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Donnerstag, 17.6.: JAAAA, endlich, es geht los! Gestern Abend habe ich noch meine Sachen gepackt ... zusammengesucht hatte ich sie schon am Wochenende und alles auf dem Wohnzimmersofa platziert. Es ist dann bis gestern nichts mehr hinzubekommen.
7:30 und jetzt geht es wirklich los. Dazu gibt es zwei Bildchen von "vorher" und "nachher". Der Morgen ist super, es hat perfektes Wetter, die Temperatur ist angenehm, kein Wind - also einfach nur gut zum Radfahren. Zwei von den drei Aufzählungen haben sich dann im Laufe des Tages ziemlich geändert, aber dazu bald mehr.
Es warten 4 Wochen und 4 Tage On-the-Road auf mich, also dann los. Die heutige Drei-Schlösser-Tour wird mich zum Schloss Belvedere, Schloss Laxenburg und Schloss Esterházy führen. Zunächst geht es auf dem Donauradweg bis Wien (mein täglicher Weg zur Arbeit), bei der Urania fahre ich hinauf zum Ring und erreiche wenig später das Belvedere. Nachdem ich dieses bereits letztes Jahr auf meiner Radtour Passau - Wien besichtigt habe, werden nur ein paar Außenaufnahmen "geschossen". Die zwei Bilder von Klimt "Der Kuss", welches eines meiner Lieblingsbilder ist, zeige ich trotzdem nochmal. Es war letztes Jahr schon sehr beeindruckend, dieses Bild in dem Ausstellungsraum alleine betrachten zu dürfen, ohne der sonst üblichen Menschentraube. Das Wetter ist super zum Fotografieren, selbst in der Früh tiefblauer Himmel, echt der Wahnsinn.
Ich bin mit dem Fahrrad in den Park hineingefahren und mir ist durchaus bewusst, dass dies nicht erlaubt ist, tja, es kam auch gleich ein Arbeiter, der mich auf mein Missverhalten hingewiesen hat. Er hat mir allerdings verziehen - es war ja auch noch nichts los um 8:30. Also weiter zu meiner nächsten heutigen Etappe, das Schloss Laxenburg wartet schon. Vorbei am Hauptbahnhof, durch Favoriten, über den Verteilerkreis und hinunter in Richtung Ebreichsdorf. Die Super-Radwege gehen dann zeitweilig in Schotterwege über, die das Rad unfassbar staubig werden lassen. In Laxenburg angekommen, ist das schöne matte Schwarz des Rades von einer durchgehenden Grauschicht bedeckt. Ich werde es wohl mal putzen müssen. Vor dem Eingang von Schloss Laxenburg bildet sich eine mittellange Menschenschlange, die ebenfalls eine Besichtigung geplant haben. Einige der Damen und Herren möchten ihre NÖ Card verlängern, was durchaus geht, die Kasse spuckt allerdings keinen Beleg aus, sodass von der Kassiererin längere Zeit telefoniert wird. Hinter mir wird die Schlange länger und nach einer gefühlten Ewigkeit, ich schätze, es waren wohl so 10 Minuten, beschließe ich der telefonierenden Dame an der Kasse mitzuteilen, dass ich jetzt den Schlosspark betreten werde und meine Schuld beim Verlassen des Parks begleichen werde. Sie schaut zunächst etwas verdutzt, sagt dann aber, es wäre okay. Die nach mir Wartenden fühlen sich durch mein Vorhaben bestärkt und tun es mir gleich - tatsächlich begleiche ich dann auch den Parkeintritt beim Verlassen des Parks. Das Areal ist traumhaft, ich bin zum ersten mal hier und muss mich erst einmal zurechtfinden. Zunächst geht es am "Alten Schloss" vorbei, welches das österreichische Filmmuseum beherbergt. Es geht durch Wälder und entlang angelegter Teiche, bis ich nach ca. 1,5 Kilometern das Schloss erreiche. Es ist derzeit keine Innenbesichtigung möglich, nur der äußere Teil und der Innenhof können bestaunt werden. Aber das ist auch okay so, ich werde ja bei Gelegenheit dann mal wieder aufbrechen müssen, um. eine Tour fortzusetzen. Die Bilder unten vermitteln einen kleinen Eindruck über die großzügige Anlage des Parks.
