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4. Auf in den Südwesten von Norwegen
... zu den tiefen Fjordern, den Gletschern und schönen Straßen ...

20.8. Montag:  

„... Ein neues Lied, ein besseres Lied, O Freunde, will ich Euch dichten. ...“ 
Deutschland. ein Wintermärchen. (1844) Heinrich Heine 

Würde ich ja gerne, aber die Tabelle von gestern, könnte heute nahtlos ihre Fortsetzung finden. Ich habe mir den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt; normalerweise brauche ich ja keinen Wecker - schon gar nicht im Urlaub - aber heute nehme ich die Fähre von Svolvaer nach Skutvik ... und die möchte ich unter keinen Umständen verpassen. Um 8:15 legt sie ab, ich habe zwar schon ein Ticket gebucht, aber wie gesagt, sicher ist sicher und tatsächlich weckt mich der Wecker pünktlich. Es kommt auch heute von oben nass herunter, doch während des Packens lässt die Feuchtigkeit ein wenig nach und ich kann bei leichtem Yr meinen Roller beladen. Kurz noch zum Tanken, dann brauche ich das nachher nicht mehr und ich kann vom Zielhafen losdüsen, es sind nur ein paar Meter zur Verladestation am Hafen. Es haben sich tatsächlich schon ein paar Autos in der Reihe eingeordnet. Nachdem sich immer noch ein paar Tropfen von der durchscheinenden Flüssigkeit aus den grauen Gebilden über mir Weg, den auf den Boden trauen, setze ich meinen Helm ab, ziehe meine Handschuhe aus und mache es mir an einem Häuschen bequem. Jetzt brauche ich also nur noch warten, bis die Fähre eintrifft.
Die Fähre benötigt für die Überfahrt, mit einem kurzen Halt auf einer kleinen Insel zwischen den Lofoten und dem Festland 2,5 Stunden. Ich gönne mir ein kleines Frühstück, welches aus einer Mehlspeise und einem Kaffee besteht und erlebe ein recht heftiges Schaukeln. Der Wellengang ist doch ziemlich arg und das Boot fährt parallel zu den Wellen, sodass jede Welle auch seitlich mitgelebt wird. Jetzt ist mir auch klar, warum der Einweiser unter Deck meinte, ich müsste mein Zweirad mit Bändern gegen Umfallen sichern. Die kleine Insel, sie heißt Skrova ist sehr malerisch gelegen und dürfte sich für einen Tagesausflug sehr gut eignen. Zu dieser Insel gibt es regelmäßige Fährverbindungen, wohingegen das Festland dreimal am Tag angefahren wird. Eine Familie mit drei Kindern verlässt das Schiff, gutgeschützt in undurchlässiger Kleidung, dann geht es weiter. 
Bereits nach zwei Stunden erreichen wir Skutvik und hier beginnt also meine nächste Etappe. Es soll jetzt in den Südwesten von Norwegen gehen, zu den tiefen Fjorden, den Gletschern und den wunderschönen Motorradstrecken. Lassen wir die Reise also beginnen. Die ersten 60 Kilometer gehen gut dahin, es kommt zeitweilig die Sonne hervor, die heute auch wunderbar wärmend ist. Sollte es zu kalt werden, dann habe ich zum einen Heizgriffe, die echt ordentlich die Hände warm halten und dann habe ich serienmäßig noch eine Einrichtung bei meinem Roller, für das ich ein Zitat aus einer Motorradzeitschrift bemühen möchte. Dieses Zitat stammt aus einer Rezension von Motorradfahren, die den "Roller" getestet haben: "...  Leider war auch ein weiteres Komfortfeature vom Burgman nötig. An dieser Stelle war ich dann wieder froh, dass ich meinen Sprachschatz erweitern konnte. Denn während der österreichische Akademiker eben dieses Komfortfeature als "Eierkocher" bezeichnet, vernahm ich vom deutschen Hochadel die Bezeichnung "Rosettengrill". Gemeint war die Sitzheizung, welche uns bei 12 Grad Außentemperatur nicht nur den Hintern erwärmte, sondern dank der bereits erwähnten Stütze auch das untere Viertel des Rückens. Ein Traum!" Das diese Sitzheizung, oder es können auch die Synonyme verwendet werden, ein Traum ist, kann ich nur bestätigen. Bei den heutigen "Außentemperaturen" von minimal 8 Grad und maximal 13 Grad, verrichtet sie ausgezeichnete Dinge. Ich kann nur jeden bemitleiden, dem dieses Feature bei diesen Temperaturen fehlt. 
