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Sonntag: 30.8.: 8:45 ... die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel - 35 Grad soll es heute noch bekommen und es fühlt sich schon jetzt so an. Aber zurück zum Anfang des Tages ...
... um kurz nach 5 Uhr wache ich auf, die Dämmerung hat noch nicht eingesetzt, es ist ja schon ein wenig später im Jahr. Meine sechs Stunden habe ich geschlafen, das reicht und mehr brauche ich erst mal nicht. Ich zücke mein iPad und lese Nachrichten, nichts Besonderes. Dann informiere ich mich über meinen nächsten Etappenort Esztergom (das ist nicht schwierig, geht ganz gut über die Lippen und bleibt auch im Gedächtnis - war ja nicht immer so). Irgendwann ist es dann genug und entschließe mich um halb Sieben meine 30 Längen zu schwimmen. Die Uhrzeit ist besser, als gestern um kurz nach Sieben. Die Sonne bewegt sich dann gegen 7 Uhr im Osten aufgehend über der 50 Meter Bahn (naja, eigentlich bewegt sich ja die Erde) und nachdem die Bahn in West - Ost Richtung ausgerichtet ist, haben in der zweiten Hälfte der 1,5 Kilometer, der in östlicher Richtung geschwommenen Strecke zu einer ziemlichen Blendung geführt. Auch das ist Jammern auf echt hohem Niveau ;-))) (es soll der Vollständigkeit halber nur erwähnt sein) - wie gesagt, zu jeder Uhrzeit vom Zimmer "auf die Bahn", das hat schon was und ich könnte mich sehr daran gewöhnen.
Ich bin wohl nicht der einzige der so denkt, denn ich werde mir das Becken derzeit "noch" mit drei weiteren Schwimmern teilen - es sind ja noch ein paar Bahnen frei.
Nach einem 40-minütigem Schwimm-Engagement entledige ich mich des Chlorfilms auf meiner Haut und genieße mein Frühstück. Meine Sachen gepackt und es geht los - ausgescheckt hatte ich gestern Abend noch, da es heute morgen keine Kasse gibt (auch komisch). Die Dame, die das Hotel führt, hat mir dann noch einen Preisnachlass gegeben (auch nur einen Tag Therme verrechnet, statt drei), da aus irgendeinem, für mich, unerfindlichen Grund, die Zimmertür nicht mehr ins Schloss fiel - also echt nicht mehr zu verriegeln war. Sie meinte, das passiert einmal im Monat und es tut ihr zutiefst leid, aber es passiert ja nichts ;-). Tatsächlich hatte ich über Nacht keine unliebsamen Besuche und nach dem heutigen Schwimmen in der Früh, war auch noch alles vorhanden. Auch mein nicht versperrtes Rad in einem mehr oder weniger öffentlichen Bereich, und da hatte ich echt ein mulmiges Gefühlt, stand immer noch am selben Platz. Geklaut wird hier anscheinend nicht - oder sehr wenig. In der Großstadt ist das dann möglicherweise anders ...
... jetzt aber brennt die Sonne herunter und nach entsprechendem Hinweis der Hotelmanagerin, die slowakische Seite bis Esztergom zu fahren, quere ich erneut die Elisabeth-Brücke und nehme die ungefähr 60 Kilometer ins Visier. Die ersten fast 40 Kilometer gehen traumhaft dahin, sie sind nur kurzzeitig von Abschnitten auf der Bundesstraße unterbrochen. Der überwiegende Teil geht über den Donauhochwasserdamm, der sich genau so "anfühlt" wie "bei uns". Also echt toll!!! Leider ändert sich der Weg dann schlagartig und der EuroVelo 6 Radweg zweigt auf eine kleine Straße neben dem Damm ab. Tja, ein umgestürzter Baum, der den Radweg blockiert, dürfte schon längere Zeit dort liegen, wie der deutlich ausgefahrene/ausgetretene "Umgehungsweg" zeigt. Das ist aber leider noch nicht alles - kurze Zeit später hört der Weg nahezu komplett auf und ist total verwachsen, sodass ein Weiterkommen nicht mehr möglich ist. Ich schiebe mein Rad den Damm hinauf und probiere da mein Glück. Das Navi plant die Route neu und leitet mich schlussendlich auf den Dammweg, der ohnehin ein paar hundert Meter weiter dort fortgesetzt worden wäre.
