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4. Irland
auf die grüne Insel nach Belfast und Dublin 

Freitag 23.8.: Heute geht es also auf die grüne Insel, Irland. Aber nicht nur Irland wird zu den grünen Inseln gezählt, sondern auch diese, die sich hinter diesem Link verstecken.

Es war mal wieder heftig in der Nacht, ich dachte mein Hobbithaus fliegt weg, aber jetzt, in der Früh, hat es aufgehört zu regnen und zu stürmen und die Sonne kommt ganz langsam vor. Die West Highland Weg Wanderer machen sich fertig, schwere Rucksäcke und Regenkleidung. Auch die Rucksäcke haben einen entsprechenden Regenschutz. Mein Gefühl ist mir nicht ganz klar, kommt da Mitleid oder Neid auf, irgendwie bin ich unschlüssig ;-). Übrigens sind diesmal nahezu ausschließlich junge Leute unterwegs, bei mir damals waren es eher "mittelalterliche" Wanderer, so wie ich. Dürfte wohl an dem Monat liegen, Jetzt sind Ferien - Schul- oder Semesterferien, mein Datum war im Juni - also keine Ferienzeit. Es sind auch deutlich mehr Wanderlustige unterwegs.

Es wird also schön, die Wettervorhersage verspricht dies auch und sagt für heute KEINEN Regen voraus, Also bin ich mal so mutig und verzichte auf meine Regenüberhose und ziehe nur meine Regenüberjacke an. Nachdem ich den Schlüssel von meiner Bleibe an der Rezeption abgegeben habe, schwinge ich mich um kurz vor 9 Uhr auf mein Bike und düse los. Je weiter ich mich von den Highlands entferne, umso heller wird es und das liegt nicht daran, weil ich in der Dämmerung losgefahren bin, nein - das hat diesmal sehr erfreuliche Gründe .... Ca. 4 Stunden sind für die 260 Kilometer bis zum Fährhafen Cairnryan angegeben. Die Fahrt ist ein Genuss und ich sage nach ungefähr 2 Stunden Fahrt den Highlands, trotz aller erlebten Wetterwidrigkeiten der letzten Tage, nur ungerne Lebewohl - vielleicht komme ich ja mal wieder. Ein paar wenige Eindrücke auf dieser Fahrt, die meisten habe ich diesmal ohne Handy oder Fotoapparat, nur mit meinen Sinnen eingefangen, gebe ich unten als Bilder wieder. Schon ein wenig wehmütig ...
Nach längerem Dahingleiten, es sind noch ca. 70 Kilometer, sagt mir das Navi, ich soll links abbiegen. Die Straße ist aber so unbedeutend klein, dass ich sie zum einen übersehe, zum anderen berechnet mir das Navi gleich eine Alternativroute, die sowohl von der Zeit, als auch von der Strecke, nahezu dieselbe ist. Daher kehre ich nicht um, sondern bleibe auf der neuen Variante. Ist auch gut so, denn wenig Zeit später eröffnet sich vor mir die Küste, mit einem eigenartigen Felsen mitten im Meer. Den werde ich fotografieren, da er aussieht wie ein Germknödel - das ist das, was mir dazu einfällt. Googlen bringt auch keine Information, sodass es sich bei diesem Felsen wohl um nichts Besonderes handelt, trotzdem aber beeindruckend. An einer Parkbucht mache ich eine kleine Pause und verzehre Einiges von dem, was sich noch in meinem Koffer befindet. Dazu gehören Semmeln und Fleischbällchen; die Mini Kabanossi kommen dann zu gegebener Zeit dran ;-).

Eine Stunde ist es noch zum Fährhafen, zwischenzeitlich schaue ich nach, ob ich nicht den falschen Namen ins Navi eingegeben habe, es kommen keine Wohnmobile entgegen und es zeihen auch keine an mir vorbei - das schafft etwas Verunsicherung. Alles stimmt und nach der gefahrenen Stunde taucht der Fährhafen und in großen Lettern StenaLine vor mir auf. Ich bin also richtig. Obwohl ich noch sehr viel Zeit habe, checke ich trotzdem ein und mache es mir in der Sonne, auf einem Stuhl vor dem CheckIn Gebäude, bequem. Es ist nämlich etwas passiert, womit ich fast nicht mehr gerechnet habe: Die erste Zahl der Temperatur ist keine "1" sondern eine "2" - es hat - Applaus .... 21 Grad!!!! Ich muss zugeben, dass die Sonnenstrahlen sehr gut tun, denn die letzen 10 Tage ohne Bett, nur im Zelt in Wigwams, in Hobbithäusern auf irgendwelchen Unterlagen und dazu alles ziemlich durchfeuchtet, hat meiner Gesundheit nicht ganz gut getan. Ich habe eine leichte Erkältung mit Husten aufgezogen - die Reiseapotheke wird es wieder richten.
Die Fährfahrt zwischen Cairnryan und Belfast dauert genau 2,5 Stunden. Ich richte mich also auf eine ruhige, eher langweiligere Fahrt ein. Nachdem ich einer der ersten an Bord bin, mache ich ein paar Bilder vom Innenleben der Fähre. StenaLine möchte es seinen Gästen aber so angenehm wie möglich machen - wow: es gibt ein Kino, mehrere Riesensitze mit Riesen Bildschirmen, an denen man unterschiedliche Spiele auf den Playstationen spielen kann; dann eine kleine "Spielhölle", verschiedene Restaurants und einen Spa-Bereich. Wenn jemand seine Ruhe haben möchte, dann kann er für 25 Pfund eine Raum mit Bett, Fernseher, Dusche etc. reservieren. Nicht übel das Angebot.