Es ist mittlerweile kurz nach 11 und ich schwinge mich wieder auf mein Rad. Nachdem ich Komoot eine Pause gegönnt habe, starte ich die App neu und möchte meine Tour fortsetzen. Irgendwie passt da etwas nicht, ich fahre in Richtung Norden, denke mir zunächst nichts, als ich aber wieder bei Biedermannsdorf ankomme, vergesse ich das Fortsetzen der Tour und gebe einfach nochmals als Ziel das Schloss Esterházy ein - und tatsächlich es geht wieder zurück, also insgesamt 8 Kilometer umsonst. Naja, denke ich mir, halb so wild, dann sind es halt am Ende nicht 90 Kilometer, sondern 98 gefahrene Kilometer. Doch der Schein trügt - die Sonne wird stärker, meinen ersten Liter habe ich schon getrunken und ich werde bald das nächste Geschäft anfahren müssen. Nachdem es mittlerweile herunterbrennt, im Laufe des Tages wird es ca. 33 Grad geben, kommt zu allem Überfluss noch heftiger Südostwind auf. Bei diesen Wetterbedingungen zwar keine Überraschung, aber doch recht unerwünscht. Er bläst mir mit ca. 25 Km/h frontal entgegen. Es bringt zwar eine leichte Abkühlung, aber die Aussicht auf die nächsten 60 Kilometer Strampelei lassen die Freude doch etwas sinken. Insgesamt entwickelt sich die Fahrt dann trotz Pedelecs - aber voll beladen - zu einem Kraftakt. Doch was soll's ... nach einigen Stops bei Supermärkten, um meinen Flüssigkeitsverlust auszugleichen - insgesamt habe ich auf der Tour heute 6 Liter Wasser getrunken - taucht in Eisenstadt plötzlich das Schloss Esterhazy auf. Es bietet eine willkommene Pause, immerhin waren es bis hierher (mit dem Umweg) 78 Kilometer. Auch dieses Schloss kann nicht von Innen besichtigt werden, sodass ich es nur von der Vorderfront bewundere und mir kurz den Innenhof anschaue.
Der Rest des Tages ist recht schnell erzählt. Sturm, Sonne ohne Ende - die 30iger Sonnencreme kommt mehrmals zum Einsatz, ich möchte ja nicht verbrennen. Ein kleines Nickerchen auf einer Bank, 10 Kilometer vor Mörbisch, dann komme ich zur Österreich-Ungarischen Staatsgrenze - das wundert mich zunächst, denn durch Ungarn wollte ich eigentlich nicht nach Mörbisch. Kurz auf meine Komoot App geschaut und tatsächlich biegt der Weg vor der ungarischen Kontrolle ab und führt ein paar Kilometer entlang im Niemandsland in Richtung Mörbisch am See. Mörbisch ist von einer Anhöhe zu erreichen und tatsächlich, ein Kilometer vor meiner Unterkunft, liegt das Örtchen am Neusiedler See vor mir. Es ist ein toller Anblick, von der Anhöhe aus; ab heir geht es durch Weinberge nur noch bergab und ich erreiche mein Ziel kurz vor 16 Uhr. Meine Ankunftszeit hatte ich mit 17 - 18 Uhr bekanntgegeben, und nachdem ich eine Ferienwohnung im Ödenburger Hof gewählt habe, werde ich mich wohl gedulden müssen, da es keine Rezeption gibt. Pünktlich um 17 Uhr trifft meine Vermieterin Sandra ein, zeigt mir meine Bleibe und ich relaxe erst einmal.
