Nun gut, beginnen wir mit den zeitgenössischen Karikaturisten. Gleich nach dem Eingang gibt es eine Wandinformation, die dieses Thema aufgreift (in der weiteren Folge sind die Mehrzahl er Zitate, wenn nicht anders angegeben, dem Museum und ihrem Künstlerischen Direktor und Kurator Gottfried Gusenbauer
zuzuordnen).
Daher möchte ich das Eingangsstatement dieser Ausstellung hier zitieren und komplett wiedergeben:
"Karikaturistinnen und Karikaturisten sind in vielerlei Hinsicht Träumer/innen. Sie träumen von einer gerechteren Welt, von einer Gesellschaft, die Menschlichkeit vor Egoismus und grenzenlosen Konsum stellt, oder von Politiker/innen, die sich ausschließlich der Wahrheit verpflichtet fühlen. Sie träumen von einem Europa, das verbindet, das seine gemeinsamen Werte pflegt und sich solidarisch zeigt - in guten und in schlechten Zeiten. Nicht immer sehen sie ihre Träume Wirklichkeit werden.
Darum setzen sie sich an ihren Arbeitstisch und zeichnen gegen Populismus und Hetze an, für ein Europa, das so viel mehr ist als ein Friedensprojekt. Die Mitgliedsländer der EU sind etwa der Europäischen Menschenrechtskonvention verpflichtet und bekennen sich zu einer gemeinsamen Klimapolitik.
Die „zeichnenden Journalist/innen“ benutzen ihre künstlerischen Waffen, um Missstände anzuprangern und zum Nachdenken aufzufordern. Sie zeigen auf, wie wichtig es ist, unangenehme Ereignisse aus der Geschichte nicht zu verdrängen, sondern zu verarbeiten. Sie führen den dramatischen Kontrast zwischen Ideal und Wirklichkeit vor Augen und gehen den Problemen auf den Grund. So sind Karikaturen unverzichtbar für den öffentlichen Diskurs, weil sie meinungs- und bewusstseinsbildend wirken, politische Ansichten beeinflussen und zum Denken anregen.
Wir haben zum Thema 25 Jahre Österreich in der EU Werke von 38 Karikaturistinnen und Karikaturisten versammelt, die die damit verbundenen Ängste und Erwartungen, Skandale und Hoffnungen, Wünsche und Herausforderungen gekonnt in politische Kommentare verpacken. So dokumentiert die Ausstellung auch die große stilistische Bandbreite und zeichnerische Vielfalt in der österreichischen Presse.
Die über 150 Originalkarikaturen - Leihgaben aus Privatbesitz und Werke aus den Landessammlungen Niederösterreich - haben einen hohen Quellenwert und sind so interessant, weil sie meist als direkte Reaktion auf die politischen Ereignisse entstanden sind und die öffentliche Debatte spiegeln.
Viel Vergnügen mit den Karikaturen zu den vergangenen 25 Jahren EU-Mitgliedschaft, die uns auch wichtige Erkenntnisse für die Zukunft liefern. In diesem Sinne: Tu felix Austria... zeichne!
Gottfried Gusenbauer
Künstlerischer Direktor Karikaturmuseum Krems und Kurator
In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium, Europa, Integration und Äußeres"
Neben dem Eingangsstatement befindet sich ein Bild, eine Auflistung vom Einstieg Österreichs in die Europäische Union im Jahr 1995 und die damit verbundenen Ängste, Hoffnungen und ungewohnten neuen Lebensgewohnheiten und mit dem bis zum heutige Tag (zumindest für mich, nachzulesen im Blog vom letzten Jahr) nicht nachvollziehbaren Brexit Wunsch - die letztjährige Tour holt mich hiermit wieder ein .... Schwerst beeindruckend und tief in die Ö-Seele blickend - dass das nicht jedem gefallen kann ist klar, aber es ist die "Wahrheit".