Ich aber setze mich in  ein Eck und lade meine Bilder auf den Computer, um sie am Abend gleich griffbereit für diese Aufzeichnungen zu haben. Es gesellt sich ein älteres Ehepaar (naja, ungefähr mein Alter ;-)) dazu und ich spreche sie einfach an. Ich möchte wissen, was sie denn so vom Brexit halten. Nachdem sie diese Fähre benutzen, denke ich, da sie englischsprachig sind, entweder aus Schottland oder Nordirland kommen. Leider gefehlt, sie sind aus der Republik Irland. So entwickelt sich ein sehr interessantes Gespräch; sie erzählen mir, dass ihr Sohn Farmer ist und unter dem Brexit sehr zu leiden haben wird, da der Haupthandelspartner natürlich UK ist. Er ist kein Groß- sondern eher ein Kleinfarmer. Das es so ablaufen muss,  verstehen sie auch nicht. Dann frage ich sie, ob es eventuell zu einer Vereinigung von Nordirland mit der Republik Irland kommen könnte, also einer Abspaltung von Nordirland vom Vereinigten Königreich. Das glauben sie schon gar nicht, da die uralten Konflikte, die 1998 mit dem Karfreitagsabkommen beendet wurden, langsam wieder zunehmen. Sie geben als Beispiel einen befreundeten Busunternehmer, der seinen Fahrern aufgrund der wachsenden Gewaltgefahr von Rundfahrten in Belfast abrät. Dass es anscheinend schon so dramatisch ist, und wie sie meinen, ein kleiner Funke genügen würde, um die alten "Religionskonflikte" wieder aufkommen zu lassen, habe ich nicht gewusst. 
Dazu passt dann meine morgige Tour, die ich über GetYourGuide schon vorgebucht habe. Die Beschreibung dieser drei-stündigen Walking Tour möchte ich als Einstimmung hier wiedergeben: "Belfast: 3-stündiger Rundgang zum Nordirlandkonflikt - Die jüngste Phase ist bekannt als Nordirlandkonflikt. Sie ist eine sehr kontroverse Zeit und immer noch eine offene Wunde, die in den Köpfen vieler Menschen präsent ist. Die Tour soll Ihnen einen Einblick geben, warum junge Frauen und Männer ihr Leben und die Freiheit für ein Ideal riskieren. Die Aussagen und Meinungen des Tourguides spiegeln seine eigene Einstellung wider. Belfast Free Walking Tour nimmt keine politische Position ein und billigt den Einsatz von Gewalt oder Werbung für eine politische Richtung nicht. Die Tourguides wurden dazu beauftragt, Ihren Standpunkt darzulegen." GetYourGuide, Tourbeschreibung, 23.8.2019

Um die Brisanz der Grenze Nordirland und Irland sowie deren Bedeutung bei dem bevorstehenden Brexit zu erklären, erlaube ich mir an dieser Stelle den gesamten Spiegel Online Artikel (https://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-was-ist-der-backstop-a-1282989.html) vom 21.8.2019, 15:41 zu zitieren: 

Knackpunkt des Brexit-Deals
Was ist der Backstop?
Größter Streitpunkt der Brexit-Verhandlungen ist der sogenannte Backstop. Boris Johnson will die ungeliebte Klausel loswerden, für die EU ist sie tabu. Was genau regelt der Notfallmechanismus eigentlich?

Wie ist die Ausgangslage?
Bleibt es beim Brexit, entstehen künftig auch neue EU-Außengrenzen - und eine davon würde direkt durch die irische Insel verlaufen. Denn Nordirland verließe als Teil des Vereinigten Königreichs die Europäische Union. Irland, als eigenständiger Staat, dagegen nicht.

EU-Außengrenzen sind üblicherweise gut gesichert. Personen und Handelsgüter werden dort kontrolliert. Doch Schlagbäume wären in dieser Region besonders brisant. Sowohl London als auch Brüssel wollen ein solches Szenario unbedingt verhindern. Zu groß ist die Sorge, eine harte Grenze könnte erneut zu Unruhen führen.

Denn in Nordirland herrschte einst Bürgerkrieg zwischen Katholiken, die für die Wiedervereinigung mit Irland kämpften, und probritischen Protestanten. Mehrere Tausend Menschen starben, vor allem Zivilisten. Bis zum Ende der Neunzigerjahre war die Grenze auf der Insel stark gesichert - mit Wachtürmen und schwer bewaffneten Soldaten. Heute ist die Trennlinie kaum noch sichtbar. Und das soll nach dem Willen aller Seiten auch so bleiben. Eigentlich.

Was ist der Backstop?
London und Brüssel haben sich auf eine Übergangsphase nach dem offiziellen Brexit-Termin am 31. Oktober dieses Jahres verständigt - zunächst bis Ende 2020 soll vieles beim Alten bleiben. Großbritannien ist demnach vorerst weiterhin Teil der EU-Zollunion und des europäischen Binnenmarkts. In dieser Zeit will sich die britische Regierung mit der EU auf ein Freihandelsabkommen verständigen, mit gemeinsamen Regeln und Standards - und damit Grenzkontrollen auf Dauer hinfällig machen.

Doch was, wenn all das nicht rechtzeitig gelingt? In diesem Fall soll der Backstop ins Spiel kommen - ein Notmechanismus, der eine harte Grenze auf der irischen Insel ausschließt, festgehalten im Austrittsabkommen, das die frühere Premierministerin Theresa May ausgehandelt hatte und das bisher vom Parlament nicht ratifiziert wurde. Die Idee: Großbritannien bleibt als Ganzes weiter in der EU-Zollunion - bis sich beide Seiten doch noch auf eine Dauerlösung geeinigt haben.

Uneingeschränkter Handel auf der irischen Insel wäre damit gewährleistet. Einzig müsste überprüft werden, ob einzuführende Waren den Qualitätsvorgaben des Binnenmarktes der EU entsprechen. Doch der Backstop sieht auch vor, dass Nordirland nach Binnenmarktregeln agiert. Die notwendigen Kontrollen fänden damit nicht an der inneririschen Grenze statt - sondern zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs.

Woran stören sich die Briten?
Der Backstop ist zeitlich unbefristet - und kann nicht einseitig aufgekündigt werden. Vor allem die Brexit-Hardliner fürchten deshalb, Großbritannien könnte auf lange Zeit an die EU gebunden bleiben. Das hieße aber auch, dass die Europagegner einige ihrer zentralen Versprechen nicht einlösen könnten. Als Teil der Zollunion darf Großbritannien etwa nicht auf eigene Faust Freihandelsabkommen mit anderen Ländern abschließen. Zudem müsste sich London weiter an EU-Gesetze halten. Da Nordirland dem Backstop zufolge Teil des Binnenmarktes bliebe, Großbritannien aber nicht, gäbe es Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Großbritannien, nicht aber zwischen Nordirland und Irland. Das wäre gut für den Frieden auf der irischen Insel, für die Briten jedoch unpraktisch.