Der aber hat es in sich und ich verstehe jetzt die Straßenbelagsbeschreibung der Komoot App von 7,5 Kilometer Schotter. Erst habe ich es ja nicht glauben wollen, aber jetzt ist es Realität. Schotter auf dem Damm, keine Ausweichmöglichkeit und das für die nächste 7 Kilometer plus 500 Meter. Das ist echt nicht lustig, das ist Fahren wie auf Eiern, ständig befürchte ich, dass es mir das Vorderrad verschlägt und ich auf die Schnauze falle. So geht es bei einem Tempo von maximal 12 km/h dahin und diese gefühlte Ewigkeit kostet sehr viel an Konzentration. Jedes Steinchen wird beobachtet, die hinterlassenen Fahrradspuren von bereits vor mir diesen Weg gefahrenen Unglücklichen (oder auch nicht), die in den Schotter eingegraben sind, hinterlassen teils eigenartige geschlängelte Spuren. Der Schotter ist mal weniger tief, dann mal wieder tiefer - wie gesagt, ein Eiertanz (dazu gibt es kein Bild, ihr müsst es glauben). Aber auch das geht vorüber und kurz Zeit später belohnen mich schöne Motive für die Strapazen.
Irgendwann taucht dann vor mir die markante Basilika auf dem Burgberg auf, es sind aber noch ungefähr 10 Kilometer zu fahren. Immerhin geht es jetzt zügig, ohne weiter Überraschungen voran und ich erreiche die Brücke, die mich wieder nach Ungarn zu meiner nächsten Unterkunft bringen wird. Auch hier ist die Donau noch der Grenzfluss und die Inschrift, die auf der slowakischen Seite der Brücke angebracht ist, lädt doch zum Nachdenken ein. Die Langfassung habe ich Wikipedia entnommen und möchte sie hier zitieren: "Die Donaubrücke, die Esztergom mit Štúrovo (Slowakei) verbindet, wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen gesprengt und war bis 2001 unpassierbar. Im Jahre 2000 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, der 2001 abgeschlossen worden ist, seither verkehren zwischen den Nachbargemeinden keine Fährschiffe mehr. Die Maria-Valeria-Brücke dient jetzt wieder als regionaler Grenzübergang in die Slowakei." Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Esztergom 30.08.020
Ist doch erstaunlich, dass diese Brücke erst "vor kurzem" mit Unterstützung der EU (dies ist auf der Inschrift zu lesen) wieder aufgebaut wurde und vorher es nur die Fährverbindung gab.
Um kurz vor Zwölf erreiche ich meine Unterkunft, das Fekete Sas Motel; es gibt keine Rezeption und ich wähle die Nummer, die an einem Fenster aushängt. Mir wird versprochen, dass in 15 Minuten jemand da ist - tatsächlich - mein Zimmer kann ich auch, nachdem ich ordentlich eingecheckt habe, beziehen ... ich muss gestehen, ich bin ziemlich ko und ich mache erst einmal ein kleines Mittagsschläfchen: fünf Uhr wach, 1,5 Kilometer geschwommen, 60 Kilometer Rad gefahren, bei teilweise grottenschlechtem Untergrund haben mich einfach müde gemacht.
Später gehe ich dann noch zum Lidl, der schließt, es ist ja schließlich Sonntag, um 17 Uhr. Währenddessen, der Weg dorthin es ist ca. ein Kilometer, höre ich "Die Schwester" weiter - ich will wissen, wie das weitergeht - es entwickelt sich gerade so gut ;-) ...