So geht es dahin, mal mit unterschiedlichen Begriffen aus der Tabelle, aber auch abgewechselt mit Sonnenschein. Ein Highlight ist die Überquerung des Saltfjell, dieses ist eine Hochebene mit dem höchsten Punkt bei 692 Höhenmetern. Kurz nach dem Scheitelpunkt kommt das norwegische Artic Circle Centrum. Ich überquere nach 14 Tagen jetzt wieder den Polarkreis in Richtung Süden. Leider gibt es hier oben nur das Zentrum zu sehen, eine Markierung am Straßenrand fehlt, sodass es dazu keine fotofgrafische Dokumentation gibt. Dafür aber zwei Bilder von der Hochebene, die auch diesmal nur dürftig die Weite Skandinaviens dokumentieren. 
Die Weite von Norwegen, lässt sich vielleicht anhand eines Straßenschildes beschreiben, bei dem ich staunend vorbei gekommen bin. Ein paar Kilometer nach der Fährabfahrt kam ein Straßenschild welches schon Trondheim ausschilderte, also mein morgiges Ziel. Dort war zu lesen "Trondheim 800km". Es ist immer die schnellste Route angegeben. Die Strecke Bregenz - Rust/Neusiedlersee beträgt 676 Kilometer, die Strecke Wien - Berlin sind nur 5 Kilometer mehr. Beides weit von 800 Kilometern entfernt, und das ist nur ein kleiner Abschnitt Norwegens. Zur Verdeutlichung möchte ich auf die Karte eingangs bei der Planung der Tour verweisen. Skandinavien ist einfach riesengroß!
Nach dem letzten Tankstop sind es noch 1:25 Stunden, auch jetzt bewährt sich meine nichts durchlassende Kleidung. Mittlerweile ist es mir ja schon fast egal, was da vom Himmel herunterkommt, mal mehr mal weniger oder Sonnenstrahlen. Ich gewöhne mich langsam dran und es macht auch so Spaß - ehrlich.
Noch ein kurzer Einkauf für das Abendessen in Mo i Rana, meiner heutigen Übernachtungsstation und ich beziehe mein Quartier ... 
Ach ja, da war ja noch was ;-). Ich musste allerdings einen kleinen Umweg von ungefähr 30 Kilometern in Kauf nehmen, da ich zunächst die falsche Adresse eingegeben hatte - Øygårdsveien 3 und  Øyjordsveien 3. Bei erster Adresse landete ich vor einem Kindergarten und war schon verwundert, dass im Kindergarten Zimmer vermietet werden. Die Kleinen fanden mich verkleidet lustig, einige von den Herzchen wurden gerade abgeholt. Ich fragte eine abholende Mama und sie meinte, dies wäre nicht die Adresse. Nochmals richtig ins Navi eingegeben und nicht die gleich erstbeste vorgeschlagene Straße genommen; nach zusätzlichen 26 Minuten Fahrt war ich tatsächlich am Bestimmungsort angekommen ....

Schlussbemerkung zu heute: wie dem geneigten Leser aufgefallen sein wird, habe ich beim Schreiben der heutigen Zeilen kein einziges mal das Unwort gebraucht - so soll es auch für heute bleiben ;-).