Dazu kommt: Angesichts des Backstops bangen manche politische Kräfte um die Einheit Großbritanniens. Vor allem für die nationalkonservative DUP, nordirischer Bündnispartner von Premierminister Boris Johnson, ist eine Sonderregelung für Nordirland tabu.

Was will Johnson und wie stehen seine Chancen?
Johnson will die Backstop-Regelung loswerden. Damit der festgefahrene Brexit-Prozess wieder in Gang kommt, müsste das Austrittsabkommen mit der EU aus seiner Sicht neu aufgeschnürt und die ungeliebte Notfalllösung entfernt werden. In einem mehrseitigen Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk hat Johnson das am Montag noch einmal deutlich gemacht.

Dieser Backstop sei "undemokratisch" und stehe "nicht im Einklang mit der Souveränität des Vereinigten Königreichs". Zudem könne der Backstop den Frieden in Nordirland gefährden, schrieb Johnson weiter.

Gute Chancen hat Johnson mit seinen Forderungen nicht. Schon mehrfach hat die EU ihm eine Absage erteilt. Und auch nach dem jüngsten Vorstoß des britischen Premiers ließ eine Antwort aus Brüssel nicht lange auf sich warten. Den Backstop abzulehnen, aber keine "realistischen Alternativen" anzubieten, komme einer Unterstützung für eine harte Grenze in Irland gleich, twitterte Tusk.

Auch die Bundeskanzlerin (Anmerkung AS: deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel) hat Johnsons Forderungen mehrfach abgewiesen. Zuletzt erklärte Angela Merkel, dass man "über praktische Lösungen" nachdenken werde. "Aber dazu müssen wir das Austrittsabkommen nicht aufmachen."

kev/asc
Spiegel Online Artikel, https://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-was-ist-der-backstop-a-1282989.html vom 21.8.2019, 15:41

Ich bin echt gespannt auf morgen ....

24.8. Samstag: Es ist kurz nach sieben Uhr abends und ich komme nach fast 11 Stunden auf den Füßen/Beinen in mein Motel zurück. Die Eindrücke, auf die ich gestern Abend so gespannt war, geistern mir nach der dreistündigen Führung heute morgen noch im Kopf herum und ich habe wirkliche Schwierigkeiten, zum einen die Emotionen zu verdauen, zum anderen, das Erlebte irgendwie sinnvoll hier in den Blog zu bekommen. 

Aber fangen wir mal langsam an. Ich habe mich in einem netten kleinen Motel, eigentlich ist es eher ein B&B, ca. 10 Kilometer von der Innenstadt untergebracht. Es ist ein sehr kleines Zimmer, schätze so 6 Quadratmeter, aber mit einem eigenen Bad. Nach dem Frühstück habe ich der Vermieterin gesagt, dass sie sich heute nicht um mein Zimmer kümmern muss, da es, weil ich doch sehr viel ungeordnetes Gepäck habe, ziemlich im Zimmer verstreut liegt ;-). Frühstück gibt es zwischen 8 und 9 Uhr und was ich da bekommen habe, reicht bis heute Abend - jede Wette! Beosnders von den Baked Beans bin ich ein Fan! Morgen werde ich das Frühstück nicht ganz so üppig wählen, da doch etwas übrig geblieben ist, selbst mir war es zu viel.
Nach dem ausgiebigen Frühstück mache ich mich gegen halb Neun auf den Weg; die Führung beginnt erst um 9:30, ich bin aber in einer fremden Stadt - sicher ist sicher. Halb so wild, nach 20 Minuten komme ich am Treffpunkt, dem Divis Tower an, ich suche mir in einer Seitengasse einen Parkplatz, Samstagmorgen, es ist alles frei. Fotografiere wie üblich noch mein Fahrzeug. Sollte irgendetwas zwischenzeitlich passieren, dann kann ich es zumindest dokumentieren. Da kommt ein Herr in Arbeitskleidung entlang des Wegs, anscheinend auf dem Weg nach Hause und fragt mich, ob das mein Motorrad wäre. Ich bejahe und er meint, ich sollte es unbedingt von hier entfernen, da dies eine unsichere Gegend ist und mein Motorrad innerhalb von 2 Minuten verschwunden ist. Wow - damit habe ich nun gar nicht gerechnet. Er rät mir, nach dem er im Divis Tower arbeitet, dort den Portier zu fragen, ob ich meinen Roller nicht auf den geschützten Parkplatz stellen darf. Ich soll noch erwähnen, dass ich von ihm komme und er die Erlaubnis gibt, allerdings kenne ich seinen Namen nicht. Gesagt, getan, ich fahre nochmal um den Block und da beim Tower die Einfahrt mit einem schweren Tor verschlossen ist, fahre ich durch den Fußgängereingang. Der Roller passt mit eingeklappten Seitenspiegeln gerade durch, ich suche mir einen Parkplatz, wo ich am wenigsten störe und schon schaut der Portier des Gebäudes nach, was denn da passiert. Ich deute ihm, dass ich gleich komme und erkläre ihm dann die ganze Geschichte. Er sagt, es ist okay und er wird den Tag ein Auge auf mein Motorrad werfen. (jetzt am Abend, wenn die zwei freundlichen Herren nicht gewesen wären, stünde ich vielleicht ohne Gefährt da!).

Bis die Führung beginnt sind es trotzdem noch 45 Minuten. Zwei Damen sind ebenfalls schon vor dem Besuchergebäude und wir kommen ins Gespräch. Die eine Lady kommt ursprünglich aus Quebec/Kanada, lebt jetzt aber in den Staaten, die andere Lady hat ihre Wurzeln (Großeltern) in Irland. Beide sind mit einer Gruppe unterwegs und geben sich heute auch diese Tour. Gestern waren sie in selber Mission in Londonderry und berichten, wie beeindruckend die Führung dort war. Es treffen immer mehr Leute ein, dies ist der Treffpunkt anscheinend für viele dieser Führungen. Interessierte werden mit dem Taxi gebracht, manche Besucher brauchen noch dringend einen Kaffee, es geht so dahin. Kurz vor halb Neun taucht unser erster Walking Guide auf, er begrüßt uns alle mit Handschlag, sein Name ist Eugene (soweit ich das verstanden habe, aber da bin ich mir ziemlich sicher). Der irische Dialekt ist der Hammer und sehr schwer zu verstehen, es liegt nicht nur an mir, einem nicht Nativ-Speaker, selbst die amerikanischen Freunde - und diese sind die Mehrzahl - haben grobe Schwierigkeiten mitzukommen, dies stellt sich in Gesprächen dann  heraus.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass von jetzt an viel Hintergrundinformation fehlen wird, um die Eindrücke und das Erzählte verständlich zu machen. Diese Informationen werden in den nächsten Tagen folgen. 
Eugene beginnt seine Tour mit einer kurzen Beschreibung seiner Person. Er war Kämpfer bei der IRA und insgesamt 15 Jahre im Gefängnis. Jetzt erzählt er den historischen Werdegang dieses Konfliktes, der sehr lange zurück liegt und der mit dem Karfreitagsabkommen 1998 einen fragilen Frieden bekommen hat. Dass dieser Frieden sehr sehr fragil ist und es nur wenig braucht, um in die ehemaligen Bürgerkriegszustände zurückzufallen, wird im Laufe der Tour nur allzu deutlich. 

