Montag, 15.6.: ... heute ist es also soweit - ich werde mit dem Zug nach Passau fahren. Zugfahrten am Anfang meines Urlaubs sind ja nicht gerade eine Seltenheit. Meistens habe ich die ÖBB oder andere Unternehmen genutzt, um mit dem verladenen Motorrad schnellstens von A nach B zu kommen. Diesmal ist die "Sachlage" eine andere; es wird auch ein Zweirad verladen, aber ein Fahrrad.
Zurück aber zum Start des Tages ... nach einer etwas unruhigen Nacht - ich bin nicht ganz sicher, was in den nächsten zwei Wochen auf mich zukommt - gibt es noch eine L-Übungsfahrstunde für Miriam, verbunden mit einem kleinen Einkauf. Einmal für mich ein paar Müsli- und Proteinriegel für unterwegs, zum anderen um Miriam in meiner Abwesenheit nicht dem Hungertod auszusetzen ;-). Das Fahrrad bzw. die anhängenden Taschen wurden ja schon gestern gepackt, sodass jetzt nur noch mein iPad und das MacBook verstaut werden müssen. Beide Teile in wasserdichte, verschließbare Hüllen verpackt und dann in den Rucksack. Um 13:15 fährt der Zug vom Hauptbahnhof nach Passau. Derzeit, also jetzt um 9:30 regnet es noch, es soll aber spätestens um 11 Uhr aufhören oder besser nur noch leicht regnen. Wenn ich mir die Wettervorhersage für die nächsten Tage für Passau, Haibach (Schlögener Donauschlinge) und Mauthausen anschaue, dann sieht es nicht ganz so rosig aus. Es wird zwar keinen Dauerregen geben, aber schönes Wetter ist auch nicht angesagt - aber das kenne ich ja zur Genüge von meinen Motorradtouren. Es ist doch immer dasselbe, wirklich schlechtes Wetter gibt es nicht, es gibt nur schlechte Kleidung ... und da habe ich auch vorgesorgt ... fahrradgeeignete wasserdichte Jacke und Hose besorgt und sogar ein. paar wasserdichte Überschuhe ... aber dazu bei passender Gelegenheit dann mehr ;-).
Tatsächlich hört es um 10:30 Uhr auf zu regnen, die letzte halbe Stunde waren es ohnehin nur noch ein paar Tropfen. So schnappe ich mir mein Rad, hiefe es die Hausstiege zur Straße empor, es wird jetzt mit Gepäck so ca. 35kg wiegen und mache mich auf den Weg nach Wien. Es geht zügig dahin, zumindest die ersten 2 Kilometer, bis ich in Gedanken nochmal mein Gepäck durchgehe, ob ich nicht irgendetwas vergessen habe ... ja, der Rücken fühlt sich leer an ... ich habe doch tatsächlich meinen Rucksack zu Hause stehen gelassen, also retour, den Rucksack geschultert und ... auf ein Neues. Im Übrigen ist das Fahrverhalten, trotz des heftigen Gepäcks gar nicht so übel, habe ich mir auf dem Fahrrad anders vorgestellt. Um 12 Uhr erreiche ich den Hauptbahnhof in Wien; es ist schon faszinierend, wie das Netz der Radwege in Wien ausgebaut ist. Ich komme von Klosterneuburg Bahnhof (bis dahin führt der Weg von zu Hause auf der Straße) bis zum Wiener Hauptbahnhof durchgängig auf Radwegen voran. Kein Autostress, total sicher und sehr gut ausgebaut. Mittlerweile scheint sogar die Sonne und ich genehmige mir zu Mittag einen Müsliriegel aus dem Rucksack.
Jetzt sitze ich im Zug, nachdem ich mein Rad im "Fahrradwagon" befestigt habe und fange an, meinen Urlaub zu realisieren - es kommt auch Freude auf und ich bin schon sehr gespannt, was mich die nächsten 14 Tage erwarten wird.
Übrigens ist das, was die ÖBB und/oder die Deutsche Bahn als Fahrradwagon bezeichnen, ein mittlerer Scherz! Gerade mal drei Abstellplätze für die Räder. So gehören die anderen zwei Räder einem Paar, welches mit ihren Freunden, insgesamt eine Gruppe zu sechs Radlern, keinen Platz mehr in einem gemeinsamen Zug bekommen hatten. Ihre Freunde sind heute morgen schon vorgefahren und warten bereits jetzt in Passau auf sie. ÖBB und Deutsche Bahn sind wohl nicht auf einen Ansturm nach den Grenzöffnungen vorbereitet. Das Maskentragen in den Öffentlichen Verkehrsmitteln, also auch in diesem Zug, ist nach wie vor Pflicht; so schreibe ich diese Zeilen auch mit entsprechendem Mund- und Nasenschutz.