... also zurück zum Motorrad, das ist ja direkt vor dem Zugang zum Turm abgestellt, meine Tanktasche befestigt und losgefahren ... tja, denkste ... gestartet, angefahren und schon habe ich mich auf den Hals gelegt :-(. Ich liege unter dem Motorrad, immerhin bilden die Seitenkoffer und der Lenker einen ordentlichen Abstand zwischen Motorrad und Fahrbahn, sodass ich nicht eingeklemmt bin. Ein paar hilfreiche Passanten helfen mir hervor und richten mein Motorrad wieder auf. Vom Bremshebel sind die letzten 20% abgebrochen, was aber nicht so schlimm ist, da eine Bremsung mit den 80% Rest des Hebels noch locker funktioniert. Irgendwie habe ich mir doch eine Prellung zugezogen. Der hintere Muskel am Oberschenkel schmerzt, ich kann aber ohne Probleme fahren. Gehen ist etwas mühsam, aber Fahren funktioniert. (Übrigens ist es Dienstag [1.8.] an dem ich diese Zeilen schreibe und die Prellung ist nach wie vor vorhanden und macht das Gehen etwas mühsam; es wird aber wieder vergehen ;-). Das habe ich nun noch gebraucht - etwas mehr als 4.500 Kilometer gefahren und auf den letzten 17 Kilometern passiert mir so eine Schei.... . Tja ...
... okay, dann fahre ich nach Livorno zum Bahnhof, dort bin ich schon um 12 Uhr, sind ja echt nur wenige Kilometer, setze mich in den Schatten und lese. Nach und nach treffen immer mehr Motorradfahrer ein. "Boarding" für uns ist um 16:30 - der Zug fährt aber erst um 19:25 - also haben wir eine Menge Zeit um zu plaudern, Gedanken auszutauschen, politische Gespräche zu führen - es warten ja nicht nur österreichische KollegInnen, sondern tschechische, polnische und auch deutsche Motorradfahrer. Alle wollen nach Hause! Übrigens sind wir alle der ÖBB sehr dankbar, dass sie die Auto-/Motorradreisezüge am Leben halten. Die Züge, die von oder nach Deutschland fahren, sind von der Deutschen Bahn abgegeben worden und würden nicht mehr fahren, wenn Österreich diese Strecken nicht übernommen hätte. Das würde z.B. die Strecke Wien - Düsseldorf und Wien - Hamburg betreffen. Wir alle rätseln, warum Deutschland diese Züge nicht mehr haben wollte, denn so defizitär können sie nicht sein. Es zeichnet sich ab, dass der Zur total voll sein wird.
Die Motorräder werden schon um 15:45 verladen, zumindest diese, die schon da sind; es treffen nachher immer noch einige ein. Nachdem die Arbeit getan ist, die Plaudereien über Gott und die Welt bzw. Trump und Umweltpolitik (es gibt unter den mitfahrenden Kollegen doch tatsächlich einige die der Meinung sind, dass der Klimawandel tatsächlich nur eine Erfindung ist, und nicht von Menschen verursacht ist) werden noch ein paar Bierchen besorgt, angestoßen und wir lassen es uns gutgehen.
Um ca. 18:45 wird dann der Zug am Bahnsteig bereitgestellt und wir beziehen unsere Abteile. Die meisten haben entweder Schlafwagen oder Liegewagen, nur wenige fahren im Sitzabteil. Wie die Hinfahrt gezeigt hat, ist ein Sitz in einem Abteil aber wesentlich lustiger und die Bekanntschaften die geschlossen werden auch um einiges unterhaltsamer. Ich teile mir das Abteil zunächst mit mir alleine, es sind alle Plätze reserviert, doch die anderen fünf Mitfahrenden haben es sich anscheinend dann doch noch anders überlegt. Ein zweiter gesellt sich dann noch hinzu, ebenfalls ein Motorradfahrer und wir plaudern über dies und das, bis sich herausstellt, das er Student in Krems ist. Der Zug setzt sich langsam in Bewegung und wir hoffen sehr, dass wir das Abteil für uns alleine haben werden und dann eine angenehm ruhige Nacht verbringen werden. Soweit so gut - es funktioniert auch die ersten zwei Stunden, bis dann in Bologna sehr viele Mitreisende zusteigen und sich in unser Abteil noch eine Mutter mit ihrer fast sechsjährigen ;-) Tochter gesellt. Irgendwann ist dann Nachtruhe angesagt, wir teilen uns die Plätze mehr oder weniger nach Größe und Körperfülle auf und verbringen im Großen und Ganzen eine recht geruhsame Nacht ...
... am Sonntag, den 30.8.
erreicht der Zug um 8:50 den Hauptbahnhof Wien, dort ist Endstation - diejenigen, die mit dem Auto oder dem Motorrad unterwegs sind, dürfen sitzen bleiben. Sie fahren noch ca. einen Kilometer bis zur Entladestelle, nehmen ihr Gefährt entgegen und weiter geht es. Für mich auf dem schnellstens Weg nach Hause, mit einem kurzen Stop beim Bäcker, um ein Brot und ein paar Semmeln zu kaufen. Zu Hause wartet ein Frühstück auf mich, was meine Tochter und ihr Freund für uns vorbereitet haben - sehr sehr nett :-))).
Nach dreieinhalb Wochen und gefahrenen 4.572,8 Kilometern - von Haustür zu Haustür - bin ich also wieder zu Hause. Habe mich echt wieder auf zu hause gefreut und werde jetzt mal anfangen die Tour nachzulesen und "zu verdauen". Auch dieses Jahr waren die Eindrücke wieder überwältigend und nach einem Sacken und Sortieren der gesamten Eindrücke, werde ich auch noch eine Resümee ziehen - aber das kommt später ...