21.8. Dienstag: Sonne - pur - 16 Grad - was will ich mehr - ein Bier vor "meiner" Hütte - es geht mir glänzend ...

... das Navi zeigt 493 Kilometer und 7:20 Stunden bis nach Trondheim. Das wird eine lange Fahrt, wohl so mit die längste auf der diesjährigen Tour - und natürlich kommt es von oben nass, nicht viel, aber doch. Ich sitze noch beim Frühstück in Mo i Rana, übrigens das erste Quartier mit Frühstück inklusive, und es ist gerade einmal 7:30 Uhr. Irgendwie will ich los und die, so heißt es, doch eher langweiligere Strecke hinter mich bringen. Nach einem zweiten Becher Kaffee starte ich dann. Es ist so wie üblich, bewölkt, es regnet leicht und es hat 9 Grad. Nichts Weltbewegendes also, ich bin ja schon dran gewöhnt. Wow, nach wenigen Kilometern hört es auf zu regnen und der Himmel reißt auf, schön, ein paar Sonnenstrahlen zu erleben. Dies geht so 60 Kilometer dahin, bis sich der Himmel für die nächsten 60 Kilometer dann wieder verfinstert und seine Schleusen öffnet. Die Temperatur pendelt sich irgendwo zwischen 8 und 11 °C ein. Also eine ideale Reisetemperatur wenn man warm eingepackt ist, wasserfeste Handschuhe und Überkleidung hat und dann noch auf die gestern erwähnten Annehmlichkeiten bezüglich der Fingerchen und des Sitzfleisches zurückgreifen kann. So macht es auch im Regen Spaß, wenn nicht die ununterbrochenen Baustellen wären. Die sind einfach schmutzig, es spritzt Dreck herum usw. Anscheinend wird an einigen Stellen die E6 ordentlich ausgebaut. So sind die vorausgesagten 493 Kilometer Landstraße - über 7 Stunden auf dem Motorrad, bei Wind und Wetter, eine Herausforderung. 
Doch - oh Wunder - gegen 12:30 Uhr beginnen sich tatsächlich die Wolken dann endgültig zu verziehen. Die Straße trocknet auf, es muss jetzt nicht immer das aufgewirbelte feine Wasser von voraus- oder vorbeifahrenden LKWs im Sekundentakt vom Visier gewischt werden; das ist nämlich echt nicht lustig - im Gegensatz zu strömenden Regen, der vom Visier herunterläuft, bleiben die feinen Tropfen auf dem Visier hängen, und um etwas sehen zu können, müssen sie pausenlos beseitigt werden. ... und es sind eine Menge LKWs sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung unterwegs. Dies ist ja schließlich die Hauptverbindung von Nord nach Süd (oder umgekehrt) in Norwegen. Die Szenerie unten, bei einmal besserem Wetter fotografiert, hat tatsächlich etwas Südländisches. Wenn man es nicht genau wüßte und fühlen würde, könnten die nachfolgenden Bilder auch von einer Mittelmeerküste stammen.
Als die Straße dann wie gesagt aufgetrocknet ist, entfällt das Wischen - welche Wohltat. Sie Sonne scheint mir auf den Pelz und wärmt mich ordentlich. Trotzdem hat es nur 13 Grad, aber alleine UV Bestrahlung hat ja schon etwas Gutes. Von der Strecke an sich, gibt es tatsächlich nicht viel zu berichten, außer, dass es durch viel Tunnel geht und mache nochmal eine kräftigen Wärmeschub auf 16 Grad bringen ;-). Die Tunnel sind teilweise über 8 Kilometer lang - soviel zu der erwähnten Tunnelphobie, die mich ja nicht betrifft. 
Nahdem ich bisher noch nicht weiß, wo ich heute Abend übernachten werde, schaue ich mir auf einem Rastplatz - auch diese gibt es am Rand der Landstraße - die Wettervorhersage für die nächsten Tage in Trondheim und meinen nächsten Stationen an. Soviel ist zumindest sicher - morgen wird es schütten und zwar an allen Orten in Norwegen (bis auf Oslo) zu denen ich noch fahren möchte. Somit heißt die Devise: Planung. Ich werde den Küstenort Molde streichen und von Trondheim dann gleich nach Valldal fahren. Am Donnerstag wird es besser werden und die Tour sollte dann kein Problem darstellen. Gestern hatte ich in Booking.com einen Campingplatz ca. 50 Kilometer südlich von Trondheim gefunden, der zu sehr erschwinglichen Preisen Hütten vermietet. In einer dieser Hütten miete ich mich für 2 Tage ein und werde mich den morgigen Tag anderweitig beschäftigen.
Die 7:20 Stunden nach Trondheim stimmen nicht so ganz, es ist deutlich kürzer, es geht durch viele Ortschaften, über eine Menge Kreisverkehre und auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen werde nicht immer ganz beachtet. So komme ich um 14:30 kurz vor Trondheim an und, nachdem es das beste Wetter hat, entscheide ich mich, noch 3 Stunden Trondheim anzuschauen. Ich wähle im Navi "Zentrum", stelle mein Motorrad dort ab und spaziere durch die Gegend. Die Hinweisschilder bzw. Wegweiser, machen das Auffinden der bekanntesten Orte sehr einfach. 