Übrigens erzählt Eugene und dies ist eigentlich sein erster Satz, dass die Konflikte nicht auf religiösen Unterschieden beruhen (dies hatte ich bisher angenommen), sondern auf sozialen Unterschieden. Katholiken sind geschichtlich in Belfast eher der wohlhabenderen Bevölkerung zuzurechnen, wohingegen, die protestantische Seite die eher nicht wohlhabende Bevölkerungsschicht darstellt. Er betont, dass alles was er sagt, aus der Sicht seiner privaten Meinung wiedergegeben wird, so auch das Folgende. Hätten die Katholiken sich entschlossen, auf die Protestanten zuzugehen und "etwas abgegeben", dann wären diese Konflikte vermeidbar gewesen. 

Bei Eugene ist im Laufe der Tour ein leichtes Humpeln zu bemerken und nachdem er knielange Hosen trägt, frage ich ihn später während unserer Tour, ob er mal einen offenen Unterschenkelbruch hatte; es ist eine sichtbare Beule mit alten Narbe am Schienenbein zu sehen. Er bejaht und nach Rückfrage, erzählt er, dass das bei einem Bombenattentat geschehen wäre. Seinem Freund und Mitkämpfer hätte es das Bein weggerissen. Nach meinem Nachsatz, dass er froh sein könnte, sein Bein noch zu haben, denn der verheilte Bruch lässt Schlimmes erahnen, entgegnet er, er sei froh, am Leben zu sein. 

Wir beginnen an der Stelle, an der eine Gedenktafel an einer Hauswand hängt, die im Gedenken an den Tod  eines 9-jährigen Kindes und eines 20-jährigen jungen Erwachsenen an dieser Stelle errichtet wurde. Beide waren in diesem Konflikt Unbeteiligte.
Wir gehen weiter und kommen an einer alten Schule vorbei, die mittlerweile geschlossen ist und die als Zentrum der Erinnerung, der Informationsvermittlung aufgebaut werden soll (dieses Bild zeigt auch unsere Gruppe im Vordergrund der Schule). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zeigen aktuelle Graffitis und Plakate, für was diese Seite, die republikanische Seite Belfasts steht und welche politischen Meinungen sie unterstützt.. Es ist auch der Telegram-Hilferuf nach dem Giftgasangriff im Oktober 1974 zu sehen.
Nach sehr viel Hintergrundinformation erreichen wir die Mauer, die übrigens nicht nur in Belfast, sondern auch in einigen anderen Städten quer durch die Stadt verläuft und die Menschen nach sozialen Unterschieden bzw. die Religionen katholisch, protestantisch teilt. Wie gesagt, es ist weniger eine Religionstrennung als eine Trennung der unterschiedlichen sozialen Schichten und politischen Ansichten. Dass  diese Mauer immer noch existiert und nicht längst abgerissen wurde, darüber kann man freilich spekulieren. Was jedoch bei all seinen Erzählungen zu hören ist, dass es diese sozialen Unterschiede nach wie vor gibt und diese auch zu immer wiederkehrenden Spannungen führen. Dies hat die, bei einem Anschlag in Derry stattgefundene Tötung einer Journalistin im April diesen Jahres gezeigt.

Vorher passieren wir noch eine Gedenktafel und ein Hausgraffiti von Bobby Sands: "Robert George „Bobby“ Sands (irisch Roibeard Gearóid Ó Seachnasaigh) (* 9. März 1954 in Belfast, Nordirland; † 5. Mai 1981 im Gefängnis Maze bei Lisburn, Nordirland) war ein Mitglied der IRA, Hungerstreikender und Abgeordneter im britischen Unterhaus für Fermanagh & South Tyrone. ... Da die Häftlinge Gefängnisarbeit verweigerten, wurden sie bis zu 24 Stunden am Tag in eine Zelle eingesperrt, die sie mit Urin und Exkrementen verschmutzten (Dirty Protest). 350 Häftlinge hielten diesen Protest fast drei Jahre durch. Nachdem die Regierung unter Margaret Thatcher nicht zu Verhandlungen bereit war, kam es als weitere Steigerung der Proteste am 24. Oktober 1980 zu einem ersten Hungerstreik, an dem sich auch Bobby Sands beteiligte. Nach 55 Tagen brachen die Häftlinge ihren Streik ab, weil ein Unterhändler der Regierung Zugeständnisse versprach. Nach Einschätzung der Gefangenen gingen die danach vorgelegten Angebote aber nicht weit genug.
Darauf traten Sands und andere gefangene IRA-Mitglieder, die in den sogenannten H-Blocks des Gefängnisses einsaßen, ab dem 1. März in den Irischen Hungerstreik von 1981. Jede Woche begann ein weiterer Häftling mit dem Hungerstreik, um, so das Kalkül, durch das reihenweise Sterben von Häftlingen maximalen politischen Druck zu erzeugen. Sands war inzwischen zum IRA-Kommandanten im Gefängnis ernannt worden und trat als eloquenter Sprecher seiner Mithäftlinge auf. Kurze Zeit nach Beginn des Hungerstreiks wurde Sands zum Kandidaten für die Unterhaus-Nachwahl im Bezirk Fermanagh & South Tyrone nominiert und gewann die Wahl am 9. April.[1] Er war damit offiziell Unterhaus-Abgeordneter, konnte jedoch sein Mandat aufgrund seiner Haftstrafe nicht antreten. Damit steigerte sich aber sein Bekanntheitsgrad und der propagandistische Wert seines Hungerstreiks.
Bobby Sands starb am 5. Mai 1981 nach 66 Tagen an den Folgen seines Hungerstreiks im Gefängniskrankenhaus. Nach ihm starben neun weitere Hungerstreiker, bevor die Aktion am 3. Oktober 1981 von der IRA offiziell abgebrochen wurde, auch auf Druck von Verwandten der Streikenden. Unmittelbar nach Sands' Tod kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Polizei und britischem Militär. An seinem Leichenzug in Belfast nahmen rund 100.000 Menschen teil, fast ein Fünftel der katholischen Bevölkerung Nordirlands zu dieser Zeit. ...
Bobby Sands ist bis heute einer der bekanntesten Akteure der irisch-republikanischen Bewegung und eine Figur von hoher Symbolkraft. Zu seiner außerordentlichen Bekanntheit trug bei, dass Sands Gedichte und traurige Lieder verfasste, auf Zigarettenpapier schrieb, sie in Plastikfolie einwickelte, die von Mithäftlingen per Kuss von Mund zu Mund über deren Besucher herausbefördert wurden. Nach dem Ende des Hungerstreiks dokumentierte die IRA den Kampf im Gefängnis mit zwei Säcken solcher Mitteilungen, die sie bei dem Journalisten David Beresford vom Guardian ablud."

