11.8. Samstag:
... ich mache die Augen auf, es ist schon wieder hell - gerade mal 3 Uhr - es ist noch nicht Zeit aufzustehen. Um 6 Uhr schaue ich dann hinaus und es hat mal wieder zugezogen; ein Blick auf die WetterApp und ich weiß, dass ich heute durch eine Regenfront mit mäßigem Regen fahren werde. Bedauerlich ist nur, dass auch für die nächsten Tage kein besseres Wetter angesagt ist. Also stehe ich um 6 Uhr auf, packe alles zusammen und mache mich kurz vor 7 Uhr auf den Weg. Das Wetter sollte noch eine zeitlang halten. Die ersten 100 Kilometer bin ich schon in umgekehrter Richtung in gefahren. Jetzt geht es wieder bis zur Tankstelle, bei der dann gleich der Abzweig nach Alta kommt. Kurz vor der Tankstelle fängt es an zu regnen - dies ist die bisher einzige Tankstelle, wenn man sie so überhaupt nenne kann (besteht nämlich nur aus 2 Zapfsäulen), die nicht überdacht ist. Im nassen Tanken ist nicht so lustig, vor allem wenn man Handschuhe trägt, klamme Finger hat und nachher wieder in die Handschuhe kommen muss. Funktioniert aber nach einigem Hin- und Her.
Gleich nach dem Abzweig geht es dann recht zügig hinauf, oben angekommen zeigt eine Beschilderung an der Seite, dass wir uns jetzt auf 251 Metern über dem Meer befinden - also so auf einer Art Hochebene, auch wenn die Berge doch ein wenig höher sind. Es fängt mäßig an zu regnen, es hat 9 °C, aber ich bin warm eingepackt und es geht dahin. Auffällig heute morgen sind die zahllosen Rentierherden die am Rand speisen bzw. langsam auf der Fahrbahn entlang trotten. Eine Erfahrung mit den auf der Fahrbahn befindlichen Tierchen hat es allerdings, ich weiß jetzt, dass es äußerst zahme Wesen sind. Ich fahre mitten durch ihre Herde hindurch und es kratzt sie nicht sonderlich. Gut zu wissen. Wichtig ist nur, dass ich sie rechtzeitig sehe, um in Schrittgeschwindigkeit zu kommen. Vielleicht ist auch deswegen die Höchstgeschwindigkeit in Norwegen mit 90 km/h festgelegt. Man kommt zwar nicht wirklich zügig vom Fleck, aber doch um so sicher.
Die Temperaturen zollen langsam ihren Tribut; die Handschuhe, obwohl von einer teuren Markenfirma und mit Goretex Membran, lassen das Wasser dann irgendwann doch durch. Äußerst positiv ist allerdings die Griffheizung, die meine Fingerchen doch ganz warm hält. Zwischenzeitlich überlege ich mir, ob ich mich nicht doch wieder auf die Suche nach einer Hütte mache. Ein Zelt im Regen auf- und abbauen ist nicht so lustig und auch die Temperaturen von 10 Grad sprechen dagegen, zumal es ja nicht besser werden wird. Als nächsten Campingplatz hatte ich eigentlich Alta angepeilt, doch unter diesen Bedingungen, es geht mir ja nicht schlecht auf meinem Vehikel - mäßiger Regen, mittlerweile 11°, aber trocken ;-) - überlege ich, ob ich nicht den Campingplatz Alta auslasse und gleich nach Tromsö weiterfahre. Das sind von Alta dann nochmals 5 Stunden.
Irgendwann wird mir das Wetter dann aber doch zu wässerig - wäre diese Fahrt bei schönem Wetter toll, wieder mit endlosen Weiten, traumhaften Straßen, tollen Ausblicken ... - und ich entscheide mich ca. 250 Kilometer vor Tromsö nach einem Campingplatz mit Hütten Ausschau zu halten. Wenige Kilometer weiter kommt mein Wunsch in mein Blickfeld. Ich fahre rechts ran, zur Rezeption und frage, ob noch eine Hütte bzw. ein Schlafplatz frei wäre. Der Besitzer bejaht, ich frage nach dem Preis und es stellt sich erfreulicherweise heraus, dass der Preis sogar unter dem des Campingplatzes in Rovaniemi liegt - daher frage ich nochmals nach, schließlich sind wir ja im sündteuren Norwegen, aber ich bekomme dieselbe Antwort. Ich nehme sie, erledige mich Motorradgewandes, aber besonders meiner triefenden Handschuhe und heize erst einmal ein. Auch das ist im Preis mit inbegriffen ;-). Die Sache hat allerdings einen Haken. So nett die Hütte auch ist, das WC befindet sich so ca. 100 Meter entfernt - aber auf einem Zeltstellplatz habe ich das WC ja auch nicht im Zelt.
Übrigens ist der Platz sehr schön am Altafjord gelegen, von meiner Hüttenterrasse schaue ich direkt auf die Berge und den Fjord.