Die Bilder unten zeigen unter anderem den Niras Dom, eine Kirche gothischer Architektur, die alte Brücke (Gamle Byro), die "Church of Our Lady", das Olav Tryggvason Monument auf dem Marktplatz (es wird sehr viel gebaut derzeit in Norwegen ;-)) , das Rathaus (Rathuset) und die farbenprächtigen Häuser, die von der alten Brücke aus zu sehen sind.
... die Sonne ist schon fast untergegangen ... doch das Bier vor der Hütte war schon gut ...

22.8. Mittwoch: ... ein ruhiger Tag mit Lesen und Videos neigt sich dem Ende ... Morgen geht es dann über die Trollstigen weiter. Freue mich schon sehr auf die Fahrt und auf tolle Ausblicke.

23.8. Donnerstag:  8:50 - 7°C - es kann losgehen - dafür hat es aber schönes Wetter. Heute geht es also zu den Trollstigen, eine touristische Attraktion, bis dahin sind es ungefähr 200 Kilometer. Zunächst geht es südlich auf der E6, die direkt nach Oslo führt (verlockende 450 Kilometer), vorbei am Dovrefjell–Sunndalsfjella National Park über ein Hochplateau mit wunderschönen Aussichten in die Landschaft.
So geht es locker dahin, bis der Abzweig auf die E136 kommt, die mich dann zunächst wieder in Richtung Nordwesten leitet. Ab hier wird es dann deutlich gebirgiger, die Straßen sind laufen nicht mehr schnurgeradeaus, sondern haben doch jetzt einige Kurven eingebaut. Die Landschaft wird rauher, die Schluchten tiefer, das erinnert doch schon an die Alpen. Der Abzweig Trollstigen ist nicht zu übersehen und ab hier ist alles auf Trolle ausgerichtet. Trolle am Straßenrand, Troll-Besucherzentrum, Troll-Shop, sogar ein Troll auf einem Motorrad und dann noch die Verkehrsschilder, die auf die Gefahr von Trollen hinweisen. Hier möchte ich wieder Wikipedia zitieren, die die Trollstigen sehr gut auf den Punkt bringen: 
"Der Trollstigen (norwegisch für die Trollleiter) ist eine der bekanntesten Touristen-Strecken in Norwegen, etwa 20 km südlich von Åndalsnes. Er ist die Nordseite einer Passstraße, die vom Romsdalsfjord nach Süden zum Norddalsfjord führt, einem Seitenarm des Storfjords. ... Der Trollstigen ist Teil der Provinzstraße 63 und führt vom Isterdal in elf Haarnadelkurven mit etwa zwölf Prozent Steigung hinauf zur Passhöhe. Dabei überwindet er eine Höhendifferenz von 405 m und erreicht 700 moh. Im weiteren Verlauf erreicht die Straße eine Höhe von 850 m. Auf halber Strecke führt die Straße, die Teil der Goldenen Route ist, zudem über einen eindrucksvoll rauschenden Wasserfall, den 320 Meter hohen Stigfossen. Die Passstraße wird umrahmt von den Bergen Bispen (dt. „der Bischof“, 1.450 m), Kongen (dt. „der König“, 1.614 m) und Dronninga (dt. „die Königin“, 1.701 m). Die Strecke ist witterungsbedingt nur im Sommer geöffnet und kann von etwa Mitte Mai oder Anfang Juni bis Ende September befahren werden.
Die Straße wurde am 31. Juli 1936 nach achtjähriger Bauzeit von König Haakon VII. für den Verkehr freigegeben. Sie ist auch heute noch nur wenige Meter breit, manchmal fast einspurig, so dass man entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichen muss. Wegen des schroffen Geländes gibt es kaum Möglichkeiten anzuhalten. Erst oben am Beginn eines Hochtales kann man auf einem großen Parkplatz verweilen oder in der Trollstigen Fjellstue einkehren. Ein Spaziergang von wenigen hundert Metern bringt den Besucher zu Utsikten (dt. „die Aussicht“), einem Aussichtspunkt, von dem aus man den gesamten Verlauf der Straße überblicken kann. ..." https://de.wikipedia.org/wiki/Trollstigen (Wikipedia, 23.08.2018)
Der Verlauf der Straße ist wirklich beeindruckend, besonders der Wasserfall, an dem die Straße entlangführt.