Montag: 31.8.: Zu Esztergom bietet Wikipedia folgende Information, die auszugsweise nachfolgend zu finden sind. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist wohl die Basilika: "Die Stadt wird beherrscht von der 1838 bis 1846 durch den Architekten József Hild errichteten und größten klassizistischen Basilika des Landes, der Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert, einem der größten Kirchenbauten Europas, die weit sichtbar auf dem Burgberg steht. Sie ist die größte katholische Kathedrale Ungarns mit einer Renaissance-Kapelle, die an die Basilika angegliedert ist. Die Basilika wird als Sitz des Primas von Ungarn – des Erzbischofs von Esztergom-Budapest – auch caput, mater et magistra ecclesiarum hungariae (Haupt, Mutter und Lehrerin der ungarischen Kirchen) genannt.
Südlich grenzt der im 11. Jahrhundert angelegte und im 12. Jahrhundert erweitere königliche Burgpalast an die Basilika. 1256 wurde er die Residenz der Erzbischöfe."
Weithin sichtbar kann ich bestätigen, als ich mich gestern noch über den Schotter gequält hatte, hatte ich noch mehr als 10 Kilometer vor mir ...
"Esztergom [ˈɛstɛrgom] (lateinisch Solva, deutsch Gran, slowakisch Ostrihom, latinisiert Strigonium) ist eine Stadt in Nordungarn (Komitat Komárom-Esztergom), an der Donau gelegen. Vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war sie die Hauptstadt des Königreichs Ungarn. Die Donau bildet hier die Grenze zur Slowakei, wo die Schwesterstadt Štúrovo liegt. ... Esztergom ist eine der ältesten Städte Ungarns. Die ersten bekannten Siedler waren Kelten der späten Latènezeit (150 v. Chr. – 30/0 v. Chr.) auf dem markant aufragenden Burgberg. Nach der Besetzung des Landes errichteten die Römer am selben Platz das Kastell Esztergom mit einer um den Berg liegenden Siedlung und nannten den Ort Solva mansio. ..."
Und dann folgt noch eine Information, deren Geschichte mich ebenso im ersten Teil (Passau - Wien) bgeleitet hat, es sind die Nibelungen: "Das Nibelungenlied hat einen Bezug zur Stadt: Der Zug der Nibelungen bzw. Burgunden führte von Worms nach Esztergom/Gran. Die Stadt wird deshalb auch Nibelungenstadt genannt." alle Informationen Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Esztergom 31.08.2020
Zwischen 8 und 9 Uhr gibt es Frühstück und dann mich ich mich auf, um die Basilika zu besichtigen. Wie schon mehrfach erwähnt, liegt die Basilika sehr prominent/markant auf dem Burgberg über dem Städtchen gelegen. Es sind nur wenige Meter bis dorthin, wobei ich zunächst einen kleinen Hügel erklimme, auf dem eine Kapelle steht, von wo man einen tollen Ausblick auf das Burg-Basilika-Gelände hat.
Dann geht es zunächst wieder abwärts, um anschließend den Burgberg zu besteigen. Ein geschlungener Pfad führt den Hügel hinauf, er ist von einigen Tafeln, Steinhauereien und einer Sonnenuhr flankiert. Die Sonnenuhr lügt nicht, zumindest richtet sie sich nicht nach der Sommerzeit - nach der aktuellen Zeitrechnung ist es kurz nach 9 und nicht eine Stunde früher. Oben angekommen befindet sich auch der Eingang zum Schloss, zur Burg. Nur leider ist eine Besichtigung nicht möglich, da geschlossen.
Auch die Basilika ist im Moment nicht für Besucher zugänglich, da derzeit ein anderes Ereignis in der Kirche stattfindet. Alleine der Bau der Basilika ist äußerst beeindruckend. Ein Prachtbau mit gewaltigen Dimensionen, dass Portal (Tür kann man das ja nicht mehr nennen) wird eine Höhe von ca. 8 Metern haben, ich habe mich neben die Steinblöcke gestellt und die ersten drei Reihen haben mich um ein paar Zentimeter überragt, auch die Sockelobergrenze der Figuren, das entspricht also einer Höhe von ca. zwei Metern.