Die Gedenktafeln an der Mauer erinnern an die vielen Toten, die im Laufe der Auseinandersetzungen zu beklagen waren,
Bevor wir an unseren zweiten Guide übergeben werden, kommen wir noch an einer Kirche vorbei, die ebenfalls als Ziel der anderen Seite ausgesucht wurde. Sie diente weniger als militärisch strategisches Ziel, sondern vielmehr als symbolisches, religiöses Ziel. Bei einer dieser Angriffe ist auch ein Priester ums Leben gekommen.
Eine Abschlussfrage zum bevorstehenden Brexit, lässt unserer Guide ganz klar antworten, dass er gegen den Brexit ist – was er bisher erzählt hat, war auch nichts Anderes zu erwarten. Die Übergabe an unseren „neuen“ Guide von der anderen Seite, die bekomme ich nicht wirklich mit. Ich war noch ein paar Meter dahinter, weil ich mit Fotografieren beschäftigt war. Wir bedanken uns nochmals bei unserem ersten Guide für die sehr interessante Führung und da wartet auch schon der zweite Guide. 

Im Nachhinein bemerke ich, dass die zwei Herren sich anscheinend nicht wirklich begrüßt haben – vielleicht ist es mir auch nur entgangen. Ich habe diese Situation noch mit zwei Teilnehmern diskutiert und uns ist aufgefallen, dass, wenn der erste Guide von seinem Freund/Kollegen von der anderen Seite gesprochen hat, er immer so ein eigenartiges Grinsen im Gesicht gehabt hat. Es mag Interpretation sein, aber es ist nicht nur mir aufgefallen und die „Übergabe“ der Gruppe ist doch seltsam abgelaufen – lassen wir das mal so stehen. Ich hätte diese Situation im Nachhinein gerne weiter hinterfragt.

Wir kreuzen den ehemaligen Grenzpunkt in Belfast (unglaublich) und gehen auf der anderen Seite die Mauer entlang, wir befinden uns jetzt also auf der „bevorzugten, katholischen“ Seite. Natürlich ist das kein richtiger Grenzpunkt mehr, aber es ist anscheinend noch alles so belassen, wie es auch vor 20 Jahren oder noch früher war. 
So, jetzt stehen wir mit unserem Fremdenführer von der „anderen Seite“ vor einer Reihenhaussiedlung und er beginnt die Dinge aus seiner Sicht zu erzählen. War dies beim ersten Herrn schon schwer verständlich, so wird es jetzt nahezu unmöglich. Ich komme mir fast zu blöde vor, doch ein Nachfragen bei denen, die mit Englisch aufgewachsen sind, auch diese Mitstreiter haben gröbste Probleme. So kann nur wenig von dem wiedergegeben werden, was er erzählt. Anfänglich fragt er uns, ob wir eine Pause haben möchten, ein paar Meter weiter gibt es ein Kaffee wo wir uns stärken können. Dies als erste Frage ist schon recht lustig – wir werden dann etwas später diese Gelegenheit aber wahrnehmen. 
Wie die Menschen hier zum Brexit stehen, brauchen wir glaube ich, nicht zu hinterfragen, siehe der Vorgarten im Bild unten.
Sein persönlicher geschichtlicher Hintergrund zu dem Konflikt ist die aktive Teilnahme in der Ulster Volunteer Force.  Dort hat er gekämpft, mehr ist aus ihm nicht herauszubekommen. Es fällt uns jedoch gleich zu Anfang auf, dass seine Ansichten wesentlich radikaler sind. Er meint lächelnd als Eingangsstatement, dass die Mauer deutlich höher sein müsste – schwächt das aber gleich ab – es dürfte aber seiner innersten persönlichen Meinung entsprechen. Auch er betont, dass alles was er hier sagt, ausschließlich seine Privatmeinung ist – aber dafür sind wir ja hier. Die geschichtlichen Fakten, soweit ich sie verstehen kann, dürften aber doch wohl authentisch sein. Er kommt auch direkt auf den Brexit zu sprechen und ist da natürlich vollkommen auf Seiten Boris Johnson‘s. Als Begründung liefert er die Einwanderungspolitik und die damit verbundenen Probleme – besonders die Niederlande und Deutschland hebt er hervor, die nach seiner Ansicht schlimme Erfahrungen mit den Flüchtlingen gemacht haben. Seiner Meinung nach, sollte die Einwanderung in das Vereinigte Königreich strickt gestoppt werden, was daher den Brexit durchaus sinnvoll macht. 
Wir passieren anschließend auch auf dieser Seite verschiedene Gedenktafeln, Grafitties und Ausstellungen. Besonderes Augenmerk wird auf die Shankill Road gelegt, in der es bei zahlreichen Bombenattentaten viele Tote zu beklagen gab. Die Darstellung des Konflikts auf dieser Seite ist deutlich radikaler, es wird unverhohlen von "Schlächtern" gesprochen und nimmt auch Bezug auf aktuelle Politiker wie in unten gezeigter Abbildung nachzulesen ist – es steht mir aus mangelndem Wissen nicht zu, dies zu kommentieren, daher wird nur das Foto gezeigt. Der unten angesprochene Jeremy Corbyn vertrat seit 1983 den Wahlkreis Nord-Islington im britischen Unterhaus. Seit 2015 ist er Parteivorsitzender und Oppositionsführer. 
Nach diesen eineinhalb Stunden Führung der zweiten Darstellung, gehen wir auseinander und ich spaziere zu dem Divis Tower zurück, in der Hoffnung, mein Motorrad steht noch da. Kurze Zeit werde ich von einem belgischen Paar begleitet; sie geben zu, auch wenn sie nach eigenen Aussagen sehr gut Englisch sprechen, schwerste Probleme beim Verstehen der Erklärungen hatten, besonders unser zweiter Guide hat uns das Leben schwer gemacht. Hinzu kam auch noch, dass die Erklärungen meistens auf der Straße stattfanden und der fließende Verkehr eine doch nicht unbeträchtliche Lärmkulisse bot.

