gespannt, was mich erwartet. Wie immer möchte ich an dieser Stelle Wikipedia zitieren, da diese Datenbank eine gute Beschreibung zu dem Tunnel gibt: 
"Der Nordkaptunnel (norwegisch Nordkapptunnelen) verbindet als Teil der Europastraße 69 die Insel Magerøya, auf der das Nordkap liegt, in der nordnorwegischen Provinz Finnmark mit dem Festland. Sein Planungsname lautete Fatima-Tunnel (norw. Fastlandsforbindelse til Magerøya, dt. Festlandverbindung nach Magerøya). Der Unterwassertunnel ist 6875 Meter lang und liegt an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel. Er wurde am 15. Juni 1999 von König Harald V. nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Die größte Steigung beträgt 10 %. Der Nordkaptunnel ist der längste Straßentunnel in der Provinz Finnmark und der drittlängste Unterwassertunnel Europas. ..." https://de.wikipedia.org/wiki/Nordkaptunnel (Wikipedia, 10.8.2018)
Er ist wirklich beeindruckend, die 10 % die es erst bergab geht, dann ein paar Meter 212 Meter unter dem Meeresspiegel eben dahin und anschließend wieder 10 % Steigung, haben schon etwas. Es gibt genau zwei Spuren, sonst nichts und es ist Tempo 70 erlaubt ... und auch die Radfahrer müssen da durch!!!
Die Straße aber, die jetzt in Richtung Nordkapp führt - alleine diese Straße ist die Reise wert. Endlos über Hügel, wunderschön geschwungen, mal rauf, mal runter, am Fjord kleine Fischerdörfer oder Fischerhäuser - einfach toll. Nur leider spielt das Wetter nicht mehr so mit. Es regnet zwar nicht, aber es ist doch ziemlich verhangen. Diese Fahrt bei Sonnenschein muss nochmals doppelt so beeindruckend sein. Kurze Zeit später komme ich bei meiner Unterkunft an. Ich melde mich an und bekomme die Hütte Nr. 15 zugewiesen, sie ist hübsch und sauber. Nachdem ich ja in Norwegen bin, gilt für mich jetzt auch wieder unsere Zeit, somit ist noch Zeit für ein Mittagsschläfchen, bevor ich mich dann die letzten paar Kilometer auf zum Nordkapp mache. Die WetterApp sagt für 16 Uhr schönes Wetter mit leichter Bewölkung und sehr wenig Wind voraus. Jetzt ist es mittlerweile 17:19, der zweite Teil mit dem Wind stimmt, der erste Teil hat sich leider ins Gegenteil verkehrt. Die WetterApp hat den aufgelockerten Teil des Wetters am Nordkapp auf 18 Uhr Beginnzeit verschoben - mal sehen, ob noch weitere Startverzögerungen folgen ;-). Nachdem das Nordkapp bis zum 17. August von 11:00 - 1:00 geöffnet hat, habe ich ja noch etwas Zeit. Ich werde mich dann bei Gelegenheit mal auf den Weg machen, es ist ja nicht weit und am Plateau des Nordkapps auf das eventuell kommende schöne Wetter warten. ...
... tja, das war dann ja wohl nichts :-(. Gleich nach dem Beenden der letzten Zeilen bin ich dann aufgebrochen, habe mich für Regen etc. komplett "verkleidet" und mich dann bei leichtem Nieseln aufs Motorrad geschwungen. Je weiter ich bergauf in Richtung Plateau kam, nebelte/wolkte es immer mehr. Es war kaum die Hand vor Augen zu sehen, zeitweilig Rentiere am Straßenrand, aber nicht auf der Straße - 13 blindflugartige Kilometer. Dann ein Schild "500m Parkplatz" - immerhin, fast geschafft. Ein Häuschen am Parkplatz, der das Geld für Parken und Benützung der Anlage einkassiert - einen Parkplatz gesucht und ins Hauptgebäude verschwunden. Viel gibt es dort nicht zu sehen. Es wird ein halbstündiger Panoramafilm geboten, ein längerer Gang mit der "Geschichte" des Nordkapps kann besucht werden und natürlich ein entsprechend großer Souvenirshop für viele hundert Touristen jeden Tag. Am anderen Ausgang des Gebäudes führt der Weg dann zu der berühmten Weltkugel. An dieser lasse ich von mir ein Foto von Motorradkollegen machen und verschwinde dann wieder in die Infozentrale. Die WetterApp hat den Schönwetterbeginn auf 21 Uhr verzögert. Somit mache ich mir für heute keine Hoffnungen mehr, das Nordkapp bei nicht wolkenverhangenem Himmel zu sehen. Ein paar kleinere Souvenirs gekauft, wie einen Magneten für meine Magnetentonne in der Arbeit und ich fahre zurück zu meinem Quartier. Unterwegs wird das Wetter besser, die Wolken reißen zumindest etwas auf und es ermöglicht sich ein sehr schönhafter, fast schon unwirklicher Blick auf das Meer und eine angrenzende Meereseinbuchtung. Nachdem es ja anscheinend nun doch schöner wird, überlege ich kurz wieder umzudrehen. Ich verwerfe den Gedanken und werde mich jetzt gleich meinem Buch widmen. Ein allerletzter Blick auf die WetterApp zeigt mir, dass meine Enntscheidung richtig gewesen ist. Schönes Wetter ist frühestens um 23 Uhr zu erwarten. Es scheint eine Tourismus App zu sein, die mit ihren Wetterprognosen bereitwillige Touristen zum Nordkapp locken will ;-). 
An dieser Stelle möchte ich nochmals Wikipedia und die Beschreibung zum Nordkapp bemühen. Es wird ja allgemeinhin angenommen, dass das Nordkapp (übrigens die "PP" Schreibweise ist norwegisch) der nördlichste Punkt Europas ist - doch das stimmt nicht. Lest also selbst: 
"Nordkapp - (samisch Davvinjárgga, deutsche Schreibweise Nordkap) ist eine Kommune in der norwegischen Provinz Finnmark. ... Die Kommune liegt zum größten Teil auf der Insel Magerøya; der kleinere Teil liegt auf dem norwegischen Festland. Magerøya ist seit 1999 durch den 6875 m langen Nordkaptunnel mit dem Festland verbunden. An einer der Nordspitzen von Magerøya liegt das Nordkap, ein steil aus dem Eismeer emporragendes Schieferplateau, das oft fälschlich als nördlichster Punkt Europas bezeichnet wird. Tatsächlich ist die drei Kilometer weiter westlich des Nordkaps gelegene Landzunge Knivskjellodden der nördlichste Punkt der Insel Magerøya und der Kommune Nordkapp. Den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes findet man weiter östlich mit dem Kinnarodden auf der Nordkinnhalbinsel, auf dem Kommunegebiet von Gamvik. Der erste Tourist, der das Nordkap besuchte, war im Jahre 1664 der italienische Priester Francesco Negri. Seither zieht es Reisende aus der ganzen Welt in dieses Gebiet. ..." https://de.wikipedia.org/wiki/Nordkapp  (Wikipedia, 11.08.2018)
Zu guter letzt dann noch die zwei netten Tiere zum Abschluss des Tages ...

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