Außer einem einzigen Brot habe ich heute noch nichts gegessen, ich habe irgendwie überhaupt nichts runtergebracht heute, die Hitze hat ihr Übriges getan ... immerhin hat es genügend Wasser gegeben. Auf meinem abendlichen Weg zum hiesigen Spar (dieser schließt hier schon um 18:30 und ich habe Glück, dass ich ihn noch geöffnet erwische) komme ich an einer Pizzeria vorbei, die ich mir nach meinem Einkauf mal "vornehmen" werde ... es wird dann ein Pizza Funghi werden. Nach der verdienten Stärkung sehe ich auf einem Rauchfang noch ein bewohntes Storchennest - auch die trifft man fast nur hier. Ein schnelles Foto und jetzt sitze ich, beim Schreiben dieser Zeilen, vor der Glotze und schaue Österreich gegen die Niederlande. Gerade, in der 10 Spielminute, ist das 1:0 für die Niederlande gefallen, Es war ein von David Alaba verschuldeter Elfmeter - leider. Eine sehr unglückliche Situation, die zum Elfmeter geführt hat. Mal sehen wie es weitergeht ... also dann bis morgen ...
Freitag, 18.6.: 5:03 und die Schlafzimmerwand ist rot angeleuchtet - irgendwas stimmt da nicht, brennt es in der Nachbarschaft? Nein, es ist die aufgehende Sonne über dem Neusiedlersee, ein wunderschönes Bild über den Dächern am östlichen Rand von Mörbisch. Kurz aus dem Bett, ein Foto gemacht und dann noch ein Stündchen geschlafen. Übrigens bin ich nicht immer um diese Zeit wach 😄, doch hat mich das Vogelgezwitscher bei der geöffneten Balkontür geweckt. Das kenne ich ja von zu Hause.
Der heutige Tag verspricht wieder sehr heiß zu werden, daher überlege ich mir, einen etwas kühleren Vormittag/Mittag zu nutzen, bevor es dann am Nachmittag herunterbrunzelt. Ich trinke noch einen Kaffee, esse mein von gestern übrig gebliebenes Käsebrot und mache mich dann auf den Weg zur Tourismusinformation, um meine Gästeanmeldung in die Gästekarte zu tauschen. Von dort geht es weiter zum Hafen von Mörbisch, wo ich ein Ticket für mein Rad löse (ich koste nichts, denn ich habe ja die Gästekarte, nur mein Rad muss zahlen 😉) und nehme die Fähre, um nach Illmitz zu gelangen. Der Radweg zum Hafen, an beiden Seiten entlang der Straße, führt durch das Schilf, es ist so ungefähr zwei Meter hoch. An einigen Stellen sind direkt am Weg Boote festgemacht. Am Fährhafen warten schon einige Radler auf die Überfahrt, dies dürfte eine sehr beliebte Strecke/Abwechslung sein - schließlich gehört die Überquerung des Sees an dieser Selle zur Tour der Umrundung des Neusiedler Sees. Die Überfahrt dauert 20 Minuten und die Informationen zum Neusiedler See, die der Kapitän erzählt, sind interessant. Der Neusiedler See hat eine Länge von 36 Kilometern und ist an der Stelle, wo wir ihn durchfahren gerade einmal 3 Kilometer breit. Dazu kommen dann noch 4 Kilometer Schilfgebiet, welches ja ebenfalls zum Gebiet des Neusiedler Sees gehört und einen wunderbaren Lebensraum für Vögel darstellt. Die Überfahrt dauert 20 Minuten und ich komme mit einem Ehepaar ins Gespräch - wir tauschen Gedanken über den Klimawandel aus. Ausgangspunkt der längeren Unterhaltung war die Aussage, wie lange es den Neusiedler See noch geben wird. Er ist mittlerweile ja sehr stark von der Austrocknung bedroht und tatsächlich ist die derzeit tiefste Stelle 1,7 Meter tief. Eigentlich unfassbar, an jeder Stelle des Neusiedler Sees kann man stehen, naja, wenn man ein wenig größer ist ...
