3.8. Freitag: ... der Zug ist rappelvoll ... nach 30 Minuten kommt die Dame für die zweite Runde Bier nicht wieder. Auch sonst lässt sie sich nicht blicken. Und dann kommt noch ein "Kommen und Gehen" hinzu. Die Familie aus Afghanistan hat die falschen Plätze belegt, in St. Pölten steigt eine Dame zu, in Linz kommt ein Herr dazu. Nachdem es auch keine zweite Runde Bier gibt, mache ich um ca. 23:00 Uhr meine Äuglein zu und schlummere so vor mich hin. Erstaunlicherweise und obwohl das Abteil echt voll besetzt ist, kann ich im Sitzen doch gute sieben Stunden mit wenigen Unterbrechungen schlafen. Keine aufregenden Diskussionen, nur eine kurze Plauderei.
So kommen wir mit ca. einer Stunde Verspätung in Hamburg an. Wie der Zug sich diese Verspätung einhandeln konnte, ist uns allen nicht klar. Anscheinend hat er, das ist zumindest die Meinung meiner Mitreisenden, auf offener Strecke sehr lange gehalten - vielleicht habe ich deswegen so gut geschlummert ;-). Für einige ist dies jedoch eine mittlere Katastrophe da sie wahrscheinlich nicht mehr zeitgerecht zu Fähren oder Anschlusszügen kommen. Eine Ansage des Zugbegleiters hat uns dann besonders überrascht. Er teilte den Fahrgästen mit, dass dieser Zur heute in Hamburg-Dammtor nicht hält. Nachdem der Zug von sehr internationalen Reisenden besetzt gewesen ist, bin ich mir nicht sicher, ob auch alle diese Ansage verstanden haben. Der Nächste Stop nach Hamburg Hauptbahnhof wurde also mit Hamburg Altona angekündigt. Als der Zug dann stehen blieb, rätselten einige, ob sie am Endpunkt ihrer Reise angekommen wären, es war auch kein Stationsschild am Bahnhof auszumachen. Einige sind dann ausgestiegen, andere im Zug geblieben, bis sich der Zug dann plötzlich wieder in Bewegung setzte. Von meinem Gangfenster aus - ich war nicht der Meinung, dass dies Hamburg Altona war - beobachtete ich dann, wie ein Mädchen, so ca. 10 Jahre, wieder zu ihrer Familie zurück in den Zug wollte. Sie war anscheinend die letzte, die noch nicht wieder eingestiegen war. Der Zug wurde schneller und im letzten Moment, bevor sich die Türen dann ganz schlossen, wurde sie von einem Familienmitglied regelrecht am Gewand ziehend in den Zug gezerrt. Echtes Chaos also ...
... hier folgt jetzt zeitlich korrekt eine Einfügung, die sich jedoch durch Email-Verkehr später abgespielt hat. Die zwei slowakischen Mitreisenden wollten nach der gemeinsam durchstandenen Nacht noch ein gemeinsames Foto haben. Dies ist echt nett geworden und ich füge es jetzt nachträglich hier noch ein.
Das Abladen der Motorräder und Autos ging dafür sehr sehr zügig und ich fuhr dann noch zum Louis Motorradshop, um zwei wasserdichte Säcke und zwei Paar Verspanngurte zu kaufen. Jetzt sitze ich im Eingangsbereich des Unfallkrankenhauses Eppendorf und warte auf meinen Kollegen und Freund, der uns leider in Wien verlassen hat, um hier eine Assistentenstelle anzutreten. Wir haben die letzten zwei Jahre gemeinsam an verschiedenen Projekten mit "Extrazellulären Vesikeln" gearbeitet - und wie es sich die letzten Tage herausgestellt hat, geht es auch über Landesgrenzen mit Emails und Telefonaten ganz gut weiter. Wir werden dann gleich gemeinsam Mittagessen gehen, bevor ich mich dann endgültig auf den Weg nach Travemünde zur Fähre nach Helsinki begebe. Es sind nur 86 Kilometer, aber wieder einmal in brütender Hitze bei weit über 30 Grad. Für Hamburg - besonders über die Länge der Zeit - ein außergewöhnlicher Zustand! Mein Motorrad habe ich auf dem Motorradabstellplatz des Krankenhauses abgestellt. Also auch hier gibt es, wie im AKH, einen Abstellplatz für Motorräder - sehr praktisch.