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2. Schlögener Donauschlinge ...
... ein faszinierendes Naturschauspiel ...

Mittwoch, 17.6.: Das heutige Ziel ist die Schlögener Donauschlinge ... das Wetter wird schön werden und es erwarten mich 48 Kilometer Fahrt bis zu meinem Ziel in Haibach, Inzell 6.

Es war mal wieder eine sehr unruhige Nacht; das Hotel liegt am Anfang der Fußgängerzone, wo sich auch ein paar kleinere Beisel befinden. Lärm von laut lachenden, grölenden, streitenden, der Mundart eindeutig dem bayrischen Dialekt zuzuordnenden Gästen drang in mein Zimmer; diese Kombination hat mich mit immer wiederkehrenden Unterbrechungen bis um 4 Uhr unruhig schlafen lassen. Danach habe ich das Fenster geschlossen, da ich die Hoffnung aufgegeben hatte, dass sich die Herrschaften dann doch irgendwann nach Hause begeben. So waren anschließend immerhin noch fast 3 Stunden Schlaf möglich.

Um kurz nach 8 Uhr geht es los, der Wirt des Hotels macht mich noch aufmerksam, dass ich doch besser auf der Südseite der Donau fahren sollte, da es dort kaum Verkehr gibt. Dieser Tip hat sich als ausgesprochen wertvoll herausgestellt. Es ist im Laufe des Tages dann auf dem Radweg auch nichts los. Keine Ahnung ob die Südseite immer so wenig befahren ist oder ob es an dem noch nicht voll funktionierendem Radtourismus liegt. Es ist also ein tolles Dahingleiten ;-). 

Na jedenfalls quere ich die Inn-Brücke, um auf die Südseite des Inns zu gelangen, diese befindet sich noch kurz vor dem Zusammenschluss von Donau und Inn. Da fällt mir noch eine Geschichte ein, die unser gestriger Tourguide erzählt hat. Er wohnt in der Innstadt, also dem Teil von Passau, der auf der südlichen Innseite gelegen ist. Wenn er in Deutschland bleiben möchte, ist die Brücke seine einzige Möglichkeit. Alle anderen Wege führen unweigerlich zu der österreichischen Staatsgrenze - die Innstadt ist somit eine kleine Enklave. Ich erhasche noch einen kurzen Blick von der Innbrücke zurück ins noch wolkenverhangene Passau und radele ein paar wenige Kilometer, bis ich die österreichische Staatsgrenze erreiche. 
Von hier aus geht es mehr oder weniger entlang der Donau. Der südliche Radweg ist tatsächlich sehr gut ausgebaut und es herrscht auf der Bundesstraße sehr wenig Verkehr, allerdings wird die Straße doch des öfteren gequert, was irgendwann recht lästig wird - ohne Verkehr aber auch Problem, ich muss ja nicht absteigen - das Rad verhält sich heute etwas anders, da ich meinen Rucksack ebenfalls mit dem Gepäcknetz auf dem Gepäckträger verstaut habe. Der Schwerpunkt des Rades ist eindeutig nach hinten verlegt und lässt es etwas kippelig, instabil wirken - aber das kenne ich ja auch vom vollbeladenen Motorrad. 

Kurz vor Engelshartzell fahre ich am Donaukraftweg Jochenstein vorbei. Das Wehr der Anlage hat eine tolle Architektur und direkt über das Wehr verläuft die deutsch-österreichische Staatsgrenze. Wenige hundert Meter stromabwärts, noch vor Engelshartzell, fließt die Donau dann ausschließlich auf österreichischem Staatsgebiet. Von Passau bis hier, bildet die Donau also den Grenzfluss der beiden Länder.
Nach wenigen Minuten und mittlerweile 25 Kilometer von Passau entfernt, erreiche ich das Stift Engelszell. Das Stift ist das einzige Trappistenkloster Österreichs und wurde 1293 gegründet, hat aber eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. "... Die Stiftskirche mit ihrem 76 m hohen Turm ist eine der stilistisch reinsten Rokoko-Kirchen in Österreich. Sie wurde 1754 bis 1764 erbaut und ist mit wertvollen Kunstwerken von Johann Georg Üblher, Joseph Deutschmann und Bartolomeo Altomonte ausgestattet. Nach einer Beschädigung wurde die Langhausdecke 1957 mit einem Gemälde von Prof. Fritz Fröhlich in eindrucksvoller Weise neu gestaltet. ... " Webpage des Stifts, https://www.stift-engelszell.at, 17.6.2020
Wie immer sind diese Bauwerke sehenswert und hinterlassen doch schon Eindruck. Beeindruckend ist ebenfalls das vielfältige Bierangebot der Stift eigenen Brauerei. Wenn ich Platz hätte, würde ich ein Kisterl mitnehmen - aber so geht es leider nicht ;-).
Auch beim Stift herrscht Ruhe, außer einer radahrenden Familie sind keine Menschen anzutreffen - irgendwie gespenstisch. Mag auch an der Zeit liegen, es ist gerade mal 9:30 Uhr, also noch recht früh am Tag. Es geht weiter entlang der Donau, wobei die Straße über Uferhügel führt, die doch hinaufgestrampelt werden wollen, auf der Rückseite des Hügels wartet dann als Belohnung eine nette "Abfahrt" mit ca. 50 km/h. Auf einem Radweg zeitweilig ein gewagtes Unterfangen, wird auch nur auf einem menschenleeren Radweg gehen. 

