... das Navi zeigt jetzt 461 km an, nach denen der nächste Abzweig kommt - also ohnehin kurz vor Pompeji. Ich richte mich also ein, die Kilometer herunter zu zählen und düse so dahin. Die Autobahn ist echt leer und überraschend Maut frei, ein kleines Stück nach Catania war Maut und ein kurzes Stück vor Pompeji wird ebenfalls wieder Mautgebühr eingehoben werden. Also insgesamt eine eher billigere Art der Autobahnbenützung. - war ja nicht immer so.
Je mehr ich ins Landesinnere, also Kalabrien komme, steigt das Thermometer. Es hat zunächst erst so um die 32°, es wird dann aber heißer und heißer, bis es 41° anzeigt. Nicht auszudenken, wenn es hier mal einen Stau geben sollte und in der heißen Luft mein Hirn unter dem Helm brutzeln sollte. Soweit kommt es Gott sei Dank nicht und bei 130 km/h ist die Hitze auch halbwegs erträglich, auch wenn es nur heiße Luft ist, die mir entgegenweht - aber zumindest kein Stillstand - es gehen einem (mir) dann eine Menge Gedanken durch den Kopf: halten die Reifen das aus, funktioniert die Motorkühlung gut und es gibt kein Überhitzen, was sagt das Motoröl zu den Temperaturen ...
Im Endeffekt habe ich ein sehr gutes Qualitätsfahrzeug unter dem Hintern (Made in Japan - und die verstehen echt was vom Motorradbau!!!), auf das ich mich im Nachhinein voll verlassen konnte - ist eine gute Erfahrung für zukünftige Touren. Es sind auch sonst keine Motorradfahrer unterwegs - oder zumindest fast keine, sie lassen sich über die hunderte Kilometer an maximal zwei Händen abzählen. Eigentlich eher untypisch!!!
Diese Autobahn ist echt der Hammer und eine soeben durchgeführte Internetrecherche gibt mir einen Artikel im Standard vom 9.1.2017 (Autor: Dominik Straub) aus, den ich sehr bemerkenswert finde, auch unter dem Aspekt der Einflussnahme der Mafia und ich diesen Artikel deswegen auch hier zitieren möchte (hier wird die umgekehrte Richtung, also von Norden nach Süden beschrieben)
Lest es bitte (!!!),
denn es liest sich einfach unglaublich, so wie die Tor Geschichte (Ihr erinnert Euch - das Dorf in den Pyrenäen) - Mord und Totschlag um Ziele zu erreichen - und dies sind keine Kriminalromane, dies ist die blanke Realität:
"... Teuer und mafiös: Italiens Autobahn A3 ist fertig. Mehr als 50 Jahre Bauzeit, erhebliche Umplanungen und Kostensteigerungen: Die Autobahn von Salerno nach Reggio Calabria, Mahnmal für Kriminalität, ist fertiggestellt
Für Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio ist zum Jahresende "ein Traum wahr geworden": Zusammen mit dem Chef der staatlichen Autobahnagentur Anas, Gianni Vittorio Armani, und einigen Dutzend Journalisten fuhr Delrio im Reisebus die knapp 500 Kilometer auf der ausgebauten und sanierten A3 von Salerno nach Reggio Calabria – und das, ohne wie bisher üblich durch unzählige Großbaustellen stundenlang aufgehalten zu werden oder umständliche Umleitungen über steile und kurvenreiche Nebensträßchen im kalabrischen Küstengebirge in Kauf nehmen zu müssen. Lange war die "Salerno-Reggio" ein Albtraum gewesen – für diejenigen, die sie benützten, aber auch für die Steuerzahler: Im Lauf der Jahrzehnte dauernden Bauarbeiten haben sich die Kosten mehr als verdoppelt. Die Autobahn an die Stiefelspitze galt lange Zeit als Symbol für alle italienischen Unzulänglichkeiten: für Schlamperei, Bürokratie-Wahnsinn, nachlässige Aufsicht – und für die Infiltration der Mafia bei öffentlichen Bauaufträgen. Die Präsenz der kalabrischen 'Ndrangheta beim Bau der A3 war derart massiv, dass das Bauwerk auch sarkastisch "das längste Corpus Delicti Italiens" genannt wurde.
Mafiöse Bereicherung.
Die Infiltration der Clans ist durch zahlreiche juristische Verfahren, die während der Bauzeit stattgefunden haben, bestens dokumentiert. Die 'Ndrangheta hat sich auf unterschiedlichste Weise bereichert: Entweder haben sich mafiöse Firmen direkt öffentliche Aufträge unter den Nagel gerissen. Oder sie haben saubere Unternehmen bedroht und Schutzgelder verlangt: Im Gegenzug "garantierten" die Clans die Sicherheit der Baustellen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben die Clans während der Bauzeit rund dreißig Morde begangen. "Hier hat zu lange die Mafia kommandiert – ab heute ist die Autobahn ein Symbol für den sauberen Süden", betonte Minister Delrio.
