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Gedanken und Vorbereitungen
"Reisevorbereitungen ... im Zeichen des bevorstehenden Brexits" 

Nach langen Überlegungen und Abwägungen wird die diesjährige Motorradtour eine "politische" Reise werden. Das vereinigte Königreich fehlt mir noch in meiner Sammlung der abgekurvten europäischen Strecken. Daher habe ich mich entschlossen, kurz vor dem geplanten BREXIT - er soll ja am 31. Oktober vollzogen werden - Großbritannien mit dem Motorrad zu bereisen. Ist schon komisch, ich habe einige britische Freunde und Freundinnen, alle sind der Meinung, dass ein Brexit nicht wirklich Sinn macht. Vielleicht aber höre ich in diversen Pubs auch eine andere Meinung - bin echt gespannt!
Gut, aber zurück zum Vorhaben - so wird die Tour nach der derzeitigen Planung aussehen: es werden nach Google Maps mindestens 4.700 Kilometer sein, die mich von Hamburg (ich reise Donnerstagabend am 8.8. mit dem Autoreisezug zunächst in die Hansestadt) über Wuppertal zu einem kleinen Heimatstop, nach Hoek van Holland, dem Fährhafen in der Nähe von Rotterdam und dann hinüber auf die Insel führen. Von dort geht es in Richtung Edinburgh, Inverness und zur landschaftlich besonders reizvollen Insel Skye. Von hier aus zurück über die Highlands, die ich im Sommer 2015 über den West Highland Way abgewandert bin (dazu später mehr) auf die irische Insel nach Belfast und Dublin und zurück auf die britische Insel nach Liverpool. Dann schnurstracks gen Süden und über den Ärmelkanal nach Paris, Zürich und zurück nach Wien. Diese Strecke hört sich sehr sehr weit an, doch wird sie mindestens 1.500 Kilometer kürzer sein, als die letztjährige Fahrt zum Nordkap.

Ich bin mal wieder vier Wochen on-the-road, auch dieses Jahr wird es intensiv werden - aber so soll es ja sein, sonst ist es doch fad ;-).

Wie immer sind die Autoreisezug-Verbindungen in Grün eingezeichnet, die Fährverbindungen in Blau und die zu erwartende Motorradstrecke in Rot

Eins vorweg - ... und so wie im letzten Jahr, möchte ich mich gleich für die vielen Rechtschreibfehler entschuldigen, die in all meinen Berichten noch zu finden sind und im Laufe dieses Blogs auch wieder zu finden sein werden. Für das bessere Verständnis, dass Rechtschreibung vollkommen überschätzt wird - nein, im Ernst, das war ein Scherz - möchte ich folgenden Artikel von Wissenschaft.de zitieren. Das Bild bzw. der Text um den es geht, ist vorangestellt. Die Leser des letztjährigen Berichts werden das "rote Schriftstück" schon kennen ;-).

"Bekömmlicher Buchstabensalat
Wörter bleiben auch dann problemlos lesbar, wenn die Reihenfolge der Buchstaben vertauscht wird ? vorausgesetzt, der erste und der letzte Buchstabe bleiben an ihrer Position. Das hat ein britisch-amerikanisches Forscherteam in einer Studie mit 30 Studenten gezeigt und damit eine Behauptung wissenschaftlich bestätigt, die bereits vor etwa zwei Jahren im Internet kursierte. Die vertauschten Buchstaben fordern jedoch ihren Tribut vom Leser: Seine Lesegeschwindigkeit sinkt deutlich ab, wobei die Stärke dieses Effekts von der Stellung der Veränderung im Wort abhängt.