Am Tower angekommen stelle ich erfreut fest, dass mein Zweirad noch dasteht. Ich bedanke mich ausdrücklich beim Portier und verwickele ihn noch ein paar Minuten in ein Gespräch. Seine Conclusio ist, dass, wenn der Brexit ohne zufriedenstellende Grenzlösung durchgezogen wird, es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zum Aufflammen des brodelnden Konflikts kommt. Dass der Konflikt nicht aus der Welt ist, weder durch Vergeben, und noch weniger durch Vergessen, ist deutlich physisch spürbar – diese Eindrücke hinterlassen Spuren!!!

Der Übergang jetzt ist krass, aber nach dem bisher Gesehenen und Gehörten, gönne ich mir - es ist 14 Uhr - eine Abwechslung der anderen Art. Belfast ist ja noch für etwas Anderes sehr bekannt und hat dadurch traurige Berühmtheit erlangt. Es wurde hier die Titanic gebaut. Das unsinkbare Schiff ging von hier aus auf ihre Jungfernfahrt, bis sie das bekannte Ende nahm. Es wurde dafür ein riesiges Gebäude errichtet, welches sehr viel Hintergrundinformation zu Belfast und seiner industriellen Geschichte enthält. Besonders für ihre Leinenindustrie war Belfast über die Grenzen bekannt.
Die Ausstellung ist über 6 Etagen verteilt, wobei teilweise 3 Etagen genutzt werden, in denen eine Hängebahn durch nachgebautes Industriegelände fährt. Natürlich ist der Titanic und ihrer Ausstattung einiges an Platz eingeräumt. Es werden Nachbildungen von Zimmern der 1. Klasse und der 3. Klasse gezeigt, sowie kurze Videos, wie der Untergang sich zugetragen hat. An den Wänden befinden sich die ca. letzten 2 Stunden Kommunikation und Funkkontakt zwischen Kapitän und der Besatzung bzw. dem SOS Hilferuf um Rettung durch in der Nähe befindlichen Schiffe. Den Abschluss bildet ein Film, der mit einer Unterwasserdrohne die gesunkene Titanic auf dem Grund des Meeres abfährt und viele erstaunlich gut erhaltene Schiffsteile zeigt. Ich verbringe in diesem Museum zweieinhalb Stunden und mache mich dann auf den Weg in Richtung Motel. Unterwegs komme ich bei einem Lidl vorbei und besorge mir noch ein Abendessen.
Nach diesem sehr ereignisreichen Tag geht es morgen dann weiter nach Dublin, wo ich die nächsten zwei Tage verbringen werde. 

25.8. Sonntag: Auf nach Dublin … 150 Kilometer sind schnell gefahren, ohne Mautstrecken etwas länger, aber dafür viel schöner – besonders schön sind die letzten 50 Kilometer. Mein Quartier liegt diesmal 16 Kilometer außerhalb der City, doch ist es günstig, weil Rbnb. Ich bekomme schon am Morgen eine Nachricht, dass ich ab 14 Uhr das Zimmer übernehmen kann, also habe ich jede Menge Zeit. Mit der leisen Hoffnung, dass das Zimmer (Miniwohnung) schon früher bezugsfertig ist, bin ich schon um 12 Uhr an Ort und Stelle - aber leider nein. Es fehlt mir noch die genaue Lokalität und der Code für das Kästchen an der Wand am Eingang, aus dem ich dann den Schlüssel entnehmen kann. Es ist schönes Wetter - also alles Andere kaum der Rede wert ;-) - daher suche ich mir einen benachbarten Park, in diesem Fall einen Spielplatz und schreibe den Blog von gestern zu Ende. Pünktlich 14 Uhr kommt die Nachricht mit dem Code und ich begebe mich auf die Suche nach der Unterkunft; nach der Beschreibung ist sie sehr leicht gefunden. Ich mache mich frisch, und eine Stunde später begebe ich mich in die City zum Gaiety Theatre, wo um 16 Uhr die Pforten öffnen und ich Riverdance anschauen werde. Die Vorstellung beginnt um 17 Uhr.
Riverdance ist, wie bereits in den Vorbereitungen erwähnt, der Ursprung von Lord of the Dance. Diese Show aus einer Kombination irischer Musikshow und Stepptanz auf allerhöchstem Niveau, errang ab Mitte der 90iger Jahre Weltruhm. Riverdance wird nach wie vor am Ursprungsort, in Dublin gezeigt.

Parken vor dem Theater ist unmöglich, da es sich um eine Fußgängerzone handelt. Fahrzeuge, die sonst in irgendwelchen Parkbuchten stehen, haben spezielle Plaketten, vielleicht so etwas wie Parkerlaubnisse für die Innenstadt. Daher nehme ich ein Parkhaus zu einem Wucherpreis von 3,80€ die Stunde (ja, es sind jetzt für 2,5 Tage wieder Euro,  bevor es dann am Dienstag wieder in Pfund zurückgeht) - da ist die Konzertkarte ja fast noch billiger (stimmt nicht wirklich).