Die Wartezeit bis zur Besichtigung verbringe ich mit meinen Stöpseln im Ohr herumschlendernd und auf einer Bank im Schatten vor der Basilika sitzend. Das Buch neigt sich dem Ende und es ist spannend, ich werde es heute noch zu Ende bekommen - am Nachmittag ist es dann so weit und ich kann sagen, diesmal hat der Kauf sich gelohnt,
Zwischenzeitlich holt mich CoViD-19 aber wieder ein. Das Handy läutet, es ist eine ungarische Nummer - ich wurde schon mehrmals versucht von dieser Nummer anzurufen, doch gleich nach dem annehmen des Gesprächs wurde auf der anderen Seite wieder aufgelegt. Ich rufe unbekannte Nummern grundsätzlich nicht zurück, es könnte sich ja um irgendeine Abzocke handeln. Hier ist es aber nicht der Fall; Erne, meine Vermieterin in Budapest meldet sich, ob ich morgen denn tatsächlich kommen würde, da die Grenzen ja geschlossen sind. Ich erwidere, dass dies für mich nicht gilt, da ich schon seit ein paar Tagen in Ungarn bin. Sie ist beruhigt und ich kündige mich für morgen zwischen 16 und 17 Uhr an. Eventuell wird es früher, dann muss ich halt warten.
Am Abend sehe ich noch in meinem Email Account, dass eine ähnlich lautende Mail von Booking.com am morgen gekommen ist. Sie hat sich mit dem Telefonat allerdings dann erledigt. Die Email vom Anbieter:
"Sehr geehrter Herr Spittler,
vielen Dank für Ihre Auswahl an Booking.com. Leider konnten wir Sie nicht telefonisch erreichen. Die Unterkunft Downtown Apartment near Danube hat uns mitgeteilt, dass man von 2020-09-01 nicht in Ungarn anreisen kann. Deswegen bietet Ihnen die Unterkunft die Möglichkeit, Ihre Reisedaten zu ändern. Sie können heute noch einchecken und zwar kostenlos. Bitte geben Sie uns Bescheid, ob Sie damit einverstanden sind. Wir werden dann die Informationen aktualisieren und Ihnen eine neue Bestätigungs-E-Mail mit allen Einzelheiten dazu senden.
Wir hoffen in the nächsten 30 Minuten von Ihnen zu hören. Bei Fragen sind wir gerne für Sie da.
Mit freundlichen Grüßen ..."
Um 12 Uhr haben wir (alle Besucher, die gewartet haben), die. Möglichkeit den Innenraum der Basilika zu besuchen, nicht ohne vorher ein Ticket gekauft zu haben. Der Innenraum ist ebenso prachtvoll doch eher schlicht gehalten. Es halten sich hier sehr viel Priester auf, möglicherweise hat es sich bei der "Veranstaltung" um eine Priesterweihe gehandelt, da das Glockengeläut über einige Zeit über der Stadt zu hören war.
In der Eintrittskarte enthalten ist noch die Schatzkammer ... und die kann sich ebenfalls sehen lassen. Leider ist hier fotografieren unerwünscht, sodass nur wenige Bilder entstanden sind und diese nicht als Nahaufnahmen. Eine Kuppelbesichtigung wäre eigentlich auch eingeplant gewesen - aber leider ist die Kuppel ... richtig erraten ... geschlossen.
So mache ich mich, mein Buch hörend, wieder hinunter in das Städtchen, gehe noch ein wenig Bummeln, kaufe etwas zum Mittagessen ein und verziehe mich dann auf mein Zimmer. Es zieht jetzt langsam zu, heute Abend und in der Nacht soll es gewittern und regnen. Abgekühlt hat es schon, es hat sehr angenehme 23 Grad. Morgen soll es noch um eine Spur kühler sein, was perfekte Bedingungen für die letzte Etappe entlang der Donau nach Budapest sind. Ich werde vermutlich unterwegs auch die Burg über Visegrad anfahren. Diese liegt hoch über der Donau und gibt einen schönen Ausblick auf die hiesige Donauschlinge. Dazu dann morgen mehr ... jetzt aber noch ein paar wenige Impressionen des kleinen Stadtspaziergangs.