„Nach eienr Stidue der Uinverstiaet Cmabridge ist es eagl, in wlehcer Reiehnfogle die Bchustebaen in Woeretrn vokrmomen“. Mit diesem Satz begann der Text, der vor gut zwei Jahren im Internet die Runde machte. Zwar existiert keine solche Studie der Universität Cambridge, aber das Phänomen ist verblüffend: Fast jeder kann den Satz flüssig lesen, obwohl in kaum einem Wort die Buchstabenreihenfolge korrekt ist.
Diesen Text nahmen auch Rayner und seine Kollegen zum Anlass, um die Lesbarkeit solcher Wörter genauer zu untersuchen. Sie ließen 30 Freiwillige insgesamt 80 Sätze lesen, in denen sie bei rund der Hälfte der Wörter die Buchstaben durcheinandergebracht hatten. Einige dieser Veränderungen betrafen ausschließlich die Mitte des Wortes, andere die ersten Buchstaben und wieder andere die Buchstaben am Ende.

Das Ergebnis: Trotz der subjektiv guten Lesbarkeit der meisten Worte beeinträchtigten die Veränderungen die Lesegeschwindigkeit der Probanden. Handelte es sich bei dem Vertauschten um die Wortmitte, wie es auch im obigen Beispielsatz der Fall ist, nahm die Geschwindigkeit um lediglich 11 Prozent ab. Betraf die Veränderung das Wortende, waren es bereits 26 Prozent, und bei Veränderungen am Wortanfang fanden die Forscher eine durchschnittliche Verlangsamung um 36 Prozent. Die veränderten Anfangsbuchstaben führten sogar dazu, dass etwa die Hälfte der Probanden Schwierigkeiten hatte, einzelne Wörter zu verstehen.

Das zeige, wie wichtig der erste Buchstabe für das Erkennen und Verstehen eines Wortes ist, so die Psychologen. Außerdem gebe es bestimmte Schlüsselbuchstaben in einem Wort, deren Anwesenheit auch unabhängig von ihrer Position für das Verständnis unabdingbar seien. Bereits in früheren Studien habe sich nämlich gezeigt, dass das Ersetzen von Buchstaben die Lesbarkeit eines Wortes extrem beeinträchtigt."

Keith Rayner (Universität Massachusetts, Amherst) et al.: Psychological Science, Bd. 17, Nr. 3 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel, 18. Januar 2006, © wissenschaft.de

Donnerstag, 25.7.: ... jetzt ist es also passiert ... Boris Johnson ist neuer britischer Premierminister und wurde gestern von Ihrer Majestät, der Königin von England, in dieses Amt ernannt. Die britische und internationale Presse überschlägt sich, da doch eine gehörige Portion Unsicherheit herrscht. Hier soll nur ein kurzer Auszug des heutigen ORF Kommentars wiedergegeben werden, der in drastischen Worten beschreibt, wie die "Machtübernahme" vonstatten gegangen ist:

„Ein Blutbad“
Der BBC-Journalist Nicholas Watt zitierte via Twitter einen namentlich nicht genannten „Unterstützer“ Johnsons im Hinblick auf den Umbau der Regierung mit den Worten: „Das ist ein Blutbad. Es geht nicht um Bleiben oder Gehen. Es geht darum, bist du für Boris oder gegen ihn.“ Das Ganze sei eine „Revolution“, um den Brexit über die Bühne zu bringen. Watt, Redakteur der „BBC News Night“, betonte auch zu Handelsstaatssekretär Liam Fox, dieser sei rausgeschmissen worden und nicht freiwillig gegangen.
Der gesamte ORF Artikel ist unter diesem Link zu finden: https://orf.at/stories/3131429/  

Es wird die nächsten Wochen spannend und es wird noch spannender, die Diskussion "vor Ort" zu verfolgen. Nachdem meine Blogs auch als Zeitdokumente zu verstehen sind, natürlich sind sie in irgendeiner Art und Weise selektiert und daher können sie nicht objektiv sein - ich bemühe mich aber - werde ich das Geschehen auf der Insel, und wie es uns überzeugten EU Bürgern damit geht (soviel zur Objektivität ;-)), verfolgen und zeitweilig schon vorab hier weiter dokumentieren. Auch aus Eigeninteresse, ich kann es dann irgendwann nachlesen.