Die Show beginnt pünktlich und ist genau das, was ich mir erwartet habe. Tolle irische Musik, mit super Tanzaufführungen, sehr gelungen und das Publikum geht voll mit. Riverdance in Dublin lohnt sich und ist einen Besuch wert. Die Show ist aus zwei Teilen aufgebaut, die durch eine Pause unterbrochen sind. Im ersten Teil wird überwiegend die klassische Variante von Riverdance dargeboten, im zweiten Teil ist dies gemixt mit spanischen und/oder argentinischen Beiträgen sowie eine tolle spielerisch tänzerische Umsetzung von zwei rivalisierenden Gruppen (erinnert etwas an die West Side Story). Die erste Zwei-Mann-Gruppe stammt aus dem Arbeitermilieu, die zweite ein klassisches  Riverdance Trio in ihrer eleganten schnörkellosen Art. Beide Gruppen rivalisieren sich, in dem sie abwechselnd versuchen die besseren Stepptänze auf die Bretter zu bringen. Unfassbar gut - das ganze steigert sich natürlich - wie zu erwarten war - in einem gemeinsamen freundschaftlichen Stepp auf allerhöchstem Niveau - grandios. 

Leider ist Fotografieren und natürlich auch Filmen während der Aufführung verboten, ich halte  mich diesmal daran. Es darf nur am Ende bei der Schlusssequenz gefilmt werden. Was dabei herausgekommen ist, zeigt Euch das Video unten, neben einem offiziellen Trailer. 
Morgen werde ich dann eine Stadtrundfahrt durch Dublin machen und einen Kollegen besuchen, mit dem ich eine sehr nette Kooperation habe. ... jetzt aber ein Guinness ...

26.8. Montag: An dieser Stelle kommt jetzt zunächst etwas Basis Information über Irland und zu Dublin.

Zunächst eine Kurzbeschreibung von der Republik Irland, weitere Informationen sind hier zu finden: "Die Irische Republik (Irisch: Poblacht na hÉireann oder Saorstát Éireann) war als ein Vorgänger der heutigen, 1949 gegründeten Republik Irland ein revolutionärer Staat, der einseitig von irischen Nationalisten ausgerufen wurde, um die Unabhängigkeit Irlands vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland zu erreichen. Die Bemühungen dazu begannen in den 1910er Jahren mit der Absicht, die britische Regierung in Irland zu verdrängen, und standen im Gegensatz zum Ziel der Irish Parliamentary Party, die versuchte, eine autonome Selbstverwaltung innerhalb des Vereinigten Königreichs zu erreichen. Der Irische Unabhängigkeitskrieg von 1919 bis 1921 war ein Krieg zwischen Großbritannien und der Armee dieses revolutionären Staates, der Irish Republican Army (IRA).

Während des Krieges entstanden in der Republik politische Organe, die die Unterstützung der Mehrheit der irischen Bevölkerung hatten. International wurde die Irische Republik aber lediglich von Russland anerkannt, und so kam es, dass der Versuch, die britische Präsenz auf der Insel zu beenden, scheiterte. Obwohl die Republik die ganze Insel umfasste, reichte der Einfluss der Regierung nicht in die von Unionisten dominierten Gebiete im Nordosten (das heutige Nordirland) hinein. Das Ende der Irischen Republik wird mit der Gründung des Irischen Freistaates im Jahr 1922 gleichgesetzt. ..." Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Irische_Republik (26.08.2019)

Und hier die Information zu Dublin: "Dublin ([ˈdʌblɪn], lokal auch [dʊbᵊlən]; irisch Baile Átha Cliath ([ˈbalʲɑːˈkʲlʲiə] oder [ˈbʲlʲɑːˈkʲlʲiə])) ist die Hauptstadt und größte Stadt der Republik Irland. Die deutsche Übersetzung lautet „Stadt an der Hürdenfurt“. Der englische Name stammt vom irischen Duibhlinn ([ˈdivʲ.lʲiːnʲ]), „Schwarzer Teich.“ ... "Der Name Dublin ist die englische Form von Duibhlinn (irisch für „Schwarzer Teich“, dubh, schwarz, linn, Teich), und wurde von den Wikingern für ihr eigenes Dorf übernommen. Mit „schwarz“ ist hier mehr ein tieferes Gewässer gemeint, das zum Anlegen eines Hafens geeignet war. Seine ungefähre Stelle wird heutzutage vom Dubh Linn Garden unmittelbar südlich des Dublin Castle eingenommen. Der River Poddle, der hier in die Liffey mündete, verläuft heute unterirdisch.
Der irische Name der Stadt lautet Baile Átha Cliath (irisch für „Stadt der Hürdenfurt“), der sich auf eine im Jahre 988 von König Mael Sechnaill II. gegründete Siedlung an der strategisch wichtigen östlichsten Furt durch den Fluss Liffey bezieht. Mit cliath (Hürde, Schilfhürde) ist ein Flechtwerk gemeint, das zur Erleichterung der Durchquerung der Furt angelegt wurde." ... "Innerhalb der Stadtgrenzen leben ca. 530.000 Einwohner. In der Region Dublin (Réigiúin Átha Cliath), die auch die Vororte und Satellitenstädte sowie einige eher ländliche Regionen des ehemaligen County Dublin umfasst, leben ca. 1,2 Millionen Menschen. In der Greater Dublin Area leben ca. 1,1 Millionen (CSO Census 2011),[5] dieses Gebiet umfasst das Stadtgebiet einschließlich der Vororte in den Countys Fingal, South Dublin und Dún Laoghaire-Rathdown, aber nicht die ländlichen Regionen. ..." Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Dublin (26.08.2019)

Ein paar der angesprochenen geschichtlichen Vorkommnisse werden mir dann heute noch begegnen. 

Die Straßen sind heute deutlich belebter wie gestern, aber gestern war ja auch Sonntag. Dafür gibt es den langen, nicht Maut zahlenden Weg nach Dublin viele Busspuren. Diese sind zum einen auf dem Boden gekennzeichnet, zum anderen stehen am Seitenrand Tafeln, die besagen, dass diese Spuren auch von Motorrädern zwischen Montag und Samstag in der Zeit von 7 bis 19 Uhr genutzt werden dürfen. Das macht das Vorwärtskommen deutlich schneller!

