16.8. Freitag: Es gibt nicht sehr viel erzählen, es wird eine Reisetag werden. Heute geht es von Edinburgh nach Inverness. Irgendwie bin ich die tausenden Menschen leid, der Menschenauflauf war schon heftig. Wie erwartet hat es fast die gesamte Nacht geschüttet; ich mag das Geräusch auf dem Zeltdach und der Wind gestern hat den Boden etwas aufgetrocknet. Für heute ist zumindest bis Mittag schlechtes Wetter vorhergesagt. Daher bewegt mich nichts, um aus dem Zelt zu krabbeln. Übrigens hat der Sturm, man kann den Wind so bezeichnen ordentlich am Gestänge des Zelts gezerrt, auch das ist nicht übel, wenn man dem Zelt vertrauen kann. So gegen 9:30 hört es überraschender Weise auf, aufs Zeltdach zu schlagen. Kurz nachgeschaut, es hat aufgehört zu regnen und es blinzelt sogar ein wenig die Sonne hervor. Ich verstaue also meine vorbereiteten Sachen auf dem Motorrad und baue mein Zelt ab. Das ist weitaus schwieriger als gedacht. Es stürmt - warum mussten sie den Zeltplatz auf einem Hügel anlegen, der Wind und Wetter ausgesetzt ist. Die Wohnmobile etc. haben ihren Patz in tieferen, windgeschützten Lagen. Nach einiger Zeit gebe ich es auf, mein Zelt ordentlich zusammenzulegen und im Packsack zu verstauen. Es flattert im Wind nur so dahin, immerhin ist es auf diese Art trocken geworden ;-). Ich werde es also in den Händen so gut wie es geht, zusammenlegen müssen. Am Ende verstaue ich es so halbwegs gefaltet in meiner Gepäcktasche. Es kann also losgehen ...
Bis Inverness ist die kürzeste Strecke mit 2:58 Stunden angegeben. Es sind 251 Kilometer, schlussendlich werden es dann 321 Kilometer und 5:55 Stunden. Ich entschließe mich nämlich nicht die direkte Strecke zu fahren, sondern den "Umweg" quer durch die Highlands. Ein Teil dieser Strecke führt an dem Weg vorbei, den ich vor 4 Jahren im Juni abgewandert bin. Der West Highland Way
beginnt in Glasgow (eigentlich Milngavie - etwas außerhalb von Glasgow) und führt dann über 158 Kilometer quer durch die Highlands nach Fort William. Dieser Weg war über 8 Tage Wanderung eine außergewöhnliche Erfahrung und wenn ich an diese Erlebnisse, diese Ruhe, dieses In-Mich-Kehren zurückdenke, dann kommen genau diese Gefühle wieder zum Vorschein. Ich kann nur jedem empfehlen, diesen landschaftlich herausragenden Weg zu gehen. Man vergisst es nicht! Wenn ich jedoch vor vier Jahren dieses Wetter gehabt hätte, was mich heute durch die Landschaft begleitet, dann wären die Erinnerungen möglicherweise nicht so positiv. Heute schüttet es und es stürmt, dass ich manchmal glaube, mich weht es vom Motorrad herunter. Trotzdem und da ich die Landschaft kenne, ist es wieder da, als würde ich den Weg erneut gehen. An einigen bekannten Orten komme ich vorbei und habe das Gefühl, als wäre ich erst gestern dort gewesen. Wenn nicht der Regen wäre und die Berge verhangen, dann wäre es unschlagbar. Auf dem Rückweg von Inverness komme ich dort ja nochmal vorbei, vielleicht habe ich besseres Wetter und ich kann ein paar Bilder hier in den Blog geben. So aber erreiche ich nach fast 6 Stunden Fahrt mein neues Quartier - es ist ein Landpod
- in so etwas habe ich noch nie übernachtet - aber dazu morgen mehr.
Etwas Ungewöhnliches gab es unterwegs noch, eine Straßensperre. Es gab kurz nach dem Abzweig nach Inverness, von dort sind es noch ca. 90 Kilometer, einen Megastau. Als Motorradfahrer fährt man an der Kolonne natürlich vorbei, denn so breit wie ein Auto ist man nicht und man kann sich immer wieder einordnen. Das haben dann einige Motorradfahrer so gemacht und ich natürlich auch ;-). Wir kamen dann zu einem Straßenschild, dass uns die Weiterfahrt versagte. Der freundliche Herr von der Straßenmeisterei teilte uns mit, dass die Sperre ca. 30 Minuten dauern würde. Eine Umfahrung ist nicht möglich oder hätte 1,5 Stunden mehr Zeit benötigt. Also warten wir, irgendwann geht es dann weiter und was sich als Grund für die Sperre herausstellt, ist ein, auf die Fahrbahn, umgestürzter Baum. Dieser musste natürlich erst beseitigt werden. Er hatte sicher einen Durchmesser von mehr als einem Meter. Dass es bei diesem Verkehr kein Auto erwischt hat, grenzt an ein Wunder. Es lag kein demoliertes Auto herum, keine Autoteile und auch keine Flüssigkeiten waren zusehen.
Die folgenden zwei Bilder sind die einzigen, die ich heute geschossen habe. Zum einen gab es nicht wesentlich mehr, zum anderen ist es äußerst mühsam, nach dem Fotografieren und das geht nur ohne Motorradhandschuhe, wieder in die feuchten Handschuhe zu kommen - das dauert doch etwas länger und nervt.