Oben angekommen empfängt mich ein riesiges Tourismus Center. Von dem lasse ich mich nicht beeindrucken, auch nicht von den künstlich angelegten Wasserspielchen. Ich gehe die wenigen hundert Meter, um mir die befahrene Straße von oben und die Aussicht ins Tal anzuschauen. Sehr beeindrucken! Es sind hier oben doch einige Besucher unterwegs, die ich in dieser "Dichte" auf meiner Reise bisher noch nicht erlebt habe. Allerdings ist es jetzt schon nicht mehr Hauptsaison, ich möchte mir nicht vorstellen, was vor einem Monat hier oben los gewesen ist. Selbst die Parkplätze sind bei weitem nicht alle ausgelastet. Mittlerweile ist es 13:00 und ich hole mir die Jause aus dem Heckkoffer - zwei Semmeln, ein Stück Käse und ein Stück Salami - setze mich in die Sonne und genieße meine Mahlzeit.
Ab hier sind es jetzt nur wenige Kilometer zu meiner nächsten "Hütte". Ich bin um 15:30 dort und sehe an der Rezeption, das diese erst wieder ab 17:00 besetzt ist. Ich nutze die Zeit für einen Powernap im Sitzen und einen kleinen Spaziergang an den Fjord. 
... mittlerweile ist es schon recht frisch geworden - die Fingerchen sind schon kalt - ich sitze nämlich noch auf meiner Veranda - und werde mich jetzt in meine Hütte begeben ... (und übrigens fallen die ersten Tropfen auf die Tastatur ;-) ...

... also dann bis morgen ...

24.8. Freitag: Man/ich muss die Sache mal positiv sehen. Mir ist bis jetzt – und das ich echt kein Scherz – keine einzige Mücke begegnet. Das kann viele Ursachen haben, aber für mich kommen besonders zwei infrage. Zum einen sind sie alle ersoffen, zum anderen elendig erfroren. Nach der letzten Nacht und dem heutigen Morgen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mücken auftauchen, unter diesen zwei Erklärungen noch unwahrscheinlicher geworden.
Heute ist also der Geiranger-Fjord an der Reihe. Ebenso ein touristisches Highlight, wie der oder die Trollstigen gestern. Um dorthin zu gelangen, muss mal wieder das alternative Verkehrsmittel, die Fähre genutzt werden – oder aber, eine Stunde im Kreis zur anderen Seite fahren – dann schon lieber die Fähre. Die Überfahrt dauert keine 10 Minuten und dann geht es mal wieder den Berg hinauf. Je weiter der Tag sich entwickelt, desto schöner wird das Wetter und es macht sehr viel Spaß, gemächlich und gemütlich durch die Gegend zu fahren. Mal wieder sind die Landschaftseindrücke, soweit zu sehen, atemberaubend. Im Süden von Norwegen bin ich nun in den richtigen Bergen angekommen. 
Auch vom Geirangerfjord hat man einen faszinierenden Blick in die Tiefe. Das Schweizer Pärchen, von dem ich in Rovaniemi berichtet hatte, hatten gesagt, dass sie in einem Fjord einmal 4 Kreuzfahrtschiffe nebeneinander gesehen hatten. Das ist echt krass und als ich im Ort Geiranger nach vielen Serpentinen unten angekommen bin, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Schiffe an diesem Ort haltgemacht haben. Jetzt liegt auch ein Schiff vor Anker. Der Ort, auch wenn es von oben nicht so wirkt, ist eine einzige Hotelanlage. Ein Hotel grenzt ans andere, ein Wellness-Spa-Hotel folgt dem nächsten. Dazwischen schlängelt sich eine schmale Hauptverbindungsstraße, die schon im Ortskern wieder nach oben führt. 
Jetzt folgt ein Aufstieg auf 1.030 Höhenmeter, auf den Djupvass-Pass. Auch hier gibt es wieder eine Anzahl von Serpentinen. Das Fahren ist begleitet von gleißendem Licht, welches von der nassen Fahrbahn und der durch Dunst durchscheinenden, in Fahrtrichtung, hellen Sonne reflektiert wird. Sonne wechselt sich ständig mit Schauern ab. Die Straße dampft, da die hervorkommende Sonne, schnell das Wasser auf dem Asphaltbelag verdunstet – ein tolles Schauspiel. Zwischenzeitlich ist ein Regenbogen zu sehen und das eher ungewöhnlich, da er diesmal von oben betrachtet werden kann. Der Ausblick von der Passhöhe, mit den im Hintergrund Gletscher tragenden Gebirgszügen oder auf den angrenzenden See sind schon toll – auch wenn es diese Wolken- und Wetterstimmung gibt – wie schaut es aus, wenn es wirklich schön ist. 