Der Festakt vor Weihnachten war streng genommen keine Eröffnung oder Einweihung: Die Autobahn war bereits 1962 von der Regierung Fanfani beschlossen und trotz ihrer Länge bereits zwölf Jahre später, im Jahr 1974, dem Verkehr übergeben worden. Allerdings handelte es sich mehr um eine Schnellstraße als um eine Autobahn – und angesichts des während der Bauzeit rasant gestiegenen Verkehrsaufkommens sah sich schon die Regierung Craxi im Jahr 1987 zu einem Erweiterungsprojekt gezwungen. Die erste Regierung Prodi bewilligte 1997 weitere 6000 Milliarden Lire zur Modernisierung und Verbreiterung. Letztlich wurde in den vergangenen vierzig Jahren auf und neben der bestehenden alten Schnellstraße eine nagelneue vier- bis sechsspurige Autobahn gebaut.
190 Tunnel, 480 Viadukte.
Die A3 ist ein eindrückliches Bauwerk, neben dem sich zum Beispiel die Gotthard-Autobahn in der Schweiz oder die Brennerautobahn zwischen Italien und Österreich bescheiden ausnehmen. Auf ihren knapp 500 Kilometern durch die Berge Kampaniens, der Basilikata und Kalabriens führt sie durch 190 Tunnel und über 480 Viadukte; die höchste Brücke, das "Viadotto Italia" in der Provinz Cosenza in Kalabrien, ist mit einer Höhe von 259 Metern die zweithöchste Europas. Nach dem Abschluss der Modernisierung ist sie auch eine der ersten "Smart Roads" in Europa: Sie ist auf den ersten 100 Kilometern von Salerno nach Süden bereits komplett verkabelt und mit Drahtlosinternet ausgerüstet; als erste Autobahn Italiens soll sie das autonome Fahren ermöglichen.
Ganz fertig ist die A3 freilich noch immer nicht, räumte Anas-Chef Armani ein. Zum einen sollen auch die restlichen 400 Kilometer mit Internet versehen werden; zum anderen sind noch diverse Lärmschutzwände und Sicherheitsnetze zu installieren. Auch der Unterhalt werde gelegentlich zu Baustellen führen. 'Aber keinen, die den Verkehr stark beeinträchtigen werden', versicherte Armani. (Dominik Straub aus Rom, 9.1.2017) - derstandard.at/2000050386432/Teuer-und-mafioes-Italiens-Autobahn-A3-ist-fertig ..."
Ich finde diesen Artikel ausgesprochen beeindruckend und kann erst jetzt im Nachhinein, wo ich hier in Pompei sitze, diese Meisterwerk richtig würdigen. Es war so extremst selbstverständlich diese Autobahn zu fahren, aber diese Selbstverständlichkeit ergibt sich erst aus den letzten wenigen Monaten/Jahren.
Nichtsdestotrotz windet sich diese Autobahn von Süden in Richtung Norden hoch hinauf in die Berge, sodass Hinweisschilder kommen, die weite Abschnitte der Autobahn zwischen dem 15.11. und 31.3. nur mit Winterbereifung erlauben. Auch hier, wenn es im Moment vielleicht bei 30°-40° nicht so ausschaut, kann der Winter hereinbrechen!
Oben angekommen hat es erfrischende 26° - ich überlege kurz, ob ich mir bei 15 Grad Temperaturunterschied vielleicht doch den Pullover überstreife - aber es geht ja bald wieder nach unten und es wird wieder deutlich wärmer. Zwar keine 41° aber so 32°. Zwischenzeitlich lege ich zwei ausgedehnte Pausen ein und komme dann gegen 16 Uhr in Pompei bei 28° an - im Grunde genau das, was ich mir als Ankunftszeit für diesen Tag vorgenommen habe.
Ich stehe jetzt vor meinem B&B, rufe den Vermieter an und nach kurzer Zeit kommt er und bringt mich auf mein Zimmer - leider wird die Nachfrage, ob ich nicht doch bis Samstag bleiben könnte verneint, sodass ich diese drei Nächte hier verbringe und dann weiterziehe - ist noch nicht sicher wohin - vielleicht ändert sich auch noch eine Reservierung. Ich gehe, nach einer kurzen Rast, noch in einen Supermarkt einkaufen und erwarte den morgigen Tag mit einer Besichtigung der Pompei Ausgrabungsstätten.
Eine Besichtigung des Vesuvs wird während meiner Aufenthaltsdauer sehr wahrscheinlich nicht möglich sein, da er für Touren, aufgrund der Feuer (gelegte Feuer und Spontanbrände) derzeit gesperrt ist. ...