Bis zur Donauschlinge ist es nicht mehr weit. Ich folge der guten Beschilderung, "parke" mein Bike an einem Fahrradständer des Schlögener Hotels, sichere es ab und mache wie immer, wenn ich mein Rad verlasse, ein Foto zwecks eventuell notwendigen Beweises, sollte mein Rad plötzlich Junge bekommen haben ;-). Übrigens wird hier eine eBike-Ladestation angeboten - nicht schlecht - diese Ladestationen sind des Öfteren entlang des Radwegs zu finden und sind in einer Datenbank katalogisiert. 

Jetzt aber ist das Tagesziel, die Schlögener Donauschlinge gefragt. "Die Schlögener Schlinge ist eine Flussschlinge im oberen Donautal in Oberösterreich, etwa auf halbem Weg zwischen Passau und Linz (zwischen Stromkilometer 2180,5 und 2186,5 der Donau) und der größte Zwangsmäander Europas. Das südliche Ufer liegt in der Gemeinde Haibach ob der Donau und deren Ortsteil Schlögen, der der Schlinge den Namen verleiht. Im Norden grenzen die Gemeinden Hofkirchen im Mühlkreis mit der Ortschaft Au und im äußersten Osten Niederkappel mit der Ortschaft Grafenau im Bereich der Donauschlinge an. ...Der Fluss bahnte sich im Durchbruchstal zwischen Passau und Aschach seinen Weg durch das böhmische Massiv und schnitt den Sauwald ab. Der Durchbruch erfolgt in mehreren Mäandern. An der Schlinge wendet die Donau in einer engen, nach links gekurvten Kehre um 180 Grad von südöstlicher auf nordwestliche Laufrichtung, daran schließt eine weitere 180°-Kehre, diesmal nach rechts und mit größerem Kurvenradius an. Weitere weniger ausgeprägte Kurven folgen. Großräumig, zumindest österreichweit gesehen fließt die Donau von West nach Ost, selten – etwa in Linz – weicht sie um 90° von dieser Richtung ab, nur in der Schlögener Schlinge um 135°, in Bezug auf die lokale Richtig Südost sogar um 180°. ..." Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Schlögener_Schlinge, 17.6.2020