Umso kürzer die Strecke war, in der die Passhöhe erreicht wurde, kommt jetzt eine viele Kilometer lange Abfahrt mit gemäßigtem Gefälle, immer wieder durch Tunnel unterbrochen, die zwischen wenigen hundert Metern und bis zu 7,5 Kilometer lang sind. Einige dieser Tunnel sind, besonders nach dem grellen Licht und der sehr schlechten Beleuchtung, mit Vorsicht zu befahren. Bei Tunneleintritt, die Höchstgeschwindigkeit ist hier durchgehend 70 km/h, ist es doch schon recht finster. Obwohl diese Seite des Berges in Richtung Balestrand sehr wenig befahren ist, kommen doch immer wieder Fahrzeuge entgegen, die das Fernlicht eingeschaltet haben. Unten angekommen, führt die Straße entlang des Sognefjorden. Dieser ist der tiefste und längste Fjord Norwegens. Ab hier wird die Strecke eher wieder eintönig, aber es ist noch ca. 1 Stunde bis zu meinem Zielort - auch wenn die Bilder unten der Eintönigkeit widersprechen  ...
Nachdem ich heute über die übliche Internetseite noch kein Quartier gebucht habe, steuere ich den Campingplatz des Ortes Balestrand an. Die Rezeption ist um 16 Uhr noch nicht besetzt – wie gesagt, es ist außerhalb der Saison – aber ich kann eine Nummer anrufen. Mir wird die Hütte 4 zugewiesen, der Schlüssel steckt anscheinend von innen. Schön, dass ich so schnell eine Unterkunft gefunden habe. Mittlerweile hat es wieder angefangen zu regen, ich verstaue mein Gepäck, zumindest das, was ich für die Nacht brauche in der Hütte und mache einen kleinen Spaziergang in den einen Kilometer entfernten Ort. Währenddessen lasse ich die Heizung laufen – für diejenigen, die mich näher kennen, eher eine ungewöhnliche Aktivität – aber 20° C Raumtemperatur darf ich auch einmal haben ;-).

25.8. Samstag: Ein Wort auf norwegisch was auf Wasser oder in einer abgewandten Form hindeutet, habe ich in der Tabelle nicht erwähnt, weil ich geglaubt habe, dass ich es nicht bräuchte – tja, so kann man sich täuschen ;-) ... das Wort: snø – Okay, so schwer ist es nicht zu erraten, um welches norwegische Wort mit welcher deutschen Übersetzung es sich hier handelt. Aber dazu dann später ...
... um kurz vor 9 Uhr geht es also los. 15 Kilometer zurück in die Richtung, aus der ich gestern gekommen bin. Ein Abzweig und dann Anstellen, um die Fähre von Dragsvik nach Hella zu erwischen. Auf der Fähre treffe ich einen Norweger, der ebenfalls mit seinem Motorrad unterwegs ist, einer Harley Davidson (stolz berichtet er mir, dass sein Untersatz 400kg wiegt und für die Stadt nicht so geeignet ist), und wir plaudern halt so miteinander. Er hat sich von seiner Gruppe getrennt, da er aus beruflichen Gründen möglichst schnell wieder nach Oslo zurück muss. Sie planen jedes Jahr zu 30 (!!!) eine ausgedehntere Motorradtour, diesmal halt im eigenen Land. Nächstes Jahr fahren sie dann in die Sierra Nevada, was sich wie folgt abspielt. Sie mieten einen Truck, der auf zwei Ebenen, ihre Motorräder nach Spanien bringt und sie fliegen dann ganz einfach hinterher. Auch eine Art Strecken zu überbrücken! Übrigens war er mit seinem Motorrad schon ca. zehnmal in Österreich und ist von unserem Land sehr begeistert – was soll er auch anders sagen, es ist ja einfach die Wahrheit!