Montag, 29.7.: es sind noch eineinhalb Wochen bis ich meine Tour antrete, irgendwie wird es Zeit. Am Wochenende habe ich mich dann mit ein paar Sehenswürdigkeiten befasst, die ich im Laufe meiner Reise besichtigen möchte: Hadrianswall, Stonehenge und The Seven Sisters sind schon fix eingeplant. Was hat sich aber sonst noch so die letzten Tage ergeben. Natürlich gab es wieder Nachrichten zum Brexit, von denen ich besonders eine sehr interessant gefunden habe und hier wiedergeben möchte.

"Irland hat ebenso wie die übrigen EU-Staaten gegenüber Johnson betont, eine Neuverhandlung des Brexit-Vertrages und damit auch des Backstops werde es nicht geben. Am Freitag warnte Irlands Regierungschef Leo Varadkar, im Falle eines harten Brexit werde sich wieder die Frage nach einer Vereinigung von Irland und Nordirland stellen. Wenn Großbritannien Nordirland gegen den Willen der Mehrheit der Menschen dort aus der Europäischen Union herauslöse, ihnen die EU-Bürgerschaft nehme und das Karfreitagsabkommen gefährde, würden diese Fragen aufkommen, 'ob wir es wollen oder nicht'. Die vergleichsweise durchlässige Grenze zwischen Irland und Nordirland ist Teil des 1998 abgeschlossenen Karfreitagsabkommens. Ziel war ein Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Nordirlandkonflikt. Politiker in Irland und in Großbritannien befürchten, eine harte Grenze auf der irischen Insel könnte die Gewaltbereitschaft in Nordirland wieder anfachen." 

Eine sehr interessante Möglichkeit! Übrigens wird jetzt von der regierenden britischen Seite fix mit einem harten Brexit gerechnet (ORF, 29.7.2019). Es werden entsprechende Vorbereitungen getroffen; so werden vom Finanzminister eine Milliarde britische Pfund zur Verfügung gestellt und das Aushandeln eines Freihandelsabkommens mit den USA hat höchste Priorität.

Mittwoch, 31.7.: Der Juli neigt sich dem Ende und die Vorbereitungen für meine Tour nehmen Fahrt auf. In Gedanken fahre ich schon ;-), doch sind es noch 6 Arbeitstage. Tickets sind gebucht. Zum einen die OEBB Tickets - Autoreisezug Wien-Hamburg und Feldkirch-Wien, zum anderen die Fähren von Hoek van Holland nach Harwich, von Schottland nach Belfast, von Dublin zurück zur größeren Insel und von dieser wieder auf den europäischen Kontinent. Das sind mal wieder die üblichen Fixpunkte, alles Weitere wird sich dann während der Fahrt ergeben. 

An dieser Stelle wieder ein kurzes Update zu den Brexit Vorbereitungen; es sind ja immerhin 2 Tage in der schnelllebigen politischen Landschaft ins Land gezogen. Wie immer ist es äußerst interessant die Finanzmärkte zu beobachten und in diesen Wochen besonders der Wechselkurs des Euros zum britischen Pfund:

Die Grafik der Bank Austria zeigt den Verlauf des Wechselkurses von EUR zu GBP. Am 23.7. war das Britische Pfund noch mit 0,892 EUR notiert. Nach der Wahl von Boris Johnson zum neuen britischen Permier startete das GBP einen Sinkflug, der gestern zunächst einmal zum Stillstand gekommen ist. Dies zeigt deutlich die Verunsicherung der Finanzmärkte in Bezug auf den bevorstehen ungeregelten Brexit. 

Es lohnt sich, die Finanzcharts regelmäßig zu verfolgen, denn, wie heißt es so schön - "Geld regiert die Welt". Finanzmärkte sind ein sehr sehr sensibles System und reagieren sofort auf irgendwelche wirtschaftlichen und politischen Veränderungen.