Direkt nach dem Verlassen des Hafens haben wir einen Blick auf die Rückseite der Seebühne, die ihren Betrieb im August wieder aufnimmt.
Thematisches Ziel des heutigen Tages ist das Informationszentrum des Neusiedler See Nationalparks. Das Hauptgebäude ist sehr schön gestaltet und bietet einen Haufen an Informationen. Eine dieser Infos ist, dass es auf einer Fläche von 25 km2 noch etwa 40 kleine, salzhaltige Seen/Lacken gibt. Diese sind in Europa mittlerweile sehr sehr selten geworden. An einer diesen kleinen Salzlacken werde ich später bei meiner Rückfahrt noch vorbeikommen. Die Außenanlagen laden zum Beobachten der Tierwelt ein, jedoch dürfte es auch den lieben Tierchen mittlerweile zu heiß werden, sie haben sich versteckt. Ich verweile einige Zeit in einer Art Hochstand - der Innenraum liegt im Schatten und ist super durchlüftet; das hat sogar etwas von einer erfrischenden, kühlenden Brise. Obwohl ich dort eine zeitlang verbringe, lässt sich kein Vogel blicken.
Also schwinge ich mich wieder auf mein Rad; bei der Herfahrt habe ich über dem Schilfgebiet Möwen gesehen, die werde ich dann beobachten und ihnen ein wenig bei ihren Flugkünsten zuschauen. Eine kurze Rast beim Spar mit einem Auffüllen meiner Wasserspeicher, bringt mich dann zum Hauptplatz von Illmitz. Dieses kleine Örtchen (Stadt kann man den Ort nicht nennen), hat eine Einwohnerzahl von ungefähr 2.500. Das ist überschaubar, somit ist der Hauptplatz mit seiner Kirche ansehnlich, aber auch mit der entsprechenden Größe. Insgesamt hat dieser Ort einen sehr netten Eindruck hinterlassen, ich habe ihn ja schließlich in seiner gesamten Länge durchquert 😉.
Am Hafen angekommen wartet schon die Fähre und es geht zurück nach Mörbisch. Vom Fährschiff aus sieht man verschiedene Wassersportler. Der Surfer im Bild unten, nutzt perfekt den Wind. Er hat doch wieder angezogen, denn er surft auf seinem Brett nur auf der Finne - es hängen also nur die letzten paar Zentimeter der Einheit im Wasser. Diese Art zu surfen geht nur bei gutem Wind und so effektiv auch nur mit einem "Sinker" - der Ausdruck Sinker kommt daher, dass, wenn man bei Windstille auf dem Brett steht, es im Wasser verschwindet. Dazu fällt mir eine Geschichte ein 😉: in meinen jungen Jahren habe ich mir aus Geldmangel einen Semi-Sinker selbst gebaut, das Rigg und das Segel habe ich kaufen müssen. Mein bevorzugtes Surfgebiet - ich lebte zu dieser Zeit noch in Wuppertal - war das Ijsselmeer in Holland. Es ist weitaus größer wie der Neusiedler See, von seiner Tiefe doch sehr vergleichbar. Auch in diesem See kann man an nahezu jeder Stelle stehen, was für Surfanfänger ja echt super ist. Allerdings kann es auch mal heftigen Wind geben ... und jetzt zu meiner Geschichte ... ich habe mich einmal bei Windstärke 8/9 auf's Brett gewagt; die Geschwindigkeit, die man da erreicht ist der Hammer. Das Ausbalancieren des Segels bei dieser Windstärke erfordert einiges an Kraft und Gefühl. Jede kleine Änderung des Windes, z.B. kurze Böen, lassen einen die Balance verlieren und man wird meterhoch über das Brett geschleudert. Dann fällt man nicht gleich ins Wasser, sondern titscht vielleicht ein- oder zweimal auf der Wasseroberfläche auf, bevor man dann im Wasser versinkt - es werden damals auf dem Brett so ca. 50 km/h gewesen sein - die Erinnerung ist immer noch da, als wäre es gestern gewesen.