Dann erzähle ich, dass ich heute über das/den Sognefjell fahren möchte; er kramt in seiner Jackentasche herum und holt sein Handy heraus. Auf diesem zeigt er mir eine Aufnahme von 23:30 Uhr gestern Nacht, welches die Umgebung frisch verschneit zeigt. Die Straße ist allerdings vom Schnee geräumt. Na da bin ich mal gespannt, was auf mich zukommt ...
... nach wenigen Minuten sind wir auf der Gegenseite angekommen, wir verlassen das Schiff und ich fahre in Richtung Sogndalsfjøra – dies ist der letzte Punkt des, wie schon gestern erwähnten, längsten und tiefsten Fjords Norwegens, dem Sognefjorden. Noch ein letzter Blick auf den Fjord, der die letzte gefahrene Stunde mein ständiger Begleiter war und es geht ab ins Tal zu den Ausläufern des nächsten Fjords, Lustralfjorden. Am Ende von diesem geht es dann wieder in Serpentinen den Berg hinauf. Bis zur Passhöhe sind es noch 14 Kilometer. Regenschauer wechseln mit Sonne. Hier in den hohen Bergen, hängt es noch ordentlich drin.
Eine Kurzbeschreibung der Straße (Wikipedia) soll an dieser Stelle erfolgen: „... Der Sognefjellsveien ist die höchstgelegene Passstraße Nordeuropas und verbindet als Teil der Reichsstraße 55 die beiden norwegischen Orte Gaupne und Lom. Der höchste Punkt liegt beim Fantesteinen in 1434 m Seehöhe. Die 110 km lange Straße ist eine der ältesten Verkehrsverbindungen zwischen Ost- und Westnorwegen.
Die Straße wurde bereits seit langer Zeit als Handelsweg genutzt, über den Hering und andere Fische sowie Salz von der Küste ins Landesinnere und umgekehrt Häute, Butter und Eisen vom Landesinneren zum Meer transportiert wurden. Wegelagerer machten in früheren Zeiten die Gegend unsicher und raubten die Warentransporte aus. Daher kommt auch der Name des Fantesteinen (dt. „Landstreicherstein“).
Nach zweijährigen Umbauarbeiten, die von arbeitslosen Jugendlichen durchgeführt wurden, konnte die Straße im Juli 1938 durchgehend für den Autoverkehr freigegeben werden.
Im Winter kann der Sognefjellsveien wegen der großen Schneemengen und der vorherrschenden Stürme nicht benutzt werden. Die Wintersperre dauert von Anfang November bis Anfang Mai. ...) https://de.wikipedia.org/wiki/Sognefjellsveien (Wikipedia, 25.8.2018)
Von Schnee ist hier oben, direkt neben dem Straßenrand nichts zu sehen, allerdings gehen kurz unterhalb der Passhöhe, die Regenschauer in Schnee-/Schneeregenschauer (norwegisch: sludd) über. Auch ein eigenes Erlebnis, bei leichtem Schneegestöber mit dem Motorrad unterwegs zu sein – ich bin allerdings bei weitem nicht der einzige, es kommen mir immer wieder andere Begeisterte entgegen. Für ein paar Fotos ist Zeit, ich halte mehrmals an, zücke Handy und Kamera und dokumentiere das Erlebte. 
Der „Abstieg“ ist gewohnt vollkommen anders in diese Richtung. Entgegen der vielen Serpentinen hinauf, ist hier der Straßenverlauf leicht bergab und nahezu schnurgerade. Nur wenige Kurven sind dabei, es rollt einfach so dahin. Immer häufiger kommt jetzt die Sonne hervor, was nach dem bedeckten Himmel oben auf dem Pass doch eine Wohltat ist. Mit einer leichten Enttäuschung, zum einen, weil es doch ziemlich verhangen war und daher dem Bergpanorama nicht entsprechend gewürdigt werden konnte, verläuft die Abfahrt ins Tal. Nach einigen Kilometern kommt eine Wegtafel, die die Juvasshytta auf 1841m ankündigt. Von dieser Hütte habe ich gelesen, dass sie in einem Sommerskigebet liegt. Kurz überlegt, abgebogen und wieder hinaufgefahren. Wenig später ist die Straße durch einen Schranken versperrt. Neben dem Schranken befindet sich ein Geldautomat in dem man eine entsprechende Summe einwerfen kann, damit sich das Hindernis der ab hier beginnenden Privatstraße öffnet. Gegenüber ist eine Tafel, die darauf hinweist, dass diese Straße nur mit Autos, keinen Bussen, Campern etc. Befahren werden darf und dass die Fahrzeuge mit guten Bremsen ausgestattet sein müssen. Nachdem hier keine Motorräder erwähnt sind, bin ich mir unsicher, ob ich diese Straße befahren darf. Am Automaten ist eine Telefonnummer angebracht, die man anrufen kann, wenn der Automat mal Wehwechen haben sollte. Ich rufe diese Nummer an, eine freundliche Dame meldet sich und ich frage, ob das Befahren der Straße auch mit Motorrad gestattet ist. Sie bejaht und ... siehe da ... die Schranke öffnet sich – toll! 