Die Verunsicherung der Finanzmärkte lässt sich auch durch den Umstand der Besuche des Premierministers Johnson in Schottland und in Wales der letzten 2 Tage erklären. 
Auf der Webseite des Scottisch Government is am 31.7. zu lesen: "On 23 June 2016 the people of Scotland voted decisively to remain within the European Union (EU) ... While there is no broad consensus for the Brexit deal, the decision ought to be put back to the people in a second EU referendum - that is the responsible and democratic thing to do. ... We continue to believe that staying in the EU is the best option for Scotland and the whole of the UK, and continue to make the case for this. In the present circumstances, our preferred option is to back another referendum which includes the choice to remain in the EU. We have also been prepared to discuss possible compromises and this continues to be our position. We were the first administration in the UK to set out a substantive policy response in December 2016. ..."  Für Schottland wird es spannend, es könnte ein zweites Referendum zum Verbleib von Schottland im Vereinigten Königreich geben. Es gibt ein sehr starkes Signal verschiedener politischer Parteien Schottlands die, Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich voranzutreiben.
Auf der Welsh Government Homepage wird der bevorstehende Brexit in anderer Form diskutiert. Hier geht es überwiegend darum, wie sich Wales auf den geregelten oder ungeregelten Brexit vorbereiten kann. Trotzdem vermisst auch Wales eindeutige Antworten auf das, was kommen wird, wie auf der ORF Homepage von heute zu lesen ist: "Wales vermisst 'ernsthafte Antworten' - Am Tag nach seinem Besuch in Schottland hat der britische Premier Boris Johnson am Dienstag auch in Wales heftigen Gegenwind für seinen Brexit-Kurs zu spüren bekommen. Dabei stimmten die Waliser im Gegensatz zu den Schotten beim folgenschweren Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 noch für den Ausstieg des Vereinten Königreichs aus der EU. ..."

Am Ende dieser Ausführungen möchte ich noch den Link zur Rede von Schottland's First Minister Nicola Sturgeon zur Verfügung stellen. Ihre Rede vom 24. April 2019 mit dem Titel "Brexit and Scotland's future" ist ausgesprochen bemerkenswert, besonders ihre ersten Sätze unterstreichen auch die wichtige friedensstiftende Bedeutung der Europäischen Union.

Dienstag, 6.8.: ... zwei Tage noch - oder besser zweieinhalb - dann geht es endlich los.  ... das war soeben wohl ein kleiner Vorgeschmack auf das britische Wetter. Es ist 6:45 und ich sitze doch ein wenig angefeuchtet vom Regen in der Arbeit. Es hatte sich dieser schon vor der Haustür angekündigt, doch dachte ich da noch, ich würde es trocken bis zum Arbeitsplatz schaffen, leider Fehlanzeige. Aber für solche Situationen habe ich eine zweite Kleidungsgarnitur im Büroschrank deponiert, also geht es wieder und mein nasses Gewand hängt hinter der Tür am Garderobenständer zum Trocknen auf.
Was aber gibt es sonst Neues? Nichts, außer, dass die Vorfreude jetzt wirklich steigt!!! Um den Brexit ist es die letzten Tage erstaunlich ruhig geworden, sodass es auch von dieser Seite aus nichts zu berichten gibt. Aber das war angekündigt, da auch das britische Parlament urlaubsbedingt seine Arbeit heruntergefahren hat. Es werden im Hintergrund irgendwelche Vorbereitungen laufen, die demnächst dann wieder in der Tagespresse nachzulesen sind.
Oja - es gibt doch noch eine Neuigkeit. Nachdem mein Weg Dublin kreuzt, habe ich gestern eine Konzertkarte für "Riverdance" gebucht. Die älteren Leser unter Euch werden sich eventuell erinnern können. Mitte der Neunziger Jahre etablierte sich eine Tanzgruppe "Lord of the Dance" um den Ausnahmetänzer Michael Flatley. Lord of the Dance hatte seinen Ursprung in Riverdance (dazu dann mehr an geeigneter Stelle von meiner Tour), es ist die Nacherzählung einer alten irischen Legende vom Kampf der guten Mächte gegen die bösen Mächte. Sie hatten am 28. Juni 1996 im Point Theatre in Dublin Premiere und waren anschließend in jeder Fernsehshow zu sehen. Mich hat die Kombination aus irischer Musik und Stepptanz sehr fasziniert und ich gönne mir daher eine Aufführung von Riverdance am Ursprungsort. 
... wie gesagt, oder geschrieben ... in zweieinhalb Tagen geht es los ...

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