Zurück am Hafen in Mörbisch passiere ich zunächst nochmals das Schilfgebiet und beobachte die Möwen im Schilf. Sehr beeindruckend und es entstehen ein paar nette Bildchen. Übrigens sind die Vogelaufnahmen und das Foto vom Surfer natürlich nicht mit dem Handy entstanden, ich habe diesmal meine Spiegelreflex mit den entsprechenden Objektiven dabei - wofür ich diese eigentlich mitgenommen habe, das liegt morgen auf dem Weg und wird auch erst dann verraten 😉. Beim hiesigen Spar kaufe ich einen Salat für das Abendessen und noch 2 Flaschen Wasser. Zwischenzeitlich kommt ein Van auf den Parkplatz gefahren. Das Bild, der Herr an der Seite des Vans, wird zumindest den älteren Semestern unter uns bekannt sein: Waterloo: "Waterloo (eigentlich Johann „Hans“ Kreuzmayr, * 27. November 1945 in Altheim, Oberösterreich) ist ein österreichischer Popmusiker und Schlagersänger. Mit Sepp Krassnitzer (Robinson) bildete er das Duo Waterloo & Robinson." https://de.wikipedia.org/wiki/Waterloo_(Sänger), Wikipedia 18.6.2021
Waterloo hatte wohl auch kulinarische Bedürfnisse und war im Spar einkaufen ... ein Selfie, was ich mir kurz überlegt hatte, war mir dann doch zu blöde und zu aufdringlich. Ihr könnt es mir abnehmen, dass das Bild auf dem Van, doch etwas älteren Datums sein dürfte - aber immerhin ist der Herr anscheinend noch auf Tour!
Zurück bei meiner Unterkunft möchte ich euch noch den Ödenburgerhof zeigen und den sehr ansprechenden Innenhof, der auf den Sofas zum Entspannen einlädt.
Den späteren Nachmittag habe ich dann mit einem Schläfchen auf meinem Zimmer verbracht - ich habe vor der morgigen Tour zum Semmering doch höllischen Respekt, das könnt ihr mir glauben. Es wird heiß, es ist bei dieser Hitze nicht ungefährlich eine ausgedehnte Radtour zu machen. 2 Liter Wasser werde ich mal mitnehmen und den Rest dann unterwegs kaufen. Um der gröbsten Hitze aus dem Weg zu gehen, werde ich sehr zeitig, eventuell schon um 6 oder 6:30 losfahren - es sind ja immerhin mal wieder 83 Kilometer und 1.150 Höhenmeter ... wie es gelaufen ist, erfahrt ihr dann morgen 😉 ...
Samstag, 19.6.: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ... das trifft für heute für einige Bereiche zu ... aber der Reihe nach. Gestern hatte ich ja noch beabsichtigt so zwischen 6 und 6:30 mich auf den Weg zum Semmering zu machen. Nachdem ich dann doch recht zeitig schlafen gegangen bin, ich habe nur die erste Halbzeit von England - Schottland gesehen - diese endete um 21:45 - war nach den üblichen 6 Stunden Schluss mit Schlaf. Um 4 Uhr war der Himmel schon wieder leicht rötlich gefärbt, im Zimmer war die Hitze des letzten Tages noch nicht vollständig entwichen, so beschließe ich, mich doch früher auf den Weg zu machen. Um 5:10 geht es dann los, gerade bei Sonnenaufgang ... es ist ein echt super Gefühl, um diese Tageszeit bei frischer Luft und aufgehender Sonne in den Tag zu fahren. Leider war das Objektiv des iPhones nicht schlierenfrei zu bekommen, daher der "komische" Streifen der Sonne - aber auch so gibt das Bild die tolle Stimmung wieder - Sonnenaufgang über dem Neusiedler See von oberhalb der Weinberge über Mörbisch.