Der Weg hinauf zur Aussichtsplattform mit Blick über die Donauschlinge ist steil, sehr feucht, es wird noch eine zeitlang dauern, bis es hier wieder durchgetrocknet ist. Die Plattform befindet sich ca. 170 Höhenmeter oberhalb des Parkplatzes und ist in ca. 30 Minuten zu erreichen. Oben angekommen erwartet mich ein sehr überraschendes Bild. Es ist eine Kamera aufgebaut und es wird gerade eine Szene gedreht. Nach einem kurzen Nachfragen, wie lange ich denn warten müsste - die Antwort ist - "etwa 10 Minuten" - stellt sich heraus, dass ein Beitrag vom ORF gedreht wird. Dieser wird voraussichtlich am 12. September in ORF2 gesendet und beinhaltet das Thema "Bewusst gesund". Der Erwähnung, dass ich zu diesem Thema im Laufe meines eigenen „Bewusst-Gesund-Training-Lebens“ des letzten halben Jahres etwas beitragen könnte, wird keine Beachtung geschenkt - passt wohl nicht ins Konzept ;-). Nachdem der ORF seinen Dreh beendet hat, kann ich mich der Aussicht widmen. Diese ist faszinierend und entschädigt für den mühevollen und matschigen Anstieg. Das Wetter ist mittlerweile auch hervorragend geworden und die Aufnahmen, die von hier oben über die Schlögener Donauschlinge entstehen, sind schon toll. 
Was ich noch dabei habe und was mich die gesamte Tour begleitet, ist meine Drohne. Ich pack sie aus, installiere das Equipment, mache sie startklar und los geht's. An dieser Stelle wird es dann noch ein Video der Drohne geben, doch ob die Bearbeitung heute noch erfolgt, ist nicht ganz klar - mal sehen ... es ist sich ausgegangen ... es ist eine auf 30 Sekunden gekürzte Zusammenfassung von mehreren ca. 3 Minuten langen Videos.
Ich verbringe doch einige Zeit hier oben, der Ausblick ist der Wahnsinn und die Spielerei mit der Drohne braucht auch seine Zeit. Irgendwann verlasse ich diesen Ort und wandele wie auf Eiern den feuchten, steilen Weg hinunter. Die Abrinnspuren der letzten gewaltigen Regengüsse sind noch deutlich sichtbar. 

Unten angekommen, rauf aufs Rad und nach wenigen Minuten erreiche ich mein neues Quartier. Es ist ein Haus welches sich auf Radtouristen spezialisiert hat - Gasthof Zum Heiligen Nikolaus. Nebenan ist eine große Scheune, die jetzt als Fahrradabstellplatz dient und viele Fahrradständer beherbergt. Die Wirtin sagt, wenn ich Lunch (sie sagt es tatsächlich so) haben möchte, müsste ich entweder 4 Kilometer in die eine oder in die andere Richtung fahren. Abendessen gibt es von 18 bis 20 Uhr ;-) - Kaffee und Kuchen gibt es aber jederzeit - aber das passt ja bekanntlicherweise nicht in mein derzeitiges Ernährungskonzept. Ich entscheide mich, meinen zwei Müsliriegeln den Vorzug zu geben und den Nachmittag mit Hörbuchhören und Spazierengehen zu verbringen. Jetzt ist es kurz nach 18 Uhr und ich werde mich zum verdienten Abendessen begeben. Kurz davor mache ich noch ein paar Bilder, die die derzeitige Verlassenheit des Ortes dokumentieren.
Dem Haupthaus ist ein Campingplatz angeschlossen, dieser ist mit nur zwei Wohnmobilen besetzt. Bei der Lage direkt an der Donau sollte eine andere Auslastung zu erwarten sein - aber es ist ja noch früh im Jahr.

Zum Abendessen gibt es vegetarische Käselaibchen mit Erdäpfeln und Salat - das tut echt gut. Ich komme mit der Wirtin ins Gespräch und ich frage sie, wie es denn mit der Auslastung bestellt ist - sie berichtet mir, dass, wie schon vermutet, ich der einzige Gast bin. Ist schon ein komisches Gefühl. Etwas besser wird es erst im Juli werden meint sie, absehbar ist aber, dass ihre Auslastung für diese Saison bei maximal 50% liegen wird - das ist bitter. Ich frage sie daraufhin, ob sie denn wirtschaftlich überleben können und ihre Antwort ist: "Wir haben die Eier auf verschiedene Nester verteilt". Das ist nicht gerade ein Sprichwort was ich kenne, obwohl es klar ist, was es bedeutet. Nachdem ich zwar ihren österreichischen Akzent höre, doch im Hintergrund eine ganz andere Sprache - ihre Kinder sprechen auch nicht österreichisch mit ihr - frage ich sie, woher sie kommt. Es ist Russland und wir kommen ins Plaudern, über die Menschlichkeit, die Ehrlichkeit der russischen Bevölkerung, die sich mit meinen Erfahrungen vollkommen deckt. Aber das ist ein anderes Thema ....

Ihr Bub erzählt mir auf meine Nachfrage, dass er 5 Tage in die Schule geht und dass auch die Pausen Corona bedingt nicht mehr gestaffelt sind. Sie haben in ihrer Gemeinde bisher keinen Infektionsfall gehabt, diese lokale Regelung macht also durchaus Sinn.

So, das war's mal wieder für heute ...

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