Was sich aber dann in der nächsten Stunde an Eindrücken abspielt ist überwältigend. Die Straße schlängelt sich immer höher hinauf, bis die Schneefallgrenze der letzten Nacht erreicht ist. Ab hier wird der Weg dann auf einer geräumten Straße (Schneeräumung – norwegisch: snøbrøting) fortgesetzt. Es ist nichts los, es kommen hinter mir keine Autos und von oben kommen mir zwei Autos entgegen). An der Hütte auf 1841m angekommen – aber auch schon von unterwegs – eröffnet sich mir ein wundervolles Panorama. Das Skigebiet ist nicht geöffnet – weiß der Geier warum nicht, es besteht anscheinend auch nur aus einem Lift – und der Abzweig dorthin ist auch nicht sonderlich breit. Auf dem Bild unten ist auch ein Gletschersee zu sehen, in den ein kleiner Gletscher mündet. Von Zeit zu Zeit kracht es da etwas, also ein kalbender Gletscher – es ist zwar nichts zu sehen, aber dafür hört man es gut. 
Ich drehe um und mache noch einen kurzen Halt an der Hütte. Die Juvasshytta liegt im norwegischen Jotunheimen-Nationalpark, das Sommerskizentrum heißt übrigens Galdhøpiggen. Der Parkplatz vor der Hütte ist jedoch bis auf den letzten Platz besetzt. Wo sich die Menschen befinden, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich wird die Hütte als Stützpunkt für Wanderungen in die wirklich wunderschöne Bergwelt genutzt. Übrigens hängen vom Hüttendach Eiszapfen herunter, die, nachdem sie jetzt schon wieder im Schatten liegen, aufgehört haben zu tropfen – ebenso ist der Schnee, der neben der Hütte am Rand im Schatten liegt, ein ausgesprochen feiner Pulverschnee. Das lässt ein wenig die Temperaturen hier oben abschätzen. Ich finde nämlich kein Thermometer und meine Temperaturanzeige am Motorrad spielt verrückt – sie gaukelt mit 9°C vor. Trotzdem ist es nicht kalt, die Sonne wärmt wunderbar und ich fühle mich in dieser Umgebung pudelwohl.
Nach ein wenig Herumschlendern geht es wieder bergab, nicht ohne jedoch mehrmals anzuhalten, um nochmals schöne Fotos zu schießen – es reizt ganz einfach ;-). Ins Navi Lillehammer eingegeben – von hier oben findet er keine Route, da er diese Straße nicht kennt; das ist ausgesprochen ungewöhnlich! Unten angekommen zeigt das Navi dann 210 Kilometer an, also ca. 3 Stunden. In Lillehammer möchte ich noch die Olympiastätte besichtigen und mir dann anschließend einen Campingplatz mit einer Hütte suchen. Den Abzweig Lillehammer genommen, folge ich den Hinweisschildern Olympiapark – allerdings ohne besonderen Erfolg, da die Straße zu Park gesperrt ist, da sie für ein Groß-Event benötgt wird. Es findet gerade heute das „Birken – World’s largest MTB race“ statt, dementsprechend viele Menschen an vielen Plätzen und unfassbar viele Mountainbiker sind unterwegs. Also fahre ich noch ein paar Kilometer weiter und entscheide mich bei strömenden Regen, es sollte doch hoffentlich nur ein Schauer sein, den nächsten Campingplatz anzufahren. Dieser hat noch eine Hütte frei, bevor ich dann morgen Oslo ansteuere.

Ab hier beginnt meine nächste tappe, die eine kleine Städtetour mit je zwei Nächten in Oslo und Göteborg und einer Nacht in Kopenhagen sein wird ...

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