In der Innenstadt angekommen, löse ich mein heute morgen reserviertes Online Ticket für den Bus der Stadtrundfahrt ein, natürlich wieder ein Hop-on-hop-off Bus und lasse mich erst einmal 2 Stunden bei immensem Stau durch die Gegend fahren. Das Wetter ist ein Traum und dürfte für Irland sehr sehr untypisch sein. Normalerweise soll es um diese Jahreszeit so ungefähr 15 Grad haben und viel regnen. Von beidem sind wir aber weit entfernt - womit habe ich das verdient - kein Wölkchen am Himmel und versprochene 22 Grad Celsius - ein Wahnsinn. In der Früh habe ich noch ein paar Reste eingepackt die ich heute in einem Park zum Lunch verzehren werde ;-). So geht es mit dem roten Bus dahin und ich schieße ein paar Fotos, die ich vollkommen unkommentiert hier hineinstelle.
Der Bus führt uns auch an diversen Destillerien und Brauereien vorbei, wobei auch der größte Exportschlager passiert wird - die Guinness Brauerei. Ein paar Mitfahrende verlassen hier fluchtartig den Bus, womöglich um sich eine intensiver Führung hinzugegeben. Zumindest glaubt das unsere Live-Kommentatorin auf der Rundfahrt ;-) - diesmal nicht per Tonband. Die Studentin erzählt auf dieser Rundfahrt mit Witz und Überzeugung, auch mit dem Hinweis - in jedem zweiten Satz - dass das Guinness ja ein Nationalgetränk ist und kein zweites Bier neben Guinness bestehen kann. Ist schon lustig, sie sieht nicht nach diesem absoluten Bierfan aus, aber ihren Erzählungen nach zu urteilen, dürfte das ihr Lieblingsgetränk/Nahrungsmittel sein. Übrigens sind sich Riverdance und Guinness nicht einig, wer der größte irische Exportschlager ist. Gestern habe ich Riverdance gehört, heute höre ich es von Guninness - beides ist mir ausgesprochen recht ;-).
Um 12 Uhr habe ich erst einmal genug, steige aus, lasse mich auf einer Bank im St. Stephen's Green Park nieder und genieße meine Reste, die ich dann morgen nicht mehr durch die Gegend fahren muss. An diesen Park angrenzend liegt das Royal College of Surgeons in Ireland (RCSI) in dem ich bei einem Kollegen um 14 Uhr einen Termin habe. Dies ist eine witzige Geschichte - vor ein paar Monaten habe ich einem Freund und Kollegen, der ebenfalls hier in Dublin auf der Universität arbeitet, dass ich auf der Suche nach Farbstoffen für "meine" Extrazellulären Vesikel bin. Er meinte daraufhin, er hat einen Kollegen auf dem RCSI und wird den Kontakt herstellen. Gesagt getan und seit 2 Monaten sind wir in ständigem Email-Kontakt und er hat uns auch schon etwas von seinem Wunderfarbstoff geschickt, der hervorragende Ergebnisse liefert - mehr kann ich hierzu an dieser Stelle nicht verraten. Ich bin deutlich zu früh dran und gehe um 13 Uhr zum College und lasse Marco vom Portier ausrufen. Es ist eine sehr nette erste persönliche Begegnung. Marco führt mich ca. 1,5 Stunden durch das College, es hat mittlerweile Universitätsstatus, und erzählt mir sehr viel zu der Geschichte des Gebäudes, er zeigt mir seine Laboratorien und wir tauschen uns über die Extrazellulären Vesikel aus. Es ist eine sehr spannende und anregende Begegnung. Am Schluss stellt er mich noch seinem Chef vor und wir diskutieren Gemeinsamkeiten und was wir in der nahen Zukunft gemeinsam auf die Beine stellen könnten. Mein Freund Alfonso, er hat den Kontakt hergestellt, ist heute leider verhindert, es wäre nett gewesen, wenn er dabei hätte sein können - er ist ein sehr angenehmer Diskussionspartner. Marco und ich verabschieden uns anschließend herzlich und sind zuversichtlich, dass wir den Kontakt ausbauen werden.
Oben angekündigt wurde ja schon, dass Teile der Basis Informationen heute mir nochmals begegnen werden. In einem dieser wundervollen Räume des RCSI gibt es einen Türbeschlag der eine Beule hat. Diese Beule stammt von einer britischen Kugel aus dem irischen Unabhängigkeitskrieg - auch hier ist die Vergangenheit allgegenwärtig. 
Um 15 Uhr geht also meine Stadtrundfahrt weiter, da ich heute morgen bei der Rundfahrt an dem Zentralfriedhof von Dublin vorbeigekommen bin. Diesen fand ich sehr faszinierend, sodass ich ihn nochmals besuchen möchte. Und hier begegnet mir gleich die zweite Information als Gedenktafel die im Basistext oben enthalten ist. 
Blöderweise hält sich das Bustour Unternehmen nicht an die im Prospekt angegeben Zeiten. Der letzte Hop-on-hop-off Bus sollte um 16:44 fahren - ich warte und warte, schließlich ist viel Verkehr. Um 17:15 nehme ich dann den normalen Öffi Bus zurück in die Innenstadt. Dort angekommen beschwere ich mich, die Verantwortlichen gehen der Sache nach und meinen, dass der Bus um 16:34 am Friedhof abgefahren ist - also 10 Minuten zu früh - da hatte ich gerade eine WC Pause. ...

In der Innenstadt angekommen, gehe ich nochmals ein paar Meter durch die Gegend und besuche die Grafton Street, welche DIE Geschäftsstraße in Dublin ist und vergleichbar mir der Kärntner Straße in Wien. Auf der Fußgängerzone tummeln sich einige Musiker in nötigem Abstand, damit sie sich klanglich nicht ins Gehege kommen. Zwei dieser Beiträge stelle ich zur musikalischen Unterhaltung zur Verfügung - diesmal nahezu ungeschnitten und nicht bearbeitet - kommt vielleicht noch. Anmerkung: die Videos sind nicht klein, daher wäre eine gute Downloadrate und ein entsprechendes verfügbares Downloadvolumen empfehlenswert ;-).
Morgen geht es nach Liverpool weiter, die Fähre verlässt erst um 14:50 ihren Hafen und ich habe jede Menge Zeit. Marco weiß dass und schickt mir noch einen Link für eine Motorradtour ins umliegende irische Gebirge. Nachdem morgen wieder perfektestes Wetter vorhergesagt ist, werde ich die Tour - alles zusammen ca. 3 Stunden noch fahren. Der Beschreibung nach wird es ein Genuss werden - aber dazu dann morgen mehr ...

... zuvor aber noch das Wohnhaus von Arthur Guinness und ein entsprechender Leitspruch ... 
... CHEEEEERS ...

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