Das erste Ziel ist der gestern angekündigte Grund für die Mitnahme meiner Spiegelreflex Kamera: die Bienenfresser - sie heißen wirklich so, aber dazu dann gleich. Der Weg dorthin führt mich zunächst wieder zurück durchs Niemandsland Österreich - Ungarn und vorbei an den Grenzübergängen. Dann folgt ein wundervoller Radweg durch Wald und über Wiesen und Felder, bis der Weg geradeaus von einem großen österreichischen Bundesheer Kraftfahrzeug blockiert wird. Der Soldat hinter dem Steuer ist wach, sein Beifahrer schläft; sie haben sich die Nacht wohl aufgeteilt. Ich muss ohnehin direkt vor dem Fahrzeug links abbiegen und nach einem kurzen "Guten Morgen" schlage ich den Haken ums Eck. Warum diese Kontrolle hier aufgebaut ist, weiß ich nicht, ich kann's noch nicht mal vermuten.
Nach 12 Kilometern ist Vogelgezwitscher zu hören; die Bienenfresser Kolonie ist eine Empfehlung einer lieben Kollegin, sie war mit ihrem Freund dort und hat tolle Aufnahme mitgebracht. Eine kurze Erklärung der Bienenfresser findet ihr hier: "Der Bienenfresser (Merops apiaster), selten auch – fälschlich, da nicht zu den Spechten gehörend – „Bienenspecht“ genannt, ist ein auffallend bunter Vogel aus der gleichnamigen Familie der Bienenfresser (Meropidae). Er gehört zu den in Afrika überwinternden Zugvögeln. ... Der im Durchschnitt ca. 28 Zentimeter große Bienenfresser ist einer der buntesten, kaum zu verwechselnden Vögel Europas. Der Bauch- und Brustbereich ist türkis, Scheitel-, Nacken- und Rückenpartien sind rostbraun, die Flügel ebenfalls, über dem gelblichen Kinn befindet sich ein schwarzer Augenstreif. Weitere Merkmale sind der lange, leicht gebogene Schnabel und die nur bei den Altvögeln vorhandenen, verlängerten mittleren Schwanzfedern, auch Schwanzspieße genannt. Die insgesamt blasser gefärbten Jungvögel sind auf dem Rücken und den Flügeldecken zusätzlich grünlich getönt, von bräunlichem Grau bis schmutzigen Sandfarben. https://de.wikipedia.org/wiki/Bienenfresser_(Art) Wikipedia, 19.6.2021
Außer einem ziemlichen Gezwitscher und einigen herumfliegenden Vögeln, war von diesen farbenprächtigen Tierchen leider sehr wenig zu sehen. Ein Grund mag der im Schatten gelegene Lebensbereich der Vögel gewesen sein. Bis die Sonne über diesen Hügel gekommen wäre, wäre es noch einige Zeit vergangen, sodass ich leider mit keinem Foto dienen kann - sehr schade. Bei näherem Interesse folgt dem Link auf Wikipedia oder googelt ganz einfach den Vogel.
Weiter geht's in Richtung Semmering, die Luft ist nach wie vor eher kühl, in diversen Ortschaften kommen mir andere Radfahrer mit 'Jacke und Haube' entgegen - das halte ich aber für etwas übertrieben. Es macht einen höllischen Spaß durch die Gegend zu fahren. Ich passiere die Bucklige Welt bei Katzelsdorf - und sie ist wirklich buckelig, es geht doch ordentlich rauf und runter. Aber die Abfahrten bei menschenleeren Straßen und bis zu 60 km/h, machen ganz einfach Spaß. Dann geht es vorbei an Mattersburg, südlich von Wiener Neustadt, Neunkirchen, Gloggnitz, bis ich in Schottwien ankomme. Dazwischen werden zwei kleinere Pausen eingelegt, der Wasserverbrauch hält sich heute sehr in Grenzen, es ist bis Schottwien sehr angenehm zu fahren, immer noch angenehme Temperaturen. Gut, es ist ja gerade mal 10 Uhr und noch früh am Tag, es war die goldrichtige Entscheidung um 5 Uhr aufzubrechen. Von weitem ist der Semmering und mein Tagesziel schon zu sehen, auch der Schneeberg und die Rax sind fast ständig im Blickfeld.
