19:55 - ich stehe bei dem vereinbarten Treffpunkt, vor dem Haupteingang des Park Inn Hotels. Weit und breit ist kein TourGuide zu sehen und auch Tourmitglieder fehlen derzeit noch. Um Punkt 20:00 kommt eine Dame auf mich zu und fragt, ob ich Andreas heiße ... tja, stimmt, also hat sich die Sache mit dem fehlenden TourGuide erledigt. Alena, stellt sich kurz vor und meint, es müssten noch zwei weitere Personen kommen, da wir die Tour zu Dritt bzw. Viert durchführen werden. Tatsächlich trifft kurze Zeit später ein jüngeres Pärchen ein und wir können unsere deutschsprachige Führung beginnen. Die zwei sind aus Wien und verbringen ihr Wochenende in Bratislava, eine klassische Wochenendstädtebesichtigung. Alena ist eine Fremdenführerin die ausschließlich von diesem Geschäft lebt. Sie wird uns im Laufe des Rundgangs auch einiges über sich erzählen, wie z.B. dem Einbruch ihres Geschäfts in den jetzigen, auch für diese Branche, schwierigen Corona Zeiten. Hätte sie in den letzten Jahren nicht so erfolgreich gearbeitet und doch etwas Geld zur Seite legen können, hätte sie der Lock Down und seine Spätfolgen doch wesentlich heftiger getroffen. Asiatische Gruppen, mit denen sie die letzten Jahre sehr viel unterwegs war, sind dieses Jahr komplett ausgefallen - es ist auch für sie eine harte Zeit und einige ihrer Freunde haben diese Phase finanziell nicht überlebt. Die Slowakei ist bisher sehr gut durch die Krise gekommen, jetzt aber steigen die Infektions- und Erkrankungszahlen stark an, sodass sich die Regierung - nach ihren Aussagen - ab dem 1. September entschlossen hat, erneut verstärkte regionale Bemühungen zu setzen, um der Krise Herr zu werden. Auch mehr als zwei Monate nach meiner ersten Radtour, wird mich dieses Thema begleiten und wie es aussieht, möglicherweise intensiver.
Okay, soviel zu Corona. Wir starten unsere Tour in der Fußgängerzone der historischen Altstadt. In der mit Bäumen angelegten Straße befinden sich eine Unzahl von Eisgeschäften und unterschiedlichen Restaurants. Nicht so gut besucht wie es zu erwarten sein sollte, aber auch nicht gänzlich ausgestorben. Mittlerweile hat es angefangen leicht zu regnen und ich hole meine Regenjacke aus dem Rucksack hervor, schütze denselbigen mit der integrierten Regenhaube - ich habe ja noch mein Notebook dabei - und es kann weitergehen. Alena zeiht sich ebenfalls ihre Regenjacke über, die zwei anderen Kulturinteressierten dürften nicht auf den Wetterbericht geachtet haben. Wir machen daher an einem noch geöffneten Souvenirladen halt und es wird ein Regenschirm gekauft. Das stellt sich im Laufe der Tour dann doch als fast sinnlos heraus, da der Wind immer heftiger wird und der Schirm nur einen unzureichenden Schutz gegen den Regen bietet. Wir passieren die Philharmonie, das Nationaltheater, verschiedene Skulpturen sowie das alte Rathaus, welches aus drei miteinander verbundenen Gebäuden besteht und schlendern dann den Berg hinauf in Richtung Burg. Der Anfang des Weges, bis zum alten Stadttor, ist durch kleine goldfarbene Einlegearbeiten im Boden gekennzeichnet. Wir folgen nämlich dem Krönungsweg der Könige und Kaiser. Viele der Krönungen haben auf der Burg Bratislava stattgefunden, so auch die Krönung von Maria Theresia.
Mittlerweile hat es fast aufgehört zu regnen, die Burg empfängt uns jedoch mit heftigem Wind und obwohl es nicht kalt ist, ist das Wetter doch recht unwirtlich. Vor dem Eingang der Burg befindet sich noch das neu errichtete Neue Parlament und wir bekommen einen kurzen Abriss der politischen Lage in der Slowakei.
Morgen werde ich mich nochmals zur Burg begeben und die Besichtigung fortsetzen.