Jetzt nur noch den Berg hinauf und ich bin da. Das Pedelec macht seine Sache bisher sehr gut - um ehrlich zu sein, vollbeladen würde ich das mit einem "normalen" Fahrrad nicht hinbekommen - aber so ist es fast ein Genuss. Na ja, ganz so ist es auch nicht, ich muss immerhin doch ordentlich strampeln und die "Alte Semmering Passstraße" hat es ordentlich in sich. Steigungen bis 17% - nicht ohne. Mittlerweile um kurz vor 11 knallt auch die Sonne herunter und ich lege nochmals ein kleines Trinkpäuschen ein. Ab hier sind es nur noch 3 Kilometer ... 2 Kilometer ... 1 Kilometer ... und 500 Meter vor dem Ziel dreht sich der Motor ab. Er lässt sich nicht mehr reaktivieren. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe ihn bei der aufkommenden Hitze zu sehr strapaziert. Entweder den Motor oder den Akku oder beides. Es ist jetzt nicht mehr sonderlich steil und ich strample mir bei hängender Zunge die Lunge heraus - tja, wenn das vorher passiert wäre ... ich hoffe nur, dass ansonsten alles okay ist und die Elektronik nicht spinnt, der Akku nicht hinüber ist oder eventuell sogar der Motor defekt. Aber das werde ich später sehen. Vor meiner Unterkunft, dem Hotel Belvedere auf der Semmering Passhöhe, lasse ich mich zunächst mal ausdampfen, bevor ich mich anmelde und mein Zimmer beziehen kann. Es ist ja doch noch recht früh und ich hätte Verständnis gehabt, wenn das Zimmer noch nicht bezugsfertig gewesen wäre. So aber schnell unter die Dusche, ein kurzes Ausrasten auf dem Bett - vom Balkon kann ich den Zau[ber:]g sehen ... da gibt es doch einen Ski Weltcup Slalomhang - somit beschließe ich, mich ein wenig später aufzumachen und mit der Gondel auf den Berg zu fahren und dort oben, beim Liechtensteinhaus mein verspätetes Mittagessen einzunehmen. Oberhalb der Bergstation steht die "Dr. Erwin Pröll Milleniumswarte". Eine prachtvolle Holzkonstruktion, die dem ehemaligen Landeshauptmann von Niederösterreich gewidmet ist. Von hier oben hat man einen traumhaften Ausblick und ich kann meine morgige Tour direkt nachzeichnen.
Zwischenzeitlich ist ein kleines Gewitter aufgezogen und es beginnt ganz leicht zu regnen, bevor die Sonne dann wieder unbarmherzig herunter knallt. Der Rest des Tages wird mit Fußballschauen verbracht werden, es spielt ja schließlich Deutschland gegen Portugal. Und während ich diese Zeilen jetzt schreibe, hat Portugal das erste Tor geschossen ... hmmmm.
Noch eine Bemerkung zu meiner eingegangenen Radtechnik. Der mittlerweile aufgeladene und wieder eingebaute Akku lässt das Pedelec "normal" aussehen. Der Motor lässt sich starten, es wird dann wohl doch die Überhitzung des Akkus und/oder des Motors gewesen sein.
Nachdem ich ja heute, auf der Semmeringpasshöhe, wieder in Niederösterreich angekommen bin und mich derzeit an der Grenze zur Steiermark aufhalte, beginnt morgen das nächste Kapitel - Steiermark - mit meinem ersten Stop bei meinem Wohnwagen in Pichl-Großdorf.
... und jetzt ein Nachtrag, der nach dem Schreiben des Tages entstanden ist und den ich euch nicht vorenthalten möchte. Zwei Bilder, die die Dämmerung beim Hotel und den Ausblick von meinem Balkon auf den Weltcup Hang zeigen ... es war ein durchaus gelungener Tag!